Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
Vom Netzwerk:
Unannehmlichkeiten.«
    Und damit sprang sie bei voller Fahrt nach oben aus dem Wagen.

38
     
    Svenya wurde sofort von einer abartigen Mischung aus Fahrtwind, Fliehkraft und Gravitation erfasst und wie ein Blatt im Sturm durch die Luft gewirbelt. Doch wie schon zuvor gelang es ihr, die Eindrücke ihrer Augen auszublenden und sich ganz auf ihre innere Balance zu konzentrieren. Nach einem Halbsalto und zwei Drehungen landete sie sicher auf den Füßen – das davonrasende Taxi hinter, die herandonnernden Geländewagen vor sich. Svenya richtete sich auf und breitete die Arme aus, um ihre Verfolger auf sich aufmerksam zu machen.
    Die insgesamt acht Wagen bremsten und kamen mit quietschenden Reifen in einem Abstand von etwa zwanzig Metern zum Stehen. Keiner von ihnen setzte die Jagd nach dem Taxi fort. Ihre Aufgabe war erfolgreich erledigt. Sie hatten die Auserwählte.
    Aus den acht Wagen stiegen neun Dunkelelben, drei verwandelte Mannwölfe und vier Gestalten, die aussahen wie Vampire. Draugar, wie Svenya aus ihrem Unterricht bei Raik wusste. Sie waren zum Teil mit Schwertern, aber in der Hauptsache mit Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet.
    Keiner von ihnen war Laurin. Ein vierter Mannwolf kletterte aus dem Wagen – er war um einiges größer als die anderen. Und der Art nach zu urteilen, wie sie ihn fragend anschauten, scheinbar der Anführer.
    Das muss nicht das Ende sein, sagte eine vertraute und ihr immer mehr verhasste Stimme in ihrem Kopf.
    Blodhdansr!
    Überlass sie mir und Skalliklyfja, flüsterte er. Wir trinken ihr Blut und schenken dir ihre Kraft .
    Doch Svenya durchschaute ihn. Es sind zu viele, antwortete sie. Ihr würdet nur das Blut einiger bekommen, und das wäre bereits ein Festmahl für euch. Ich würde dabei allerdings draufgehen, und nichts wäre erreicht .
    Du hast doch ohnehin mit dem Leben abgeschlossen, schaltete Skalliklyfja sich mit verächtlichem Unterton ein. Und vielleicht ist das das Beste. Für uns alle. Unser nächster Herr oder unsere nächste Herrin wird hoffentlich um einiges großzügiger sein als du .
    Svenya konnte der Aussicht auf einen heroischen Tod nicht das Geringste abgewinnen. Worin lag der Unterschied, wenn man, bevor man selbst abgemetzelt wurde, noch so viele Gegner wie möglich mit ins Grab nahm? Das Märchen, dass man in Walhalla von den Kriegern bedient wurde, die man zu Lebzeiten erschlagen hatte, war Svenyas fester Überzeugung nach eine reine Erfindung skrupelloser Kriegsherren, die dadurch ihre Kämpfer dazu bringen wollten, die Reihen der Feinde selbst dann noch zu dezimieren zu versuchen, wenn die Lage schon längst aussichtslos und das eigene Leben bereits verspielt war.
    Tu es der Ehre halber, drängte Blodhdansr. Tu es, und die Barden werden ein Lied singen über dein letztes Gefecht, und die Erinnerung an dich wird unsterblich .
    Niemand wird ein Lied darüber schreiben, dass ich auf der Flucht vor dem, was andere für meine Pflicht hielten, den Feinden geradezu in die Hände gelaufen bin . Sie kniete sich hin und hielt dabei die Arme ausgebreitet – zum Zeichen dafür, dass sie sich nicht wehren würde. Ein Teil von ihr war froh, dass alles vorbei war, ein anderer wiederum bedauerte, dass sie nicht dazu in der Lage gewesen war, für ein in vieler Hinsicht wunderbares Zuhause einen Unschuldigen zu töten; ein dritter Teil in ihr jedoch fand, dass es einen anderen Weg geben musste, eine andere Lösung – dass das hier nicht das Ende sein konnte. Und dieser Teil wurde immer, immer lauter.
    Sie sah, wie der große Mannwolf auf sie deutete, woraufhin die anderen sich in Bewegung setzten und auf sie zukamen. Die Dunkelelben unterschieden sich im Grunde genommen nicht sehr von den Lichtelben, nur dass ihr Haar, ihre Haut und ihre Augen dunkler waren. Ansonsten bestanden sehr viel mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede. Und beide wollten sie ihr Leben – auf die eine oder andere Weise.
    Der Gedanke machte sie trotzig, und plötzlich schenkte Svenya der dritten Stimme in ihr immer mehr Gehör. Vielleicht war wirklich noch nicht alles vorbei.
    Ja, schrie Blodhdansr begeistert. Lass uns kämpfen!
    Dann aber schien er auch zu hören, was sie als Nächstes dachte.
    Du willst schon wieder fliehen?, rief er verächtlich. Macht dich denn deine eigene Feigheit nicht speien ?
    Es ist nicht feige, einem Kampf auszuweichen, den man weder gesucht noch begonnen hat, antwortete sie. Die Friedhöfe und Armenhäuser der Welt sind voll von Menschen, die diesem Irrtum

Weitere Kostenlose Bücher