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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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die Steine herum, fühlt sich dabei aber wie eine ferngesteuerte Marionette. Und Herumkommandieren lässt er sich nicht mehr. Daher bricht er dieses Besichtigungsprogramm doch wieder ab und legt sich für eine Weile ab. Zwei Stunden geht es dann wieder weiter. Noch immer mit der Sonne im Gesicht.
    Er fährt gemütlich, denn er muss ja nicht flüchten. Ist ja allein. Nein, nicht alleingelassen. Single allein. Er muss nirgends hin flüchten. Nicht zum Fußballplatz flüchten und auch nicht zum Angeln. Er braucht auch keine Ausrede für seine Frau, um an freien Tagen aus dem Haus gehen zu können und spät wieder zu kommen. Außerdem ist er zurzeit im Urlaub. Und der darf auch ruhig was kosten. Er könnte sich eine Yacht mieten und eine schöne Lady damit bezirzen. Uniformen machen ihn an. Ist einfach so.
    Der gelbe Streifen am Polizeiauto vor ihm strahlt in der untergehenden Sonne. Aber nicht ihn an. Endlich ist er angekommen.
    In St. Ives, einem Ort, der so aussieht, als gäbe es hier keine Kriminellen. Kleine Häuschen, die sich wie Schlumpfhütten in die Landschaft eingeschmiegt haben. Kleine Gassen, schmale nicht verklinkerte Häuschen, die noch kleiner sind als die der Holländer und ein wahnsinnig schöner Sandstrand am Ende der Einkaufsstraße. Endlich ist er angekommen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er spürt das. Und auch der Atlantik spült in Gedanken keine neuen Fälle heran. Wie ein Schildkrötenbaby hat er diesen Strand gerade zu seiner neuen Heimat erklärt und wird von nun an immer wieder hierher zurückkehren.
     
    Echt gut, dass ich ein deutsches Pärchen zur Aushilfe habe, denkt Mary. Wenn sie die beiden nicht hätte, säße sie jetzt nicht gemütlich beim Picknick am Strand. Das Meer, die Wellen, der Sand und die frische Luft begrüßen sie freudig. Immer wieder. Nicht auszudenken, was sie verpasst hätte, wenn...
     
    Gott hatte letztendlich doch einen guten Plan für sie.
     
    Auch Herr Blitz lädt am schönsten Strand der Welt so langsam sein Akku weiter auf. Keiner der deutschen Kollegen hat ihn jemals so in Action gesehen und das ohne Einsatz.
    „Besser als jeder Tatort“, sagt er laut und munter, als er die Lady in seinem Alter am Strand erspäht.
     
    Ein Lächeln hat sich einfach fest in sein Gesicht eingebrannt und er hat das Gefühl, endlich einmal was richtig gemacht zu haben. Hat halt länger als andere auf den richtigen Moment warten müssen, aber darf ihn immerhin erleben. Darüber sollte er glücklich sein und ist es aus. Jetzt muss er nur noch mutig sein. Muss er dann aber doch nicht. Denn das Meer hat bereits Mary ermuntert.
     
    Und als die beiden aufeinandertreffen, macht auch die Hitze des Tages lieber Feierabend. Funken sprühen dabei in der im Meer untergehenden Sonne. Das riecht nach Liebe, das spürt er.
     
    Und die Sonne scheint noch sehr lange aus ihren Gesichtern.

71
    ............ Die Waffe wird die Wahrheit nie erzählen. Man kann sie stundenlang begutachten und mehr nicht. Weder ein englischer noch ein deutscher Kommissar wird ihr die Wahrheit rauskitzeln können. Sie lebt in ihrer eigenen Welt.
    St. Ives hat dennoch alle wachgerüttelt.
    Das Meer riecht weiterhin nach Abenteuer. Salz legt sich auf die Haut. Definitiv keine Einbildung. St. Ives ist mehr als schön. Hier hat das Leid der Vergangenheit keinen Platz. Hausverbot. Sein deutsches Auto steht richtig rum geparkt vor dem kleinen englischen Häuschen, das Elke und Ralf verwalten. Aber auch Holger ist hier zu Hause, auch wenn er zurzeit noch im Gartenschuppen schläft (wie der Zombie aus Shaun of the Dead).
    Draußen dämmert es schon , Holger sitzt aber noch zufrieden alleine am Strand. Kneipe gibt es hier nicht für ihn. Er lächelt. Seine Kamera liegt in seiner Hand. Am Strand sehen alle Männer so gleich aus wie nachts die Katzen. Und die Konturen des Mannes dort drüben sehen aus wie die des deutschen Kommissars aus dem Münsterland?
    „Unmöglich“, sagt er laut in den ‚Wind hinein. Seine Brust sticht ihn trotzdem kurz. Er schaut wieder aufs Meer hinaus, das ihm so viel Freude gibt. Sein Akku ist wieder aufgeladen, das seiner Kamera gibt so langsam den Geist auf. Daher war es Zeit nach Hause zu gehen.
    Er s chaut wieder aufs Meer. Das hier will er alles auch in 10 Jahren noch haben und genießen. Sich nie daran gewöhnen und diese Schönheit nicht mehr riechen, weil er sie jeden Tag vor sich hat. Diese Gedanken schütteln den deutschen Kommissar dann doch erfolgreich ab.
    Sein neues Leben ist einfach

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