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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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lächelte er breit und winkte ihm zu. »Audienz heil überstanden?«, fragte er. Trurre nickte und knurrte etwas.
    »Gut«, sagte Snorrgald zufrieden. »Gut, gut.« Er blinzelte ins helle Licht und spitzte die Lippen zu einem lautlosen Pfiff.
    »Ich bleibe noch einen Tag«, sagte Trurre. »Wollte dich von meinem Gepäck befreien.«
    »Wo schläfst du?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht in den Junggesellen-Quartieren.« Snorrgald schüttelte den Kopf, ohne Trurre anzusehen. »Keine gute Idee. Zu viele hier, die sich vorstellen könnten, dir den Schädel einzuschlagen, um damit bei Eirik Hammerstirn Eindruck zu schinden.« Er grinste humorlos. »Bleib bei mir, dann passiert dir nichts. An meiner Axt kommt keiner vorbei – und das wissen alle!«
    Trurre nickte. Snorrgald Eichenfuß war der gefürchtetste Krieger und Offizier der königlichen Leibwache gewesen, bevor er in den letzten Tagen der Trollkriege sein Bein und beinahe auch sein Leben verloren hatte, als er seinen König beschützte. Auch heute noch würde niemand riskieren, ihn ohne Not zu einem Kampf herauszufordern. Trurre hatte das, was er über den Kampf mit der Axt wusste, von Snorrgald gelernt, und auch wenn er seine Axt nicht mehr benutzte – wenn es darauf ankam, konnte er sich damit durchaus gegen einen Angreifer zur Wehr setzen. »Ich treffe mich heute Abend mit den ›Unzufriedenen Verschwörern‹«, sagte er.
    Snorrgald brummte und senkte sein rotbärtiges Kinn auf die Brust. Seine gewitterblauen Augen unter den buschigen Brauen musterten Trurre scharf und abwartend.
    »Ich will mich umhören«, erläuterte Trurre. Er klopfte die Taschen seiner Joppe ab und förderte nacheinander Pfeife, Tabaksbeutel und Glühstein zutage. Schweigend stopfte er seine Pfeife und reichte dem anderen den Tabaksbeutel hinüber. Snorrgald brummte wieder und fischte eine Pfeife mit dickem Kopf und zerbissenem Mundstück hervor.
    Trurre paffte die ersten Wölkchen in die klare Luft, während Snorrgalds breiter Daumen noch den Tabak in die Pfeife stopfte. Dann setzte auch dieser seine Pfeife in Brand, reichte Glühstein und Tabak wieder zurück und lehnte sich mit einem Seufzer gegen die warmen Steine der Burgmauer.
    Er nahm die Pfeife aus dem Mund, drückte den glimmenden Tabak hinunter, steckte sie zurück zwischen die Zähne und nuschelte: »Pass lieber auf.«
    »Worauf?«, fragte Trurre.
    Snorrgald spuckte präzise neben Trurres linken Stiefel. »Kjetil ist in Ordnung. Die meisten anderen auch. Aber es treffen sich auch ein paar Gesellen, mit denen man besser nicht näher zu tun hat.«
    Trurre lächelte schief. »Solche Gesellen wie ich?«
    Snorrgald lächelte nicht. Er sah Trurre von der Seite an und schüttelte den Kopf. »Du solltest darüber nachdenken, wer du bist und was du eigentlich willst«, sagte er nach einer Weile.
    »Wer ich bin …«, Trurre seufzte. »Der letzte Sohn meines Vaters. Ein Zwerg, den sein eigenes Volk nicht in seiner Mitte dulden möchte. Ein Elbenfreund und einer, der seine Axt nicht trägt, und die ewige Schande seiner Eltern …«
    »Selbstmitleid passt nicht zu dir«, sagte Snorrgald hart. »Du bist kein Jungspund mehr, dem man das nachsieht. Sag mir, was du willst.«
    Trurre sog nachdenklich an seiner Pfeife. »Ich will den Frieden zwischen den Zwergen und den Elben«, sagte er endlich zu seiner eigenen Überraschung. »Es war lange ruhig zwischen unseren Völkern, und ich habe erkannt, dass die meisten Spitzohren nicht anders sind als wir. Sie wollen in Frieden leben und ihre Kinder aufziehen, sie sind freundlich zu Fremden und essen gerne gut.« Er lachte ein wenig verlegen.
    Snorrgald wiegte den Kopf. »Du vergisst diejenigen, die ohne Not Händel mit ihren Nachbarn anfangen und einen Zwerg nicht in Frieden durch ihr Land reiten lassen würden«, wandte er ein.
    Trurre nickte bedächtig. »Und ich denke an diejenigen von uns, die kein Spitzohr lebendig über den Sverrenpass reiten lassen würden und begierig mit ihren Äxten und Schwertern rasseln, wenn jemand vom Krieg gegen die Elben redet.«
    Snorrgald lachte dröhnend. »Getroffen, Trurre Silberzunge«, rief er aus. Er steckte seine Pfeife zwischen die Zähne und paffte einige große Wolken. Sie schwiegen lange und rauchten, während der Himmel über ihnen sich abendlich zu verfärben begann.
    »Begleitest du mich?«, fragte Trurre endlich und klopfte seine Pfeife aus.
    »Was hast du vor?«
    »Ich will wissen, was hier in der Burg vor sich geht. Der König hat Berater, die

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