Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
doch dieser kam nicht. Eine Art unsichtbare Faust traf den Elb und schleuderte ihn zur Seite. Gleich darauf landeten auch die anderen Elben unsanft auf dem Boden.
Aus dem Dickicht des Waldes zischten mehrere Pfeile heran, doch erreichten sie Thalinuel und den Prinzen nicht. Harlan hatte wie zur Abwehr eine Hand erhoben, während Puschel sich auf seinem anderen Arm zusammengerollt hatte. Mitten im Flug blieben die Pfeile einen Moment lang in der Luft hängen, als ob sie ein unsichtbares Hindernis getroffen hätten, und fielen dann herab, ohne Schaden anzurichten.
Dennoch hob Thalinuel in einer Geste des Friedens die Arme.
»Wir sind weder Spione noch Attentäter, noch führen wir sonst etwas Böses im Schilde«, rief sie.
»Das behaupten alle, die wir ergreifen. Ihr seid über den Aloron geradewegs aus dem Land der Craal und Nocturnen gekommen«, presste einer der Elben hervor. »Was habt ihr dort zu schaffen gehabt? Nur die Kreaturen des Feindes leben dort, und immer wieder zwingen sie Gefangene unter ihren Willen und schicken sie mit bösen Absichten zu uns zurück.«
»Wir kommen aus den Weißbergen hoch im Norden«, berichtete Thalinuel. »Wir Ihr sicherlich wisst, gab es dort einen Stützpunkt unseres Volkes, doch er existiert nicht mehr. Felsenwürmer und Craal haben die unterirdische Festung gestürmt. Nur wir konnten mit wenigen weiteren Begleitern, die auf der Flucht ihr Leben verloren, entkommen.«
»Das sind wahrlich schlechte Nachrichten«, entgegnete der Elb.
»Aber es gibt auch hoffnungsvolle«, fuhr Thalinuel fort und beobachtete ihn dabei genau. »Der Junge in unserer Begleitung heißt Harlan, doch wird er zumeist nur der Prinz genannt. Man sagte uns, er wäre die große Hoffnung der Elben in diesem Krieg. Um ihn zu seinem Volk zu bringen, haben wir den weiten und gefahrvollen Weg durch Feindesland bis hierher zurückgelegt. Wenn Ihr meine Aussage anzweifelt, werde ich mich bereitwillig einem danan-chaat unterziehen, um zu beweisen, dass ich die Wahrheit spreche.«
Ihre letzten Worte schien der Elb gar nicht mehr gehört zu haben. »Der Prinz?«, stieß er hervor und starrte den Jungen mit weit aufgerissenen Augen an. Er rappelte sich auf und verneigte sich gleich darauf tief vor ihm. Seine Begleiter taten es ihm nach. »Verzeiht, dass wir Euch nicht gleich erkannt haben, wo doch Eure Kräfte die Wahrheit dieser Behauptung so eindringlich belegt haben. Mein Name ist Altion.«
Es wunderte Barlok ein wenig, dass Harlans Existenz anscheinend ein so offenes Geheimnis war. Innerhalb der kleinen Festung unter den Weißbergen hatte sich kaum verheimlichen lassen, wer er war, aber dass anscheinend selbst hier im Elem-Laan, dem Finsterwald, zahlreiche oder gar alle Elben von ihm wussten, stellte ein unnötiges Risiko dar. Schließlich hatte Altion gerade noch selbst darauf hingewiesen, dass sie in ständiger Gefahr schwebten, vom Feind gefangen genommen, verhört und unter fremdem Einfluss gegen ihr eigenes Volk eingesetzt zu werden. Soweit Barlok und Thalinuel eingeweiht waren, hatte man Harlan jedoch gerade deshalb so weit weg von seinem Volk bis in die Weißberge geschickt, damit er unbemerkt vom Feind aufwachsen und seine Kräfte entwickeln konnte. So aber war damit zu rechnen, dass die Schattenmahre längst von seiner Existenz wussten.
Auch Altion schien die Gefahr plötzlich wieder bewusst zu werden. Er wirkte mit einem Mal sehr nervös. Mehrfach blickte er sich mit furchtsamer Miene um, beschattete die Augen mit einer Hand und starrte auch zum anderen Ufer hinüber.
»Wir sollten nicht länger hierbleiben. Es ist zu gefährlich hier am Fluss, wir können zu leicht entdeckt und angegriffen werden. Der Feind hält das Nordufer.«
Barlok war inzwischen wieder einigermaßen zu Kräften gekommen und stemmte sich in die Höhe.
»Zum letzten Mal sind uns Nocturnen und Craal weiter im Osten begegnet«, ergriff er das Wort. »Wir sind viele Meilen am Ufer des Aloron entlanggegangen, ohne auf welche zu stoßen.«
»Dann habt ihr extrem großes Glück gehabt. Sie haben zwar keine Siedlungen so weit westlich, aber auf Befehl der Schattenmahre patrouillieren ständig starke Kampftrupps in diesem Gebiet, um zu verhindern, dass wir den Fluss überqueren. Manchmal setzen sie sogar über, um uns auf dieser Uferseite einen Hinterhalt zu legen, aber in letzter Zeit zum Glück nur noch selten. Wir dringen immer weiter nach Westen vor, die Kämpfe nähern sich sogar schon Tal’Orin.«
»Und dann sind da noch
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