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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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gewinnen.«
    »Ich soll dich denen überlassen?«
    »Keine Sorge, ich komme schon zurecht«, log sie. Sie fand es rührend, dass der Taxifahrer sich Sorgen um sie machte.
    Da erst riss er den Wagen mit einer verdammt gekonnten Handbremsenwendung herum und trat wieder aufs Pedal – sie rasten genau auf ihre ursprünglichen Verfolger zu.
    »Bist du dir sicher?«
    »Absolut«, sagte sie. »In dem Rucksack im Kofferraum finden Sie Geld, Gold und Schmuck. Es ist nicht gestohlen.« Zumindest nicht im engeren Sinne . »Benutzen Sie es, um den Wagen zu reparieren. Oder besser: Kaufen Sie sich einen neuen davon.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja.«
    »Soll ich nicht lieber per Funk Hilfe rufen? Die Polizei oder Kollegen?«
    »Bis die hier sind, sind wir tot. Außerdem bezweifle ich, dass sie eine größere Chance hätten als wir. Tun Sie, was ich gesagt habe, dann verschwinden Sie, nehmen das Geld und erzählen am besten niemandem, dass Sie mir jemals begegnet sind.«
    Sie wusste, dass es ohnehin keine Chance mehr gab, an das Geld zu gelangen … und bezweifelte ohnehin, dass sie dafür noch länger Verwendung haben würde.
    Ihre Flucht war gescheitert.
    Und ihre Freiheit nur kurz. Doch Svenya bereute ihre Entscheidung nicht. Was jetzt geschah, war die Konsequenz ihres eigenen Handelns, nicht die der Pläne anderer, und das war auf seltsame Weise und trotz der Situation, in der sie sich befand, ein beruhigendes, ja sogar erfül-lendes Gefühl.
    Vor ihnen tauchte die Hoyerswerdaer Straße auf. Noch ehe Svenya jetzt! rufen konnte, hatte der Taxifahrer schon das Lenkrad eingeschlagen. Sie waren fast zu schnell für die Neunziggradkurve, und der Wagen hob mit den Rädern der Innenseite vom Asphalt ab. Doch wie durch ein Wunder überschlug er sich nicht und kippte auf alle viere zurück.
    »Gas! Gas! Gas!«, rief Svenya. Sie brauchte wenigstens ein bisschen Abstand, wenn der Taxifahrer leben sollte.
    »Ja, ja, ja!«, rief der zurück.
    Die Geländewagen hinter ihnen mussten wegen ihres höheren Schwerpunktes stärker abbremsen als sie, um die Kurve zu nehmen, und das verschaffte Svenya und dem Taxifahrer wieder einen gewissen Vorsprung.
    Weiter vorne konnte Svenya die Auffahrt zur Brücke erkennen. Das war zu schaffen! Plötzlich merkte sie, wie die Aufregung von ihr abfiel und sie, trotz des Adrenalins, das durch ihre Adern pumpte, ganz ruhig wurde. Ihr Schicksal, dieses verdammt noch mal in den vergangenen Wochen viel zu oft benutzte Wort, war besiegelt. Es gab nichts mehr zu tun als das, was sie sich vorgenommen hatte – als das, was getan werden musste, damit ein Unschuldiger nicht ihretwegen sterben musste.
    »Bis zur Mitte der Brücke«, sagte sie mit fester, gefasster Stimme. »Dort gerade lange genug anhalten, dass ich aussteigen kann, und dann volles Tempo weiter.«
    »Wir können immer noch versuchen, sie abzuhängen«, meinte der Taxifahrer, der zu ahnen schien, dass sie sich für ihn opferte.
    »Würde uns nicht gelingen«, erwiderte Svenya knapp. Und das war des Pudels Kern: Egal wohin sie fliehen oder wie weit sie rennen würde – es würde ihr nie gelingen, ihre Verfolger abzuhängen. In weniger als drei Stunden hatten sowohl Wargo als auch Raik und jetzt Laurins Schergen sie aufgespürt. Sie hatte einfach keine Chance. Was sich für kurze Zeit wie ein wahr gewordener Traum angehört hatte, würde jetzt hier enden. So unvermittelt, wie es in der Nacht hinter der Kaschemme am Müllcontainer begonnen hatte – wie ein beschissener Albtraum.
    Wer vor seinem Schicksal flieht, rennt ihm geradewegs in die Arme .
    Rechts aus der Wigardstraße kamen zwei weitere Geländewagen von der Seite auf sie zu und eröffneten das Feuer. Doch der Fahrer schaffte es, vor ihnen auf die Brücke zu kurven. Nur würden sie jetzt, da die Verfolger so dicht aufgeschlossen hatten, keine Zeit mehr haben, stehen zu bleiben, damit Svenya aussteigen konnte.
    »Machen Sie das Schiebedach auf«, sagte Svenya.
    »Was?«
    »Das Schiebedach«, widerholte sie. »Machen Sie es auf. Und, anders als besprochen, halten Sie nicht an. Gehen Sie nicht einmal vom Gas.«
    »Wir sind bei Tempo hundertvierzig aufwärts.«
    Statt zu antworten, griff sie zur Seitenkonsole und betätigte den Knopf für das Schiebedach. Mit einem lauten Rauschen strömte die Luft herein.
    »Einfach weiterfahren«, befahl sie und kletterte geschickt auf den Beifahrersitz. Dort angekommen, richtete sie sich auf.
    »Leben Sie wohl«, sagte sie. »Und entschuldigen Sie die

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