Elchmus (German Edition)
nach links. Hah, geht doch.
Neben ihr läuft die neue Kaffepad-Maschine und die Tasse ist schnell voll. Mission erfolgreich. Das englische Frühstück muss endlich weg. Egal, wie spät es gerade ist. Schließlich ist sie hier heute wieder weg.
For good. Das Radio bleibt still, solange sie mit den Pfannen hantiert und der Kuckuck zum zehnten Mal zehnmal den Tag begrüßt. Wegen des gestrigen Misserfolgs beim Abendessen, wird heute nichts erklärt und auch nicht angekündigt. Die Bohnen sehen aus wie Bohnen, die in rötlicher Soße schwimmen. Die Würste sehen aus wie Würste. Der Speck könnte auch deutscher Bacon sein. Nur der Blackpudding sieht nicht nach deutscher Blutwurst aus. Glibbert irgendwie viel mehr und ist auch leuchtender dazu.
Die Mutter kommt soeben aus dem Garten wieder rein und stellt automatisch das Radio an. Kr…hhh.rrrrr spielt es nun im Haus. Krokodile....
Elke geht kurz raus. Es ist erstaunlich warm draußen, immer noch und trotz Gebrutschel am frühen Morgen drinnen riecht es draußen noch immer nach Grillen.
Wie eine Gedankenleserin kommt ihre Mutter wieder raus und schnappt sich das Rost vom Grill zum Handspülen. Der Duft der Würste von gestern macht dem englische n Frühstück ernsthafte Konkurrenz.
Aber heute lässt sich Elke nicht so abspeisen wie gestern und is st daher allein. Sie schaltet den Fernseher zur Gesellschaft ein. Das Frühstücksfernsehen ist besser als WDR4. Diese Flüchtlinge auf Lampedusa sehen auch nach der harten Flucht noch aus wie ganze Kerle. Einige tragen sogar Adidasjacken. Der japanische Kaiser war heute in einer der Notunterkünfte zu Besuch gewesen und hat die Stärke der Japaner bewundert. Und ihre Zuversicht gelobt.
Sie lobt ihr englisches Frühstück, das keiner außer ihr angerührt hat. Es gibt ja um 12 schon wieder Mittagessen. Aber das Radio in der Küche dudelt wieder. WDR4. Eindeutig. Wem ist das gelungen? Etwa ihrem Vater?
Auf diesem Niveau möchte sie sich aber nicht den ganzen Tag bewegen.
Elke stellt daher den Fernseher aus und sich in den Garten. WDR4 dudelt draußen nur noch leise. Nervt aber trotzdem. Ihr Vater kommt raus und sie stellt das Radio drinnen doch wieder aus.
Ihre Mutter ist total in Action. Organisiert einen Grillabend, wie ihn Schapdetten noch nicht gesehen hat. Und lädt alle ein, auch ihren Exfreund. Ralf wirds verkraften. Der Ex hoffentlich auch.
Irgendwie vergeht der Tag. Dank nicht endender Radioaktivitäten und Kuckufsrufen. Nebenan wird auch gegrillt. Herr Blitz ist natürlich auch hier dabei. Ist ja kein Vollidiot und macht durch ungewohntes Nichterscheinen auf sich aufmerksam. Allerdings ist er aufgeregt wie ein kleiner Junge, der morgen das letzte Türchen vom Adventskalender aufmachen darf. Nur dass er vorher nicht mehr schlafen muss.
Wenn alles gut geht, hat er bald Beweise und die Aussicht auf Beförderung steht ihm dann auch endlich zu. Nach so vielen 40 Jahren. Noch ist es hell draußen, das Mittagessen-Grillen bei den Schultes ist überstanden und er auch schon wieder zu Hause.
Die E-Mail kann er mittlerweile auswendig. Weitere Nachrichten hat te er nicht bekommen. Also nutzt er die Zeit: zwei links, einer rechts, zwei vor, einer zurück, tanzt er mit dem Staubsauger durch die Wohnung. Wenn ihn jemand beobachtet, sieht man nur einen Mann im besten Alter, der vergnügt seine Hütte putzt.
Herr Blitz ist froh, dass er sachte mit Elkes Mutter umgegangen ist und sie noch nicht mit dem Autoklau konfrontiert hat, den ihre Tochter wahrscheinlich begangen hat. Bislang hat er nur einen sauberen Job geleistet und ein 1a Interview geführt. Vielleicht sollte er weitere Verhöre beim Grillen aber doch ruhen lassen? Ist schließlich seine Nachbarin und seine Nachbarschaft ist sein Leben. Freunde kennt er nicht. Elkes Mutter würde ihm das nie verzeihen.
Und das gilt schon für den bloßen Verdacht, den er hat. Vielleicht muss doch besser ein anderer Fall her. Er schaltet den Computer aus und legt das Telefon auf die Ladestation. Das Lämpchen des Anrufbeantworters blinkt wie immer aufnahmebereit orange.
Er will jetzt auf das Grillfest. Und die Uhrzeit hat nichts mehr dagegen. Er nimmt seinen Fotoapparat mit. Ein Handy hat er nicht. Besser gesagt nicht mehr. Null Anrufe in Abwesenheit hat das Display seines Vertragshandies 18 Monate lang stoisch verkündet.
Auch die darauf folgende sechsmonatige Kündigungszeit hat die Anzeige des Displays nicht ein einziges Mal geändert. Sein Fotoapparat braucht noch Filme,
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