Elbenzorn
trockene Stimme neben den beiden. »Komm, alte Reisetasche, hör auf zu maulen und hilf uns lieber, den Sonnenschutz aufzustellen.«
Tamayout kümmerte sich um die Skralls, die sich unter behaglichen Grunzlauten im Sand niederließen und dann damit begannen, die spärlichen Pflanzenbüschel weiter zu dezimieren. Graina sah zu, wie das stachelige Gestrüpp zwischen den Zähnen der Tiere verschwand. »Bekommen sie kein Wasser?«, fragte sie den Sandläufer schüchtern.
»Genug Wasser in den Aginas«, sagte Tamayout und deutete auf die Pflanzen, die kleine violette Blüten zwischen den mit Stacheln bedeckten dicken Blättern trugen.
»Was das Wasser angeht …«, meldete sich Rutaaura zu Wort. »Wie weit ist es bis zur nächsten Zisterne?«
Tamayout lehnte sich an Kranntas ledrige Flanke und blickte zum Horizont. »Morgen Abend«, sagte er zögernd. »Zuerst wir müssen noch die große Rinne durchqueren.« Sein hageres, dunkles Gesicht war besorgt.
Ruta nickte. »Das hatte ich befürchtet«, sagte sie. »Wie verläuft die Rinne zurzeit?«
»West-östlich. Sie zu umgehen würde uns eine Woche kosten.« Rutaaura hob die Hände. »))Halaai((«, sagte sie fatalistisch. »Es kommt, wie es kommen soll.«
Sie schliefen eine Weile, dicht aneinandergedrängt im dürftigen Schatten eines Sonnensegels. Gegen Nachmittag starrte Tamayout in den Himmel. In der Ferne zogen Wolken auf, dünne rostrote und grünliche Schleier.
»Das Wetter ändert sich«, sagte der Sandläufer. Er hockte sich neben Rutaaura, und die beiden beratschlagten leise. Dann stand Tamayout auf und begann, die Skralls reisefertig zu machen.
Das Sonnensegel war so schnell abgebaut und eingepackt, wie sie es aufgebaut hatten, und dann saßen alle wieder auf den Rücken der Skralls und trieben die riesigen Tiere zu einer schnellen Gangart an. Tamayout ließ die Echsen der schmalen Rinne folgen, die sich nach und nach erweiterte und gleichzeitig vertiefte. Ab und zu sah er zum Himmel auf.
Rutaaura blickte sich ebenso häufig um. Lluigolf beobachtete das auffällige Verhalten der beiden und fragte nach einer Weile leise: »Worauf wartet ihr?«
»Wasser«, sagte Ruta knapp.
Lluigolf wartete, ob sie dem noch etwas hinzufügen würde. »Entschuldige, dass das Gepäck neugierig ist«, knurrte er.
Ruta griff nach hinten und klopfte ihm aufs Knie. »Verzeih du mir, Lluis«, sagte sie. »Ich bin ein wenig beunruhigt. Das Wetter schlägt unberechenbar schnell um in dieser Gegend, und das kann gefährlich werden.«
Sie ritten schweigend weiter. Die Rinne war inzwischen mehrere Längen breit und so tief eingeschnitten, dass ihre Ränder sich hoch über ihren Köpfen nach innen wölbten. Das Reiten im Schatten war angenehm, obwohl die Luft in dem Einschnitt heiß und stickig war.
Rutaaura hatte ihren Mundschutz gelöst und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Sie griff nach dem Wasserschlauch, als Tamayout, der eine halbe Länge vor ihnen ritt, die Hand hob und einen schrillen Ruf ausstieß. »))Sbran’sxa((!« Er lenkte sein Reittier scharf nach links, zum Rand der Rinne hin, die sich ein Stück weiter vor ihnen zu einer Ebene öffnete. Rutaaura stieß einen Fluch aus.
Lluigolf beugte sich vor, um an ihrer Schulter vorbeisehen zu können. Seine Augen weiteten sich, als er sah, was vor ihnen lag.
Tamayout hatte Krannta angehalten, und die Jungtiere, die sonst immer ein Stück hinter den Vätern hertrotteten und dabei auf beiden Seiten des Weges das Gelände erkundeten, schlossen in eiligem Schaukelschritt auf, sich eng an den Großen Vater drängend. Rutaaura ließ Jinnta neben ihnen halten und sprang aus dem Sattel. Staub und Sand wirbelten um ihre Füße, als sie sich dem näherte, was Lluigolf so gebannt betrachtete.
Während sie durch den blaugrauen Sand ging, schien er sich unter ihren Schritten zu verflüssigen. Bald staubte er nicht mehr, sondern schlüpfte beiseite wie zäher Schlamm. Sie hockte sich hin und prüfte den flüssigen Sand mit den Fingern. Dann sah sie zu Tamayout auf, der neben ihr stand und über die vor ihnen liegende Ebene blickte.
»Auf meinem Hinweg war die große Rinne noch passierbar, und sie hätte es auch jetzt noch sein müssen«, sagte Tamayout. »Im Dürremond sollte sie nicht in diesem Zustand sein.« Rutaaura seufzte. »Die Schiffe des Seelords kümmern sich nicht um Jahreszeiten. Er hat schließlich genügend fähige Magier in seinen Diensten.«
Lluigolf ging an ihnen vorbei, und seine Schritte quietschten im zähen
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