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Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Titel: Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
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soll“, gestehe ich ihr, werde aber am Weiterreden gehindert.
    „Willst du mir etwa sagen, dass du dich für mich geopfert hast? Dass er dich auch so behandelt hat?“, fragt sie entsetzt. Mein blasses Gesicht verrät mich wohl. Denn auf einmal liegt sie in meinen Armen und drückt mich ganz fest an sich. „Luci, ich hab dich so lieb. Und jetzt? Was machen wir jetzt? Kommst du mit zu Mama und Sven?“ Hoffnungsvoll sieht sie mich an.
    „Nein Süße, ich bleibe hier. Ich bring dich gleich zu Sandra. Du wirst sicher bei ihr schlafen können. Und wenn ihre Mutter fragen sollte, warum, dann sag einfach, dass du noch einmal bei deiner besten Freundin übernachten möchtest. Aber erzähl bitte nichts von Papa. Und ich werde jetzt das machen, was ich schon vor langer Zeit hätte machen sollen - ich gehe zur Polizei!
    So kann das ja nicht weiter gehen. Wir trauen uns nicht mehr nach Hause. Bei dir weiß ich nicht einmal, ob du jemals wieder hierher kommen wirst. Und ich – ich werde sehen, was die Zeit mit sich bringt“, erkläre ich und setze einen Kuss auf ihr Haar. Dann entlasse ich sie aus unserer Umarmung. „So Maus, jetzt mach dich fertig. Ich will das alles endlich hinter mich bringen.“
    Zehn Minuten später steht sie mit gepackten Taschen vor meinem Zimmer. Ich stecke noch mein Tagebuch in den Rucksack – vielleicht kann ich es ja noch gebrauchen – und schnappe mir dann Lisas Gepäck.

    Mit feuchten Händen stehe ich nun vor dem Polizeirevier und ringe mit mir. Eigentlich weiß ich ja, dass dies der richtige Schritt ist. Trotzdem ist er immer noch unser Vater. Aber wenn ich es jetzt nicht mache, wer weiß, wie weit er dann noch geht.
    „Also los, Lucas. Noch einmal tief durchatmen und dann ab“, sage ich leise zu mir und drücke dann schwungvoll die gläserne Eingangstür auf. „Guten Tag“, grüße ich freundlich und stelle mich an den Tresen, „ich möchte eine Anzeige wegen sexuellem Missbrauch machen!“

    Nach einer guten halben Stunde sind wir fertig. Der ältere, sehr freundliche und verständnisvolle Beamte begleitet mich nach draußen.
    „So, Herr Reuter. Ich habe jetzt alles aufgenommen und werde es an die zuständigen Stellen weiterleiten. Die werden sich dann um Ihren Fall kümmern. Ihre Schwester ist jetzt bei einer Freundin, richtig?“, fragt er noch einmal nach.
    „Ja, genau. Da wird sie auch übernachten. Und morgen fährt sie mit dem Zug nach Hause.“
    „Das ist gut. Und wie sieht es bei Ihnen aus? Können Sie vielleicht bei Freunden unterkommen? Oder bei Verwandten?“ Fragend sieht er mich an.
    „Ja, sicher. Ich kann bei einem Kollegen schlafen“, beeile ich mich zu sa gen. Nicht dass er noch auf den Gedanken kommt, mich ins Heim zu stecken, oder so. „Was glauben Sie, wie lange wird es dauern, bis mal jemand vorbei schaut?“, will ich dann noch wissen.
    „Ich weiß es nicht, Junge. Ihr Vater war bisher ein unbescholtenes Blatt und strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten. Aber ich werde auf jeden Fall Druck machen. Und wenn Sie für die nächsten Tage doch keine Unterkunft finden sollten, dann melden Sie sich einfach. Wir werden schon etwas für Sie finden. Sie haben auf jeden Fall das Richtige gemacht. So, und nun halten Sie die Ohren steif“, meint er lächelnd und bevor er sich umdreht, klopft er mir noch einmal aufmunternd auf die Schulter.
    „Vielen Dank und auf Wiedersehen“, gebe ich zurück. Ein paar Meter neben dem Revier steht, unter einer alten Kastanie, eine kleine Bank. Auf die lasse ich mich nieder. Ganz langsam stiehlt sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht.
    Ich habe es getan. Ich habe es wirklich getan. Ihn angezeigt und somit unserem Martyrium hoffentlich ein Ende gesetzt.
    Mit geschlossenen Augen lasse ich das rege Treiben um mich herum auf mich wirken.

    Fast schon wehmütig höre ich das Geläut der Kirchenglocken. Ich habe fast zwei Stunden unter dem Baum gesessen. Und es hat mir unendlich gut getan. Aber nun wird es langsam Zeit, nach Hause zu gehen. Seufzend stehe ich auf und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle.
    Dieser Weg, den ich sonst eigentlich immer mit Unbehagen beschritten habe, fühlt sich auf einmal ganz anders an.
    So viel freier! Und auch die Haustür öffnet sich viel leichter für mich. Denn irgendwie habe ich keine Angst mehr vor ihm.
    Zu Hause empfängt mich eine absolute Stille. Keine Fernsehgeräusche. Keine klappernden Bierflaschen. Auch liegt in der Luft ein frischer Duft – so als wenn jemand Stunden

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