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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Hand an die Lippen. Trurre bückte sich, nahm seine Axt auf und warf sie.
    Mit zerschmetterter Schulter brach der Dunkle in die Knie. Er schrie auf, und ein zweiter Elb stürmte auf die Lichtung. Ein scharlachroter Blitz zischte auf den Zwerg zu. Trurre fluchte und rannte ins Haus, schmetterte die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. »Ärger, alter Mann!«, rief er. Die Tür erzitterte unter einem wuchtigen Schlag.
    Alvydas stand bereits neben ihm. »Öffne«, sagte er leise.
    Trurre trat beiseite, und die Tür schwang auf. Der Dunkle, der davor stand, zögerte, als er Alvydas sah. Der alte Baum-Elb stand reglos da, ein schwaches Lächeln im Gesicht, und sah den Dunklen an. Der erholte sich schnell von der Überraschung und schickte einen Blitz, der zischend auf Alvydas niederfuhr. Doch der Alte schüttelte nur tadelnd den Kopf, und der Blitz zersprang in tausend kleine Funken, die wirkungslos in der Luft zerstäubten. »Geh«, sagte Alvydas. Der Dunkle fuhr zurück, als hätte ihn ein harter Schlag getroffen. »Nimm deinen Kumpan und geh. Du hast hier nichts verloren.«
    Der Elb verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Er unternahm einen erneuten Versuch, Alvydas anzugreifen. Alvydas hob die Hand, und der Dunkle erstarrte. »Geh«, sagte Alvydas noch einmal. Wie unter Zwang drehte der Dunkle sich um und stapfte steifbeinig über die Lichtung. Sein verwundeter Kumpan rappelte sich auf und taumelte hinter ihm her.
    Trurre wischte sich den Schweiß ab. »Warum hast du sie laufen lassen?«, fragte er. »Wir hätten sie gefangen nehmen und alles, was sie wissen, aus ihnen herausprügeln sollen.«
    »Und was hätten wir danach mit ihnen machen sollen? Wir können sie nicht mitnehmen. Wärst du bereit gewesen, sie zu töten, damit sie uns nicht weiter gefährlich werden können?«
    Trurre reckte das Kinn vor. »Wenn es keine andere Lösung gegeben hätte, natürlich«, sagte er kriegerisch.
    »Warum hast du dann deinen Gegner nicht gleich getötet?«, fragte Alvydas mild.
    Trurre hob die Schultern. »Ich habe nur schlecht gezielt«, erwiderte er verlegen.
    Alvydas fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und wankte.
    Trurre sprang an seine Seite und stützte ihn. »Ich bin an solche Anstrengungen nicht mehr gewöhnt«, murmelte Alvydas. Trurre führte ihn mit besorgter Miene zu einem Stuhl.
    »Was ist passiert?«, fragte Olkodan und steckte seinen Kopf aus der Kammer. »Hat jemand geschrien, oder habe ich mir das eingebildet?«
    »Du hast wahrlich einen festen Schlaf«, brummte Trurre. »Wir hatten unliebsamen Besuch. Vielleicht ist es besser, wenn du deine Frau weckst.«
    »Nicht nötig«, sagte eine verschlafene Stimme. Iviidis kam durch die Tür, gähnte und reckte sich. »Was war denn los?« Trurre berichtete von den Dunklen. Iviidis schlang ihre Arme um den Leib und hörte zu, das Gesicht ernst und ein wenig ängstlich.
    »Sie werden zurückkommen«, sagte sie.
    Alvydas, der schmal und blass auf dem Stuhl hockte, hob den Kopf. »Ihr solltet gehen«, sagte er matt. »Ich werde euch folgen, sobald ich wieder bei Kräften bin.«
    Iviidis sah Olkodan an, dann wieder Alvydas. »Ich bin nicht sicher, wohin wir uns wenden können«, sagte sie zögernd.
    Olkodan sah sie fragend an. »Nach Hause, dachte ich.«
    Iviidis nickte zweifelnd. »Ich bin nicht sicher …« Sie stockte und suchte nach Worten.
    »Du befürchtest, dass außer den Dunklen noch jemand hinter dir her ist«, sagte Trurre, der sie aufmerksam angesehen hatte.
    Iviidis biss sich auf die Lippe. »Es ist alles noch komplizierter, als ich gedacht habe«, sagte sie. »Diese Verschwörung, die Broneete und ich zu entdecken geglaubt haben – ich weiß nicht, wer alles darin verwickelt ist.«
    »Dieser Nekiritan«, folgerte Olkodan und erntete einen verzweifelten Blick seiner Frau.
    »Viel schlimmer«, sagte sie. »Hört zu. Ich habe mich an eine Unterhaltung erinnert. Ihr müsst wissen, seit der Dunkle mich auf dem Weg zum Archiv abgefangen hat, war ich wie von Sinnen. Ich glaube, ich hatte meinen Verstand verloren.« Sie sah Hilfe suchend zu Alvydas.
    Der legte seine Fingerspitzen an Iviidis’ Schläfe. »Darf ich nachsehen?«, fragte er leise. Sie nickte mit fragender Miene. Alvydas schloss die Augen zu einem kleinen Spalt.
    Dann atmete er tief ein und öffnete sie wieder. »Du hast meine Erinnerungen zu deinen gemacht«, sagte er mit Staunen in der Stimme. »Wie ist dir das gelungen?«
    Iviidis zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«,

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