Elchmus (German Edition)
Ralf mittlerweile gut genug. Der braucht Holger, auch wenn der Proll ist und immer Weibergeschichten am Laufen hat. Wenn Männer den Schlampennobelpreis gewinnen könnten, bekäme Holger nie den Schlüssel zur Kirche, hatte Ralf mal gesagt.
„Wie findest du meine Alte?“. Ebenfalls gutgelaunt und voller Wiedersehensfreude packt Ralf Holger zum wiederholten Male. Dieser klopft ihm genauso spaßig auf die Schulter und dann kurz die Luft ab. „Krhhhhh“ ,jammert dieser ebenso kurz zurück. Er hat Freudentränen in den Augen. Hat sie aber unter Kontrolle. Ralf setzt sich auf den einzigen Stuhl und grabscht dabei nach dem Fotostapel. Wie ein Teenager, der was in der Hand haben muss, um seine Schüchternheit oder andere Schwächen zu verstecken. Holger raucht eine und steht mit der englischen Zigarettenpackung in der einen und Kippe in der anderen angelehnt am Küchentisch.
Das alles ist wie ein schlechter Traum. Seine ehemalige Geisel duscht nebenan. Geiseln duschen nicht. Passt nicht zusammen. „Die passt zu mir, die Kleine“, sagt Ralf. Klingt für ihn nach der gemeinsamen Zeit im Rosamunde-Pilcher Land völlig normal. Holger steht einfach da. Verlegen schaut Ralf auf das oberste Foto in seinen Händen.
„Wow“. Er flickt den Stapel durch, und dann noch mal und noch mal. Diese Fotos sind der Wahnsinn. „Geilomat“, sagt er à la Holger laut. Oder doch leise? „Gehen die?“, fragt Holger.
„Die sind der echte Wahnsinn “.
„Was `n der echte Wahnsinn?“. Die Frage kommt von Elke, die mit nassen Haaren und Turban in die Küche kommt, als sei sie ein normaler Gast und schon tausende von Malen hier gewesen. Die Vollzeit-Tusse von Ralf, die nun auch mit offenem Mund die Fotos anschaut. „Die sind ja irre... Grandios.... Einfach spitze“.
Damit ist das Eis gebrochen. „Sie sind der Meinung, das war spitze?“ dallidallit Holger. Dabei packt er beide von hinten. Liebevoll. Muss ja endlich mal wieder alles seine Ordnung haben.
„ Kann ich da wohl Kohle mit machen?“, fragt Holger.
„Easy“. „Die sind der Oberhammer“ ,sagt Ralf zum wiederholten Male.
Holger ist kein Künstlername. Holger hat im Französischen auch noch ein H verloren. Eine Olga ist Elke aber nicht. Tante Gisela war Spaß im alten Leben. Und er wird der erste Künstler sein, der seinen echten Namen behält. Den, den seine Eltern ihm gegeben haben. Den, unter dem ihn alle kennen. Weil er ein berühmter Künstler sein will und daran interessiert ist, dass ihn alle bei Facebook googeln. Weil er allen beweisen will, dass er es in England und damit sogar im Ausland geschafft hat. Achtung einflößen. Statt Bier nach Feierabend von der Schicht.
Quatschend vergeht die Nacht. Elke bleibt Elke, Ralf bleibt Ralf. Holger bleibt Holger. Spitznamen sind in diesem Alter nicht mehr in.
Aber irgendwann müssen auch sie ins Bett. Die Schlafsäcke sehen aus wie Hexen mit Buckeln im Schein der nackten Glühbirne. Sind aber gute Feen. Das hier ist richtiges Leben. Das hier ist sein England. London für Holger. Holger für London. Die sieben Londoner Fußballvereine sind auch ohne ihn nicht alleine. Er hat Ralf wieder und Elke dazu gewonnen. St. Ives wird auch ihm bestimmt gefallen.
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............. Instantkaffeegeruch weht durch seine Wohnung. Der mit den wertvollen Antioxidantien. Seine Wohnung riecht endlich nach Leben. Der Schlaf hat ihm gut getan. Auch die beiden anderen sehen quietschfidel aus. Elke lächelt ihn an. Er findet sie auch gut, aber sie gehört nun mal zu Ralf. Das tut man seinem Kumpel nicht an. Das ist klar wie Kloßbrühe.
Elke sitzt vor ihm auf dem Tisch. Sie ist echt niedlich, wie sie da so sitzt. Elke hätte sich auch in ihn verlieben können, hat sie aber nicht. Aber er hat sich jetzt endgültig entschieden. Die nächste Frau, die er vögelt, wird eine sein, die er liebt. Die 25 rauscht draußen vorbei. Erstaunlich laut, auch in Gesellschaft. Klappert alles ab, was sehenswürdig ist, hört er sich laut erklären. Aber Elke und Ralf haben schon andere Pläne. Fußball, Frauen und Autos gehören in sein altes Leben. Veränderung ist immer gut. Frauengeschichten gehören in die Schublade. Und die bleibt ab heute unter Beobachtung definitiv zu.
Elke ist sich sicher, dass sie mit deutschen Omas im Rosamunde Pilcher Land Geld machen kann. Die deutschen Omas müssen weg vom Fenster und der Glotze. Die Opas auch. Knackärsche gucken. Noch sind die deutschen Rentner reiche alte Säcke. Ralf ist sich sicher, dass die Enkel
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