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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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gebogenes Messer
heraus. Sie umfasste einen kleinen Ast und schnitt ihn dicht am Stamm ab.
Prüfend hob sie ihn hoch und schnitt nun einen einzigen Zweig heraus. Sie
steckte ihn in einen Beutel, den sie am Gürtel ihres langen saphirblauen
Gewandes trug. Wortlos stieg sie wieder auf ihr Pferd.
    Maya hatte ihr fasziniert zugesehen. Luna spürte
Mayas Blick im Rücken und drehte sich zu ihr um. Sie ließ ihr Pferd
zurückfallen, bis sie mit Maya gleichauf war.
    »Das war ein Haselnusszweig. Er passt am besten
zu Fiona.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich kann die Natur zu mir reden hören. Ich höre
die klare Stimme des Wassers, der Bach murmelt mir etwas Geheimes zu. Ich
vernehme das Rauschen der Blätter, die mir eine Geschichte erzählen. Der Wind
spricht zu mir, er singt für mich ein uraltes Lied. Ich spüre die Eigenarten
der Bäume. Kein Baum oder Holz gleicht dem anderen, so wie kein Mensch dem
anderen gleicht.«
    Sie ritten ein kleines Stück weiter, als Luna
abermals ihr Pferd anhielt und abstieg. Diesmal schnitt sie von einer Esche
einen Zweig ab.
    »Stimmt es, dass du die Zauberstäbe nach unserem
Geburtsmonat aussuchst?«, wollte Max von ihr wissen.
    »Menschen würden so etwas vielleicht tun«, sagte
Luna. »Ich frage die Bäume. Dieses Holz passt zu dir.« Sie hielt den         Eschenholzstab hoch. »Ein einziger fehlt noch. Dort drüben beginnt eine
Wiese. Seht ihr die Holunderbüsche am Waldrand wachsen?«
    Luna reichte Larin die Zügel ihres Pferdes.
»Bleibt hier im Wald. Wir befinden uns dicht an der Grenze unseres Landes.« Mit
eleganten Schritten lief sie los.
    »Ich gehe nur vor bis zum Waldrand.« Maya sprang
vom Pferd. Sie wollte gerne sehen, wie Luna den Zweig für ihren eigenen
Zauberstab schnitt. »Bleib schön stehen.« Sie klopfte ihrer Stute den Hals.
Hyadee schnaubte. Dann ging sie Luna hinterher.

 
    Das
Wesen war lange vergeblich umhergestreift. Es hatte die Sonne gescheut. Die
Nacht war seine Gefährtin; sie half ihm, sich zu verbergen. Es glaubte, den
Geruch verloren zu haben, nach dem ihn so gelüstete. Es lag zwischen Steinen
verborgen, als der Wind den Geruch zu ihm brachte. Sie waren zu ihm gekommen.
Ein Schatten duckte sich hinter den Steinen. Er schlich am Rand des Waldes
entlang. Lautlos.
    »Eigentlich könnten wir eine kurze Pause einlegen«, seufzte
Fiona. »Ich muss mich erst an das Reiten gewöhnen. Mir tun Muskeln weh, von
denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe.«
    »Jaaah«, bestätigte Max. »Soll ich dir sagen, wo’s
mir am meisten wehtut?«
    Larin grinste. »Ihr werdet euch daran gewöhnen.
Beim nächsten Mal wird es schon besser gehen.«
    Sie saßen ab.
    Maya hatte Luna am Waldrand fast eingeholt. Die
Elfe blieb stehen. »Warte.« Sie streckte den Arm aus zum Zeichen, dass Maya
hinter ihr bleiben sollte.
    »Was ist?«
    »Still«, flüsterte Luna ihr zu. Maya konnte
sehen, wie sie lauschte. Was mochte sie hören?
    »Zurück! In den Wald hinein! Schnell!«, rief
Luna und eilte auf Maya zu.
    Erschrocken vernahm Maya ein Rascheln im hohen
Gras und wandte sich um. Sie war viel zu überrascht, um rechtzeitig zu
reagieren. Ein riesiger Schatten schoss aus der Wiese auf sie zu. Luna hatte
Maya fast erreicht, aber es sah aus, als käme sie zu spät. Die Elfe warf die
Arme hoch. Das Wolfswesen stürzte so schnell hervor, dass Maya nicht mehr
fliehen konnte. Sie sah eine grausame Fratze mit gewaltigen Reißzähnen und
leuchtend gelben Augen direkt vor sich und roch einen Moment lang stinkenden,
heißen Atem. Plötzlich war da ein Wirbel aus Wind und Blättern, der sie und
Luna von dem Untier trennte. Ein mächtiger Wind umbrauste sie beide, schneller
und schneller drehte er sich um sie. Er riss Blätter mit sich, und Maya konnte
nur noch einen grüngoldenen Wirbel sehen, der sie in rasender Geschwindigkeit umtoste.
Maya hielt sich schützend die Hände vor das Gesicht. Sie blinzelte in den Sturm
und versuchte, etwas zu erkennen.
    Maya hörte Luna Worte flüstern, die sie nicht
verstand. Die Stimme schwoll an und vermischte sich mit dem Wind. Sie sah eine
goldene Klinge in Lunas Hand aufblitzen. Dann verschwand Luna aus dem
wirbelnden Kreis.
    Sie hörte sich schreien. Der Wirbel verschwand
so unerwartet, wie er gekommen war. Er fiel in sich zusammen, und Hunderte von
Blättern sanken zu Boden.
    Am ganzen Körper zitternd stand Maya da. Vor
sich sah sie eine struppige, widerwärtige Kreatur am Boden liegen. Blut
sickerte heraus. Luna und Larin standen

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