Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
geblieben ist, nicht in irgendeiner Kluft!«
    »Mutter!«, sagte Torill schockiert und begann zu lachen. Trurre, der verdutzt den Mund geöffnet hatte, konnte bei dem ansteckenden Gelächter seiner Schwester nicht lange ernst bleiben. Erst glucksend und dann dröhnend lachte er mit, bis ihm die Tränen kamen.
    Oddveig sah sie kopfschüttelnd an. »Und jetzt will ich wissen, warum du zurückgekehrt bist und mit was sich deine Schwester deshalb herumschlagen muss«, sagte sie, als die beiden sich einigermaßen wieder gefasst hatten.
    Trurre griff nach seinem Pokal, roch daran und stellte ihn wieder ab. »Hättest du einen Schluck Bier für mich?«, fragte er bittend.
    Torill nickte nur und ging hinaus. Kurz darauf kam sie mit einer kleinen, ängstlich dreinblickenden Magd zurück. Die Magd knickste mit gesenkten Augen vor Oddveig, flüsterte ehrerbietig »Bitte sehr, Dronning« und stellte einen großen Krug auf dem Tisch ab, bevor sie begann, die Reste des Mahls abzuräumen. Dabei warf sie hin und wieder scheue und neugierige Seitenblicke auf Trurre, der sich schäumendes dunkles Bier aus dem Krug eingeschenkt hatte und nun in großen Schlucken davon trank.
    Als die Magd sich knicksend wieder entfernt hatte und der Krug zur Hälfte durch Trurres Kehle geflossen war, streckte Oddveigs Sohn seine Beine aus, holte seine stummelige Pfeife hervor, steckte sie in Brand und begann, seiner aufmerksam lauschenden Mutter von der Begebenheit im Wandernden Hain zu berichten. Oddveig nickte stumm, als er geendet hatte. Dann sah sie ihre Tochter an. »Du denkst, der Kunge wird nichts unternehmen«, sagte sie.
    Torill bemerkte mit einem Lächeln die altmodische Form des Herrschertitels, den ihre Mutter unwillkürlich gewählt hatte. Oddveigs Vater war so stolz auf seine Familie und die lange Reihe seiner Ahnen gewesen, dass er seine Töchter erzogen hatte, als stünde das goldene Zeitalter der mächtigen Zwergenkönige von Hammervest noch in voller Blüte. Aber die ruhmreiche alte Feste der Zwerge war schon vor langen Generationen in den Klüften des Feuergebirges versunken, und nur wenige Zwerge erinnerten sich noch der alten Geschichten. Dennoch, Groffin Steinbrecher fühlte sich immer sehr geschmeichelt, wenn einer seiner Gefolgsleute ihn »Kunge« nannte.
    »Er wird nichts unternehmen«, sagte Torill leise. »Eirik und die anderen Noblen werden es verhindern. Ich glaube, sie würden es begrüßen, wenn die Elben uns angriffen, ohne dass wir gewappnet sind.«
    »Warum?«, fragte Trurre erstaunt.
    Oddveig seufzte. »Eirik Hammerstirn ist ein Emporkömmling, nicht einmal ein Jarl, nur ein kleiner Hovedling aus einer der minderen Familien. Das Chaos, das unweigerlich ausbricht, wenn solch ein Angriff uns unvorbereitet trifft, gäbe ihm und seinen Gefolgsleuten die Möglichkeit, sich an die Macht zu bringen. Alle sagen, dass der König keinen Erben mehr hat …« Sie unterbrach sich und legte ihre Hand auf Trurres geballte Faust.
    »Ich weiß, dass du dir die Schuld an seinem Tod gibst«, sagte sie leise und eindringlich. »Aber höre meine Worte, mein Sohn: Wenn überhaupt jemanden eine Schuld trifft, dann ist das Groffin selbst. Du weißt, dass ich die Wahrheit spreche!«
    Trurre sah in ihre Augen, die hart und glänzend erschienen und das Licht der Öllampen reflektierten, als wären sie aus poliertem Granit. Er nickte stumm, aber seine geballte Faust entspannte sich nicht.
    »Was unternehmen wir also?«, fragte Torill in ihrer zupackenden Art.
    Oddveig runzelte die Stirn und schwieg. Dann wiegte sie nachdenklich den Kopf, und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Ich werde versuchen, vorsichtig ein paar Fäden zu spinnen«, sagte sie. »Es gibt noch Zwerge hier, die auf mich hören. Das Gleiche gilt für dich, Tochter.« Sie sah Torill an, die ernst nickte. Dann blickten beide Frauen auf Trurre. Der zuckte mit den Schultern und begann zu grinsen. »Ich habe heute Abend eine Verabredung mit Kjetil Einauge. Ich denke, ich werde hingehen und ein paar der Lieder mitsingen. Und ich nehme Snorrgald Eichenfuß dorthin mit.«
    »Eine gute Wahl«, nickte Oddveig. »Snorrgald war immer schon ein besonnener Mann, er wird die allzu eifrigen Hitzköpfe ein wenig dämpfen.«
    Trurre verließ die beiden Frauen, die noch im ernsten Gespräch die Köpfe zusammensteckten, und machte sich auf, sein Gepäck bei Snorrgald abzuholen.
    Der Einbeinige saß vor der Torwache auf der Bank und ließ sich von der Sonne wärmen. Als er Trurre sah,

Weitere Kostenlose Bücher