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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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du deiner Herkunft schuldig.«
    Iviidis schnalzte mit der Zunge. »Wir werden sehen«, sagte sie kurz.
    Ihr Vater blinzelte. Üblicherweise hätte sich an dieser Stelle ein längerer Disput angeschlossen, mit dem Ende, dass sie damit gedroht hätte, sofort abzureisen – natürlich mitsamt seinem Enkel. »Ja, dann«, sagte er verblüfft. »Zinaavija hat im kleinen Frühstückszimmer einen Imbiss anrichten lassen. Wenn du also so weit bist …«
    Er hielt den Vorhang beiseite und wartete, während Iviidis Indrekin aus dem Kissenhügel grub, den fröhlich krähenden Jungen abbürstete und auf die Beine stellte.
    »Hast du Nachricht von Mutter?«, fragte sie, während sie den spiraligen Gang hinaufschritten, Indrekin immer ein paar Schritte hinterdrein.
    Glautas verneinte. »Sie reist dort draußen umher«, sagte er mit dem leisem Abscheu in der Stimme, den die meisten Hainelben dem unelbischen Dort-Draußen gegenüber an den Tag legten. »Ich weiß nicht, was sie treibt. ›Forschungen‹ nennt sie es. Zeitverschwendung, wenn du mich fragst. Was soll es dort draußen schon zu erfahren geben? Alles, was für uns Elben von Relevanz ist, befindet sich hier, im Wandernden Hain.«
    Iviidis warf ihm einen Seitenblick zu. Glautas’ echte Borniertheit, was das Leben und Treiben der anderen Völker betraf, erstaunte sie nach all den Jahren immer noch. Lootana, ihre Mutter, vertrat eine völlig andere Einstellung, und das war wohl letztlich auch der Grund dafür, dass ihre Eltern entschieden hatten, ihren Weg nicht länger gemeinsam zu gehen.

    Das kleine Frühstückszimmer war ein hübscher, runder Raum, der sein Licht vor allem durch die in verschlungenen Ornamenten gewachsenen Wände aus Weidenzweigen bekam. Die belaubten Öffnungen gestatteten den Ausblick in einen kleinen Garten, in dem Schmetterlinge wie leuchtende Juwelen im Sonnenlicht tanzten.
    Auf dem Boden des Zimmers lagen geflochtene Matten, und in der Mitte stand ein niedriger Tisch, der reich gedeckt war mit Schalen voller Früchte, frischgebackenem Brot, rötlichem Käse und Honig.
    Glautas sah sich auf dem Tisch um und runzelte die Stirn. Er klatschte in die Hände und ließ sich dann auf einem Kissen nieder. Eine Dienerin trat ein und blieb neben der Tür stehen. »Bringe noch Butter und sorge dafür, dass wir nicht gestört werden«, sagte er knapp. »Iviidis, hast du noch Appetit auf etwas, was du hier nicht siehst?«
    Seine Tochter schüttelte dankend den Kopf. Sie schnitt einen Apfel in Spalten und gab ihn ihrem Sohn. »Was gibt es Neues?«, fragte sie. »Ich habe gehört, dass Hauptmann Horakin ermordert wurde, stimmt das?«
    Glautas verzog das Gesicht und schüttelte sacht den Kopf. Die Dienerin kam herein und stellte eine Schale mit Eiswasser auf den Tisch, in dem goldene Butterflöckchen schwammen. Er wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte, bestrich dann ein kleines Stück Brot mit Butter und träufelte etwas Honig darauf. »Es stimmt«, sagte er. »Aber das ist keine Geschichte, die man sich beim Essen erzählt. Komm, erzähle lieber du. Was hat dich bewogen, mich jetzt schon zu besuchen? Du wolltest doch erst zur nächsten Jägerin oder Sammlerin wieder kommen.« Er beugte sich vor und berührte kurz ihre Hand. »Nicht, dass ich mich nicht immer freue, euch beide zu sehen.«
    »Mir war ein wenig langweilig«, sagte Iviidis leichthin. »Und ich hatte Lust, ein paar alte Freunde wiederzusehen. Was macht eigentlich Vinoota, hast du sie in der letzten Zeit gesehen? Hat sie endlich ihr neues Domizil bezogen?«
    Sie plauderten eine Weile, und Iviidis ließ sich erzählen, was Glautas von ihren Freunden wusste. Aber sie sah, dass er ein wenig geistesabwesend wirkte und unruhig an seinem Ring zu drehen begann.
    Als dann Zinaavija eintrat und sich zu ihnen setzte, erhob er sich und entschuldigte sich förmlich bei den beiden Frauen. »Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen«, sagte er. »Sehe ich dich morgen früh, mein Kind? Ich würde gerne mit dir besprechen, ob und wann du mich an den Hof begleitest.«
    Er beugte sich zu Indrekin hinab, der mit honigverschmiertem Gesicht inmitten von Brotkrümeln hockte und friedlich mit ein paar Nüssen spielte. »Ich komme heute Abend noch zu dir und erzähle dir eine Geschichte.« Er strich dem Jungen über den Kopf und rückte sein Gewand zurecht. »Ist es in Ordnung, wenn Arja sich wieder um ihn kümmert? Dann hast du mehr Zeit für deine Besuche.«
    Iviidis nickte und erhob sich, um ihm einen Abschiedskuss

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