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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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hatte.
    Seit Barlok das seltsame Wesen kannte, war er an Überraschungen gewöhnt, doch diese bereitete ihm die größte Sorge. Wer oder was war das so harmlos erscheinende Fellknäuel wirklich, welche Fähigkeiten besaß es, und vor allem – welche Absichten hegte es? Denn spätestens nach dem, was Thalinuel nun herausgefunden hatte, gab es für ihn keinen Zweifel mehr daran, dass es ein ganz eigenes, bislang undurchsichtiges Spiel trieb.
    Es gehörte zu keinem der sonstigen in dieser Zeit lebenden Völker, weder zu denen des Lichts noch denen der Dunkelheit, so viel immerhin stand fest. Das war schon aus dem wenigen hervorgegangen, was Alanion ihm erzählt hatte. Auch dem Elbenfürst war ein Wesen wie dieses noch nie zuvor begegnet. In gewisser Hinsicht war Puschel hier ebenso fremd und gehörte so wenig hin wie er selbst und Thalinuel.
    Nach einer Weile, als es dunkel geworden war und der Platz nur noch von Feuern und zahlreichen Fackeln erleuchtet wurde, erschienen einige Craal, und der Prinz kam zu seinem Wagen herüber und stieg herein. Barlok konnte nicht sagen, ob sich sein Peiniger von letzter Nacht bei den vierarmigen Kreaturen befand.
    Zunächst hatte er gedacht, die Craal wollten nur kontrollieren, ob sie wirklich wie befohlen auftreten würden, und die Vorbereitungen überwachen, doch dann sah er, dass sie nicht allein gekommen waren. Bei ihnen befanden sich rund ein Dutzend Gefangene. Nocturnen, die an den Händen gefesselt und zudem mit einem Seil aneinandergebunden waren. Mit gesenkten Köpfen schlurften sie hintereinander her. Der Blick ihrer Augen war leer, und gelegentlich ließ einer der Craal eine Peitsche auf sie niedersausen, wenn sie für seinen Geschmack nicht schnell genug gingen.
    Oder auch nur zu seinem eigenen Vergnügen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Barlok überrascht.
    »Sie werden wohl für die Vorführung benötigt«, erwiderte Thalinuel. Auch sie musterte die Neuankömmlinge. »Ich habe aufgeschnappt, dass Urlak etwas von zusätzlichen Statisten erwähnte, die vor der Aufführung gebracht würden.«
    »Nach Freiwilligen sieht mir das allerdings nicht aus.« Barlok beobachtete, wie die Gefangenen an Urlak übergeben wurden, der sie immer noch gefesselt hinter die Bühne führte, wo sie Barloks Sicht entzogen waren. Welches Schicksal ihnen auch immer drohte, die Nocturnen schienen sich damit abgefunden zu haben, denn keiner von ihnen wagte aufzubegehren oder zeigte sonst irgendwelche Zeichen von Widerstand.
    Allmählich trafen weitere Craal und vor allem viele Nocturnen ein, und die Wiese begann sich zu füllen. Letztere immerhin waren nicht gefesselt und schienen aus freiem Willen zu kommen, doch einen sonderlich glücklichen Eindruck machten auch sie auf Barlok nicht.
    Bei seinem Volk gab es keine Gaukler und Schausteller, wohl aber bei den Menschen. Er hatte noch nie eine entsprechende Vorstellung besucht, aber von anderen gehört, dass es eine von Fröhlichkeit und Ausgelassenheit geprägte Veranstaltung war. Nichts davon war jedoch hier zu erkennen. Nur wenige der Nocturnen sprachen miteinander, stattdessen blickten viele von ihnen sich immer wieder ängstlich nach den Craal um. Furcht beherrschte die gesamte Szenerie.
    Um die Kräfte des Jungen nicht vorzeitig zu erschöpfen, hatte Thalinuel darauf verzichtet, Harlan aufzufordern, ihnen das Aussehen von Nocturnen zu verleihen. Die im Dunkeln stehenden Wagen wurden ohnehin von niemandem beachtet. Dennoch verhielten sie sich vorsichtig, spähten nur durch winzige Spalten an den Seiten der Planen.
    Der Platz füllte sich nun immer rascher. Es mussten Tausende von Nocturnen sein, die sich versammelten, viel mehr, als in dem kleinen Ort lebten, durch den sie gefahren waren. Offenbar strömten sie auch aus allen umliegenden Dörfern herbei.
    Eine schrille, disharmonische Musik ertönte, dann trat Urlak in einem blutroten Kostüm auf die Bühne. Er begrüßte die Anwesenden, bedankte sich, dass so viele gekommen waren, und versicherte ihnen mit vielen großspurigen Worten, dass sie es nicht bedauern würden, weil sie eine einmalige, ganz besondere Darbietung erwarten würde, wie es sie nirgendwo sonst auf der Welt gäbe.
    »Und nun begrüßt als ersten Künstler des heutigen Abends meinen Sohn Ore, den vermutlich großartigsten Messerwerfer, der je gelebt hat«, schloss er schließlich.
    Ein sich steigernder Trommelwirbel setzte an. Auf einem Gestell wurde eine runde Scheibe auf die Bühne gerollt. Einer der Gefangenen war mit

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