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Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Titel: Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
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lang gelüftet hat.
    Sehr merkwürdig! Ganz vorsichtig gehe ich in die Küche. Das dreckige Geschirr – abgewaschen und ordentlich in den Schrank geräumt. Der Fußboden – gefegt und gefeudelt. Die leeren Flaschen – säuberlich in eine Kiste sortiert. Im Wohnzimmer sieht es nicht anders aus. Gesaugt, Staub gewischt. Die Decke ordentlich zusammen gefaltet auf dem Sofa. Keine einzige Bierflasche ist zu sehen. Die Fenster stehen auf Kipp und eine frische Sommerbrise weht hinein.
    Diese Ordnung und Sauberkeit zieht sich durch die ganze Wohnung. Nur vor meinem Zimmer hat er Halt gemacht.
    Im Bad blitzt es nur so und es riecht nach seinem herben Duschgel. Das einzige Manko, das es hier gibt, ist das Blinken der Waschmaschine. Wäsche hat er also auch noch gewaschen.
    Ich schalte die Maschine aus und hole die nassen Handtücher aus der Trommel. Zum draußen aufhängen ist es schon etwas zu spät. Da würden sie eh nicht mehr trocken werden. Deshalb werde sich sie gleich auf unseren Tro ckenboden bringen. Morgen kann ich sie bestimmt schon wieder abnehmen. Also schnappe ich mir den Wäschekorb und mache mich auf den Weg. Den Haustürschüssel schmeiße ich mit in den Korb und gehe Stufe für Stufe die Treppe zum Boden hoch.
    Unser Abteil ist ganz am Ende. Verwundert bemerke ich den Lichtstrahl, der unter dem Türspalt hervor scheint. Entweder hat einer von uns vergessen, beim letzten Mal das Licht auszumachen, oder aber es sind die letzten Stahlen der untergehenden Sonne, die da zu sehen sind. Über die letzten Sonnenstrahlen würde ich mich allerdings mehr freuen. Denn es ist immer ein fantastisches Schauspiel, das man von hier oben sehen kann, wenn die Sonne so langsam hinter den Tannen des nahen Waldes untergeht.
    Meine Gedanken wandern zu Lisa. Wie oft haben wir beide hier zwischen der frischen Wäsche Verstecken gespielt. Lisa – ich werde nachher noch bei ihr vorbeigehen. Hoffentlich hat sie sich wieder einigermaßen erholt. Wir müssen uns auch noch überlegen, wie und was wir Mama erzählen. Am besten wird es wohl sein, wenn wir ihr die Wahrheit sagen. Auch wenn es unwahrscheinlich schwer wird.
    So im Gedanken öffne ich die Tür, habe meinen Blick auf den Fußboden gerichtet. Dort befindet sich nämlich eine kleine Schwelle, über die ich immer wieder gerne stolpere. Nachdem ich das Hindernis erfolgreich überwunden habe, blicke ich wieder hoch. Wünsche mir im nächsten Moment allerdings, dass ich es nicht getan hätte.
    Was ich da zu sehen bekomme, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und fassungslos fällt mir der Korb aus den Händen. Dass die feuchte Wäsche dabei auf den staubigen Dielenboden fällt, interessiert mich gar nicht.
    „Papa“, hauche ich leise und schlage mir entsetzt die Hände vor den Mund.
    Will nicht wahrhaben, was sich dort gerade in meine Netzhaut brennt! Da hängt er, den bunten Gürtel von Lisas Bademantel um den Hals, das andere Ende an einem der klobigen Dachbalken befestigt. Mit steifen Gliedern und einem starren Blick!
    Tausende Staubkörnchen fliegen um ihn herum und ergeben mit dem Sonnenlicht ein ziemlich bizarres Bild.
    Ich weiß nicht, wie lange ich da gestanden habe – unfähig mich zu rühren. Doch irgendwann kommt wieder Leben in mich und ich laufe auf ihn zu. Versuche ihn aus der Schlinge zu befreien. Will nicht mehr, dass er da oben hängt. Ich merke gar nicht, wie mir die Tränen die Wangen hinunter laufen.
    „Papa – Papa – Papa“, flüstere ich immer wieder vor mich hin. Als ich es endlich schaffe, ihn von dort oben zu lösen, fallen wir mit einem lauten Krach auf den Boden. Sein steifer Körper begräbt mich fast unter sich und so schnell es geht, versuche ich mich davon zu befreien. Was allerdings gar nicht so einfach ist. Doch irgendwann liegt er endlich neben mir. Auch wenn er mir so viel angetan hat, kann ich nicht anders. Immer wieder streicht meine Hand über sein kaltes Gesicht.
    „Papa, warum?“, frage ich in die Stille.
    Was soll ich denn jetzt machen?
    Lange sitze ich auf dem kalten Boden. Betrachte das fast friedliche Gesicht. Wenn es doch immer so gewesen wäre. Dann hätte es hierzu sicherlich nicht kommen müssen. Die Frage nach dem Warum stellt sich mir. Ist es die Angst vor der Polizei gewesen?
    Als meine Beine einschlafen, richte ich mich langsam wieder auf. Und dabei fällt mein Blick auf seine Hosentasche, in der ein Stück Papier steckt.
    Vorsichtig nehme ich es heraus. Ein Zettel und ein Brief, der an mich gerichtet

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