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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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gespreizten Armen und Beinen in Form eines großen X daran festgeschnallt. Er war nackt.
    Der Trommelwirbel veränderte sich und brach ab, als einer von Urlaks Söhnen die Bühne von der anderen Seite betrat und sich verbeugte. Barlok erinnerte sich an den Namen Ore, es war der Junge, der ihn mit dem Dolch verletzt und beinahe getötet hätte.
    »Du solltest dir das nicht ansehen«, wandte sich Thalinuel an den Prinzen. »Setzen wir uns nach hinten in den Wagen, dann erzähle ich dir weiter von meiner Welt.«
    Erstaunt blickte Barlok sie an, wunderte sich, warum sie den Jungen von dem harmlosen Vergnügen abbringen wollte.
    »Aber ich will das sehen«, widersprach Harlan und schüttelte heftig den Kopf. »Endlich mal ein bisschen Abwechslung. Alanion hat das manchmal auch gemacht. Er konnte sehr gut Messer werfen. Egal wie knapp er geworfen hat, er hat niemals jemanden verletzt.«
    Für Ore galt das nicht. Erneut setzte ein Trommelwirbel an, diesmal nur kurz, während der Nocturne Maß nahm und sein erstes Messer schleuderte. Die Klinge bohrte sich in die linke Handfläche des Gefangenen. Dieser bäumte sich in seinen Fesseln auf, schaffte es jedoch, einen Schrei zu unterdrücken.
    Ein Raunen ging durch die Zuschauer, doch es klang keineswegs entsetzt, und erst jetzt begriff Barlok plötzlich voller Abscheu, dass es sich keineswegs um einen Fehlwurf gehandelt hatte. Jetzt wurde ihm auch klar, warum Thalinuel versucht hatte, Harlan davon abzubringen, sich die Vorstellung anzusehen.
    Wie hatte er nur so naiv sein können? Vermutlich hatte er die Wahrheit gar nicht sehen wollen , weil sie so schrecklich war. Bei den Menschen mochte eine Gaukleraufführung ein harmloses, fröhliches Vergnügen sein, doch ein Volk, das sich den Göttern der Finsternis verschrieben hatte, verstand unter Vergnügen etwas ganz anderes. Sie ergötzten sich an Blut und Grausamkeiten, und Urlaks Truppe lieferte ihnen genau das.
    Die Craal kannten nur eine Strafe für ein Vergehen. Die Nocturnen, die sie hergebracht hatten, waren nicht einfach nur Gefangene gewesen, sondern Todgeweihte, deren Hinrichtung während der Vorführung durchgeführt wurde!
    Ein weiterer kurzer Trommelwirbel, und Ore schleuderte sein nächstes Messer. Es bohrte sich in die rechte Hand seines Opfers.
    »Der ist aber schlecht!«, empörte sich Harlan. »Er tut ihm ja weh!«
    »Du solltest auf Thalinuel hören und dir das wirklich nicht ansehen«, sagte Puschel. »Weißt du, die Nocturnen sind anders als wir. Ihnen macht es Freude, anderen wehzutun.«
    »Du meinst, er trifft ihn absichtlich?« Mit großen, ungläubigen Augen starrte der Prinz ihn an. »Die sind aber wirklich böse. Dann will ich das erst gar nicht sehen.« Mit dem Fellknäuel auf dem Arm erhob er sich und setzte sich in eine hintere Ecke des Wagens. »Dann erzähl mir was, wie du es versprochen hast«, forderte er Thalinuel auf.
    Die Elbin nickte, stand auf und ging zu ihm hinüber, während der nächste Trommelwirbel ertönte. Die Menge vor der Bühne begann zu jubeln und zählte die Treffer lautstark mit …
    Thalinuels Geschichte, Januar 11658 alter Zeitrechnung der Elben
    Man bereitete ihnen einen kühlen Empfang, als sie nach Talarien zurückkehrten, aber das überraschte Thalinuel nicht. Sie waren in der Erwartung eines überwältigenden Sieges aufgebrochen, doch stattdessen kehrten sie als Besiegte heim. Aber das war es nicht allein, wie sie rasch herausfand. Schmährufe erklangen, während sie langsam mit Molakan und einigen anderen aus seinem engeren Führungsstab durch die Straßen ritt.
    Auch Olvarian befand sich bei ihnen. Kurz bevor sie die Stadt erreicht hatten, war er mit seinen Truppen wieder zum Rest des Heeres gestoßen. Sein Bericht hatte heftige Diskussionen ausgelöst, und er hatte sich eine Menge Vorwürfe von Molakan anhören müssen: dass er zu weit gegangen wäre, als er so große Verwüstungen in Saltinan angerichtet hatte. Dies war ganz und gar nicht das Ziel seiner Mission gewesen.
    Auch die Schmährufe, mit denen sie nun in Talarien bedacht wurden, bezogen sich hauptsächlich darauf. In den Gesichtern vieler Elben, an denen sie vorbeikam, las Thalinuel Zorn, aber auch Unverständnis und Unsicherheit, sogar Angst davor, welche Reaktionen ihre Tat auslösen würde.
    Sie achtete kaum darauf, fühlte sich noch immer wie betäubt. Zu frisch wühlte der Schmerz über den Verlust Verilons in ihr. Sein Tod war für sie schlimmer als alles andere.
    Vor dem Sitz des Bewahrers der Säulen

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