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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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der Typ in die Röhre schaut (Tube ist die Röhre hier).
     
    Die Oyster-Card lässt sie in die U-Bahn, aber auch der Gedanke an Austern im Meer ändert nichts an den Temperaturen hier unten. Die Hitze des Tages steht noch immer in den engen Tunneln und unten legt sich schnell eine weitere Schicht Schweiß auf ihren bereits vom Tanzen erhitzten Körper. Dennoch sind ihre Bewegungen seltsam beschwingt und sie ist eine glückliche junge Frau, die nach London ausgewandert ist.
     
    London ist prima und London wird sie glücklich machen. Das Leben ist zwar kein Ponyhof und der Job nervt schon jetzt... Aber das Leben ist nicht nur Arbeit und so schnell gibt sie nicht auf.
     
    Das ist ihr London-Abenteuer und sie wird was draus machen. Und danach wird sie auch sich gefunden haben.

5
    ............So schnell lässt Elke sich nicht unterkriegen. Guten Morgen ihr lieben Sorgen. Seit es Arbeit gibt muss es Millionen von Menschen wie ihr ergangen sein. Die klassischen Ausreden aus der Kindheit „Mama, ich hab Bauchweh“ zählen heute leider nicht mehr. Und eine Entschuldigung für den dritten Arbeitstag zu erfinden ist echt zu schwierig. Entweder Arbeit oder London adé. Letzteres kommt aber auf keinen Fall in Frage.
    Also heißt es auch heute wieder, Zähne zusammenbeißen, Computer an und schlau und interessiert schlauen. Die nächsten 7 bis 8 Stunden. Dann hat sie nichts zu befürchten. Sie trägt heute wieder ein Kostüm, das überhaupt nichts freigibt. Zwei davon hat sie immerhin. Reicht leider nicht, aber es gibt Shoppen, das auch ihr keinen Spaß macht. Zudem wirkt sie in einem Kostüm auch wie in einer Vorher- und Nachher-Vergleichsmontage. Die Elke aus Deutschland mit Jeans und T-Shirt und die, die in England sein will und ist.
    Hühnerkacke. Elke kann sich damit nicht einfach so abgeben. Sie will sich nicht abspeisen lassen und die nächsten 40 Jahre hier auflaufen. Keine Chance. Da gibt es noch anderes zu tun in diesem Leben. Energiereserven, die genutzt werden müssen. Nicht das Leben in einer kleinen Bürowelt verbringen. Dafür ist sie noch zu jung. Sie will auch keine dämlichen Fotos als Bildschirmschoner auf ihren Computer spielen. Und auch ihrem Computer keinen Kosenamen geben. Keine Stoffbären oder ähnlichen Schnickschnack an ihrer Handtasche baumeln lassen. Keine Bilder von ihrem Liebsten an die Pinnwand heften. Sie will auch nicht die englische Version von Verbotene Liebe im Fernsehen kennen lernen. Dafür ist sie nicht hier. Und sie will auch nicht mehr an Herrn Kessner denken. Dafür ist sie hier. Zumindest mit dafür.
     
    Ausgerechnet jetzt kommt Malcolm und fragt sie nach ihren Fortschritten bei der Arbeit. Herr Kessner hatte aber mehr im Schritt. Schweißperlen tropfen ihr von der Stirn. Hätte sie mal ihre Augenbrauen noch. Sie fühlt sich ertappt. Ist mit ihren Gedanken noch nicht bei der Arbeit. Ist bislang erst körperlich anwesend. Sie kommt noch nicht mal zu einer Antwort, als Malcom ihr erklärt, dass man abends nichts auf seinem Schreibtisch liegen lassen darf. Clean Desk Policy nennt man das hier.
     
    Klar, ihre Unterlagen liegen gar nicht da, aber irgendwie sieht sie das erst jetzt. Andererseits ist Malcom total relaxed und schiebt ihr ihren Papierstapel von gestern ohne viel weiteres Gerede hin, bevor er wieder in seinem eigenen Stall verschwindet. Büroregeln hat er ihr zudem oben drauf gepackt. Die sind kursiv gedruckt, so als hätte sich schon das Papier beim Drucken erfolglos gegen diese Regeln gewehrt. Und als Elke dann liest, dass sie abends immer alles wegschließen muss, schüttelt sie nur noch den Kopf. Offenbar hat es die deutsche Bürokratie auch auf die englische Insel geschafft.
     
    Sie macht sich wieder an ihre Gedanken. Malcolm wohnt auch im East End. Das ist selten hier. Hört sie. Die meisten wohnen im Westen oder Süden und weit draußen. Vor den Toren der Stadt. In kleinen Reihenhäuschen mit Erkerfenstern und kleinen Gärten. Die sind wie die Zechenhäuser in Dortmund, nur noch kleiner. Die meisten haben gekauft. Wenn sie lange genug arbeiten, ist dann auch irgendwann alles abbezahlt. Dann gehören ihnen die kleinen Karnickelställe und auch die nach Rasenmähern schreienden liegenden kleinen Rasenflächen dahinter.
    Elke wollte jetzt lieber im Biergarten irgendwo sitzen. Ohne eigenen Rasen und ohne eigenen Dyson-Mäher. Oder produzieren die nur Staubsauger, die ein Monatsgehalt kosten? Hat David Lynch indirekt darauf hinweisen wollen, dass man alten Leuten nicht

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