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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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neben dem alten Elben und hielt seine Hand. Sie wirkte zugleich erschüttert und entschlossen. Als Olkodan vor ihr stehen blieb, hob sie den Kopf und sagte: »Wir gehen zum Sommerpalast. Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass dieser seltsame Aufstand ein Ende findet.«
    Olkodan starrte sie an. Ihre Stimme hatte einen ungewohnten Klang, als spräche jemand anders aus ihr, eine ältere, strengere Elbin. Iviidis sah sein Befremden und lächelte ihm kurz zu. »Keine Sorge«, sagte sie. »Ich weiß, was ich tue.« Sie schüttelte kurz den Kopf und lachte auf. »Nein, ich weiß es natürlich nicht. Aber ich weiß, was ich tun muss.«
    Sie stand auf und beugte sich zu Alvydas hinunter. »Ich verlasse dich nun, Ältester«, sagte sie sanft.
    Der Elb hob den Kopf, langsam, als sei er so schwer wie die Welt. »Geh mit den Ewigen, meine Tochter«, flüsterte er. »Ich kann dich nicht begleiten, aber du wirst nicht ohne Schutz sein.«
    Iviidis sah Trurre an. »Bleib bei ihm«, bat sie. »Pass auf, dass ihm nichts passiert. Er ist der Wertvollste unseres Volkes.«
    Trurre öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Wir folgen euch, sobald es geht«, sagte er dann.
    Iviidis nahm Olkodans Hand. »Gehen wir also.«

33
    D ie Älteste kehrte am nächsten Tag ins Dorf zurück. Sie überquerte, ohne sich aufhalten zu lassen, den kleinen Platz und ging zu Mondauges Hütte. Rutaaura, die im Gespräch mit ihrer Großmutter saß, stand auf, als sie Windgesang erblickte. Die Älteste bat sie mit einer Handbewegung, sich wieder zu setzen, und ließ sich neben den beiden am Herdfeuer nieder.
    »Hast du Iviidis ausfindig machen können?«, fragte Mondauge. Die Älteste nickte. Rutaaura beugte sich vor. Windgesang befeuchtete ihre Lippen und sagte: »Wir müssen bald aufbrechen, am besten morgen schon. Es gibt erschreckende Nachrichten aus dem Wandernden Hain. Die Bäume sind äußerst beunruhigt.« Sie legte den Kopf an die Rückenlehne des Stuhls.
    »Was ist mit Iviidis?«, fragte Rutaaura.
    Die Älteste antwortete nicht gleich. »Ich fand sie in der Obhut eines Baumes«, sagte sie dann. »Sie ist also in Sicherheit. Vorläufig jedenfalls. Wir brechen morgen auf, Sternfängerin. Du wirst deiner Schwester noch rechtzeitig zur Seite stehen können, das verspreche ich dir.«
    Sie schloss wieder die Augen, und Rutaaura stand leise auf. Windgesang machte einen überaus erschöpften Eindruck, und es war sicherlich besser, sie ein wenig ruhen zu lassen.
    Rutaaura wanderte ziellos durch das Tal. Irgendwann gelangte sie zum Eingang des Höhlensystems und blieb davor stehen. Ein kühler Hauch wehte sie aus dem Gang an, und sie fröstelte.
    »Du fragst dich, wohin diese Wege führen«, sagte eine heisere Stimme. Sie fuhr mit einem Laut des Erschreckens herum, denn sie hatte nicht gehört, dass sich ihr jemand genähert hatte. Schneegeflüster war es, der hinter ihr stand. Rutaaura sah ihn fragend an. Der Elb verzog den Mund zu einem gewinnenden Lächeln. Seine dunkelgrünen Augen glänzten wie Juwelen. »Ich wollte noch einmal um Nachsicht für meinen hitzigen Freund bitten«, sagte er.
    Rutaaura nickte abwartend. Schneegeflüster deutete auf einen Baumstamm, der halb überwuchert im Gras lag. »Setzen wir uns?«
    Er streckte seine langen Beine aus, die in einer eng anliegenden dunklen Hose aus weichem Leder steckten, und strich mit einer unbewusst anmutigen Geste darüber. »Nebelherz ist ein zorniger junger Elb«, sagte er. »Er hasst alles, was mit den Lichten Elben zu tun hat, denn er ist im Herzen des Wandernden Hains aufgewachsen.« Er zog einen langen Grashalm aus und steckte ihn zwischen die Zähne, um den süßen Saft herauszusaugen.
    »Wie ist das möglich?«, fragte Rutaaura, die wider Willen von ihm beeindruckt war.
    »Nebelherz entstammt einem der Hohen Häuser. Seine Eltern haben ihn versteckt gehalten. Er durfte sein Zimmer nicht verlassen, und selbst die Diener haben ihn nicht zu sehen bekommen. Irgendwann ist er fortgelaufen, weil er es nicht mehr aushalten konnte. Er sagte, er wisse jetzt, wie sich die Tiere fühlen müssen, die von Menschen in Käfigen gehalten werden. Er hatte Angst, den Verstand zu verlieren.«
    Rutaaura merkte, dass sie die Fäuste ballte. »Es ist nicht recht«, sagte sie heftig.
    Der Elb an ihrer Seite nickte. »Es ist nicht recht«, bestätigte er mit seiner heiseren Stimme. »Sie zwingen uns dazu, uns wie Tiere im Dickicht zu verbergen.«
    »Du und deine Freunde – was sind eure Absichten? Mondauge

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