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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nicht viel mehr als ihr eigenes Wohl im Sinn haben, und wir gehen schweren Zeiten entgegen«, sagte Trurre. »Die Welt da draußen schert sich nicht um meine Wünsche, Snorrgald Eichenfuß. Es wird Krieg geben, wenn nicht jetzt, dann später. Es liegt in der Luft.«
    Snorrgald musterte ihn aufmerksam. »Spürst du das?«, fragte er. Trurre nickte schwermütig.
    Snorrgald legte seine Pranke auf die Schulter des Jüngeren. Dann stand er auf und streckte sich mit knackenden Gelenken. »Ich werde Bjarte Wolfszahn sagen, dass er heute Nacht für mich die Torwache übernehmen muss. Wann treffen wir uns?«
    »Ich hole dich ab, wenn der Götterhammer über dem Turm steht«, sagte Trurre. Snorrgald nickte und blinzelte ihm zu, dann hinkte er über den Hof und verschwand in der Wachstube.

Andronee Mondauge, Verborgenes Licht
    H olmirs Hammer, nur halb im Ernst geführt im spielerischen Zwist, traf dennoch hart sein Ziel, und so erschlug er seinen Bruder und wurde von seiner Sippe verflucht. Sein Geist trübte sich, er floh aus der Festung und irrte durch das Gebirge und rief seines Bruders Namen in den heulenden Sturm.
    Und so geschah es, dass er auf dunkle und traurige Reisende traf, die ihn aufnahmen und den Hungrigen und Dürstenden labten und die Wunden, die er sich bei Stürzen zugefügt hatte, versorgten, obwohl ihre Völker Feinde waren. Sie erkannten seinen verwirrten Geist und gaben ihm Tränke, die ihn besänftigten und zur Ruhe kommen ließen, und sie nahmen ihn für eine Zeit mit auf ihre endlose Wanderung.
    (…)
    Holmir kehrte zurück zu seiner Sippe und tat Buße für den Tod seines Bruders. Und am Ende seines langen Lebens trat er hinaus vor das Tor der Festung, blickte gen Norden und sprach: »Südwind, trage meinen Gruß zu den Dunklen und Traurigen, die fern von ihrem Volk leben, von ihm verflucht, wie ich einst von meiner Sippe. Mögen sie nach Hause finden!«

17
    »S and«, spuckte Lluigolf aus, und das Wort klang nicht nur wie ein Fluch, es war einer. Rutaaura zog ihren Schleier vom Gesicht und nahm einen kleinen Schluck aus dem Wasserschlauch, der am Sattelhorn hing. Sie reichte den Schlauch über ihre Schulter und befestigte den Mundschutz wieder. Ihre zusammengekniffenen Augen blickten über die graublaue, leicht gewellte Sandfläche und suchten die Bergkette, die sich schwach am Horizont abzeichnete.
    »Warte ab, bis wir in den steinigen Teil kommen«, sagte sie. »Dagegen ist das hier ein Vergnügen.«
    Sie hatten einen zweitägigen Ritt durch langgestreckte Täler und Dünenberge hinter sich und durchquerten jetzt eine beinahe tellerebene Fläche, die nur hier und dort von kleinen dornigen Büschen unterbrochen wurde. Die Sonne brannte kupferfarben von einem violetten Himmel. Rutaaura hatte nicht erklären können, woher die seltsamen Färbungen von Himmel und Sonne rührten, die zu manchen Tageszeiten das Auge irritierten.
    »Bald ist Mittag. Wir sollten uns nach einem Platz für die Rast umsehen«, rief Rutaaura dem voranreitenden Tamayout zu. Der Sandläufer deutete auf eine Senke, die ein Stück seitlich vom Weg vor ihnen lag.
    Als sie näher kamen, erkannte Lluigolf, dass die vermeintliche Senke eine langgezogene Rinne war, deren rissiger Grund mit Geröll bedeckt war.
    »Was meinst du, ist der Platz sicher?«, fragte Rutaaura. Sie stieg ab, sprang in die Rinne und hob ein paar Steine vom Grund auf, die sie misstrauisch beroch. Tamayout ließ sich vom Rücken seines Skralls gleiten und kniete am Rand der Rinne nieder. Er nahm einen Kiesel in die Hand und roch an ihm, dann leckte er vorsichtig daran.
    »Ja, für eine Weile. Wir wollen nicht lagern, nur rasten«, sagte er und stand auf.
    Lluigolf und die Heilerin, die ebenfalls abgestiegen waren und ihre steifgewordenen Beine streckten, sahen den beiden verständnislos zu. »Verstehst du, worüber sie reden?«, fragte Graina leise.
    Lluigolf schüttelte den Kopf. »Sie werden es uns auch nicht erklären«, erwiderte er gallig. »Seit wir hier in diesem Sandloch unterwegs sind, komme ich mir vor wie ein Stück Gepäck. In der Morgendämmerung werde ich auf dieses Biest geschnallt, mittags darf ich ein wenig im Sand liegen, und abends stellt man mich irgendwo ab. Wenn das noch länger so geht, werde ich mich nicht beschweren, wenn jemand anfängt, seine Kleider in mir aufzubewahren.«
    Graina lachte auf. »Du übertreibst wirklich schrecklich«, sagte sie vergnügt.
    »Daran solltest du dich besser gewöhnen, das tut er gerne«, erklang Rutas

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