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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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alles andere als erfreut, sie drehte und wendete das prächtige, aus schweren Brokaten und steifer, glänzender Seide bestehende Kleidungsstück vielmehr mit angewiderter Miene in den Händen, als handelte es sich um einen schmutzstarrenden Lumpen. Das Klopfen riss sie aus ihrer Betrachtung, sie hob den Kopf und erblickte Glautas. »Vater«, rief sie mit einem Lächeln, das ihr Gesicht erhellte. Ihre bernsteinfarbenen Augen strahlten, und sie eilte auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Glautas umarmte sie und küsste ihre Wange.
    »Zinaavija meinte, du seist derart mit Arbeit überhäuft, dass ich dich erst heute Abend zu sehen bekomme«, sagte Iviidis.
    »Aber das gilt doch nicht für dich«, erwiderte Glautas beinahe ärgerlich. »Ich muss Zinaavija rügen, dass sie dich behandelt wie einen beliebigen Gast!«
    »Sie hat es sicher nicht so gemeint«, wandte Iviidis erschrocken ein. »Bitte, Vater, sie sagte gleich dazu, sie wolle dir Bescheid geben!«
    Glautas schob das Thema mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. »Wo ist mein kleines Goldherz?«, fragte er mit sanfter Stimme. »Du bist doch nicht etwa ohne ihn gekommen?«
    »Wie könnte ich?«, fragte Iviidis zurück. »Du würdest mich gleich wieder den langen Weg nach Hause schicken, um ihn zu holen, das weiß ich.« Sie lächelte und deutete auf einen Winkel des Zimmers, der von dort, wo Glautas stand, nicht einzusehen war. Der große Elbe umrundete einen kleinen Tisch und blieb vor einem Haufen Kissen stehen, von denen aus ihn Indrekin schläfrig anblinzelte.
    »Großpapa«, jubelte das Kind, als es Glautas erkannte, und streckte ihm die Arme entgegen. Der Elbe hob ihn auf und drückte ihn an sich.
    »Hallo, mein Junge«, sagte er und strich ihm übers Haar. »Du bist groß geworden. Freust du dich, mich zu sehen?« Er wandte sich wieder seiner Tochter zu, die gerade dabei war, die bereitgelegten Prachtgewänder in eine der herumstehenden Truhen zu stopfen.
    »Du zerknitterst die Sachen nur«, sagte Glautas mahnend. »Lass sie liegen, eine der Dienerinnen wird sich darum kümmern.«
    Iviidis sah ihn an. Glautas wusste genau, was die Falte zwischen ihren Brauen zu bedeuten hatte, seufzte leise und versuchte eine Ablenkung: »Deinen Mann hast du sicher zu Hause gelassen, um mir einen Gefallen zu tun, habe ich recht?«
    »Den Gefallen erweise ich ihm«, sagte Iviidis scharf. »Du behandelst ihn immer wie einen Bediensteten, das kann ich nicht leiden.«
    »Warum musstest du auch ausgerechnet diesen Niemand heiraten?«, gab Glautas nicht minder scharf zurück. »Du hättest dir passende Bewerber gleich im Dutzend aussuchen können. Nimm nur Nekiritan …«
    »Oh, Vater, ich bitte dich! Ich bin verheiratet, also hör endlich damit auf, mich verkuppeln zu wollen. Ich habe einen Sohn – das zumindest sollte dich doch ein wenig für Olko einnehmen!«
    Glautas sah sie verkniffen an. »Er ist ein im höchsten Maße unpassender Gatte für meine Tochter, daran ändert auch Indrekin nichts. Was findest du nur an diesem ungehobelten, ungebildeten, untalentierten Handwerker?« Er spuckte das Wort aus, als wäre es ein Schimpfwort. »Ein Schreiner, der totes Holz bearbeitet. Wenn ich dagegen an Jorenikan denke, du erinnerst dich? Der Baumsinger, der dir den Hof gemacht hat, als deine Mutter meinte, von hier fortgehen zu müssen. Das war ein feiner junger Mann, vielversprechend, aus allerbester Familie.«
    »Eingebildet, affig, selbstverliebt und überaus scharf darauf, dein Schwiegersohn zu werden«, fauchte Iviidis. »Soll ich dir sagen, was ich an Olkodan so liebe? Er ist der liebenswürdigste, uneitelste, feinste Elbe, der mir je über den Weg gelaufen ist. In ihm ist kein Quentchen Falschheit, er ist durch und durch aufrichtig und ohne jeden Eigennutz …«
    »Ich weiß bereits, dass dein Mann ein Schwachkopf ist, das musst du mir nicht noch im Detail erklären«, unterbrach Glautas sie brüsk. Dann atmete er tief durch und rieb sich über die Stirn. »Komm, mein Kind, streiten wir uns nicht …«, begann er versöhnlich.
    »Nicht nur, dass du mich und Olkodan beleidigst, du hast überdies wieder geplant, mich an den Hof zu schleppen, gib’s lieber zu!«, unterbrach ihn Iviidis.
    Glautas verdrehte die Augen. Sein Ablenkungsmanöver war ganz offensichtlich misslungen. »Du kannst nicht einfach dem Hof fernbleiben, wenn du dich im Sommerpalast aufhältst, Iviidis«, sagte er. »Es wird erwartet, dass du wenigstens einmal dem Thron deine Aufwartung machst. Das bist

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