Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards
Skalliklyfja sie.
Du hast mich aber auch noch nicht belogen, erwiderte Svenya nüchtern. Außerdem brauche ich keine Deals mehr. Hier ist mein Plan: Wir machen sie einzeln unschädlich – einen nach dem anderen. Töten oder verletzen, das ist mir egal – aber immer nur einen auf einmal. Sobald du von dir aus nach einem Zweiten schlägst und ihn damit gegen meinen Willen auf mich aufmerksam machst, zerschmettere ich dich an einem Felsen .
Also doch ein Deal, sagte Skalliklyfja mit zynischem Unterton.
Das ist kein Deal, widersprach Svenya grimmig und eisern. Das ist meine Entscheidung … mein Wille. Gehorche, und du lebst. Verweigere den Gehorsam, und deine Existenz endet noch heute Nacht .
Auf eine merkwürdige Weise konnte Svenya fühlen, wie Skalliklyfja ihre Zustimmung nickte. Sie verharrte noch für einige Sekunden an dem Platz, an dem sie gerade war, und wechselte dann wieder die Position. Wenige Sekunden später kamen auch die Schatten wieder und begannen mit ihrer Ortung. Svenya versuchte, das Muster, in dem sie ihr tödliches Netz gesponnen hatten, zu durchschauen und suchte sich dann denjenigen Schatten aus, der als Nächstes am weitesten von der Gruppe wegschwimmen würde.
Svenya stieß sich hart vom Grund ab und schoss wie ein Pfeil in die Höhe. Sie spürte die Gestalten in der Nähe herumzucken – auch die über ihr. Doch zu spät. Sie holte aus, und Skalliklyfja tat mit einem einzigen Hieb ganze Arbeit.
Während Svenya die Richtung wechselte, um einen Punkt für die nächste Attacke auszusuchen, war sie froh, dass das Schwert – anders als sein Gefährte – weder lüstern geschlürft noch eine sonstwie obszöne Bemerkung gemacht hatte.
Sehr gut, lobte sie Skalliklyfja und spähte bereits den nächsten Gegner unter den sich erneut zusammenrottenden Dunkelelben aus. Um den gleichen Trick nicht zweimal anzuwenden und damit ihre Taktik zu verraten, wählte Svenya dieses Mal den, der der Mitte am nächsten kam. Wieder stieß sie sich mit aller Kraft ab und nutzte die Mischung aus Schwung und Auftrieb, um ganz dicht an ihrem Ziel vorüberzuschießen. Skalliklyfja reagierte dabei wie eine natürliche Verlängerung ihres Armes und trennte dem Verfolger das rechte Bein vom Rumpf.
Lass mich auch!, schrie Blodhdansr fast schon hysterisch. Ich schwöre, dass ich gehorchen werde. Gib mir Elbenblut!
Du hattest deine Chance, entgegnete Svenya kühl, während sie wieder auf den Grund tauchte, um sich ein neues Versteck zu suchen. Und du hast sie vertan .
Mir hast du nur Viehblut angeboten, stieß Blodhdansr hervor, und seine Stimme kippte beinahe.
Noch ein Wort, drohte Svenya, und es wird deine Existenz sein, die an einem Felsen endet .
Er schwieg.
Gut!
Wieder wartete Svenya geduldig, bis die Schatten sich über ihr zusammenzogen. Sie zählte jetzt noch fünf – offenbar noch immer genug, sie zu orten; aber sie merkte auch, dass es dieses Mal schon etwas länger dauerte als zuvor. Wieder um ihre Taktik nicht zu verraten, suchte sie sich jetzt einen aus, der weder in der Mitte noch am Rand schwamm.
Ein drittes Mal schoss sie nach oben, und ein drittes Mal tat Skalliklyfja gehorsam ihre blutige Arbeit. Dann noch ein viertes Mal – und danach gaben die Überlebenden auf und schwammen davon. Svenya steckte das Schwert weg und suchte sich einen Platz zum Ausruhen. Zu ihrer eigenen Überraschung störte es sie nicht, dass sie eben getötet hatte. Sie spürte nicht die Spur von Reue oder Zweifeln. Die Entscheidung war ebenso richtig gewesen wie die, den Wyrm aufzuhalten oder Charlie den Arm zu brechen.
Aber was jetzt?, fragte sie sich. Sie hatte kein Geld mehr, und ganz Dresden wimmelte nur so von Verfolgern.
Vielleicht war es das Beste, einfach weiterzuschwimmen … nach Meißen … oder vielleicht, mit ein paar Zwischenstopps, nach Magdeburg … oder sogar bis nach Hamburg. Womöglich könnte sie dort untertauchen, sich einen Job suchen, um gerade genug Geld für ein Ticket sonst wohin zu verdienen.
Da kam ihr eine Idee: Wenn sie es bis nach Hamburg schaffte, könnte sie doch bis in die Nordsee schwimmen … und von dort aus vielleicht direkt nach England … oder auch Norwegen. Dort würde man sie bestimmt nicht so schnell suchen.
Es würde ein weiter Weg sein … und Svenya hatte keine Ahnung, wie viel Kraft sie brauchen würde, um ihn zurückzulegen, und ob sie diese Kraft auch würde aufbringen können. Andererseits war dies der einzige Weg, den sie sah.
Also schwamm sie
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