Electrica Lord des Lichts
auf Duart Castle lebt, weit auseinander. Stimmt Ihr mir zu?“
Sie nickte und versuchte, die aufkommende Verzweiflung zu unterdrücken. Wenn der Lord ihr nicht helfen wollte, musste sie einen anderen Ausweg finden.
„Kümmere dich um Lady Beaton“, befahl der Lord Babu.
Das Gespräch war somit für ihn beendet. Sue blieben die Worte im Hals stecken über diese eindeutige Abweisung. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass sie auf wundersame Weise zu einem Titel gelangt war. Ohnehin erschien ihr die ganze Situation unbegreiflich.
„Nach oben oder nach unten?“ Mit knackenden Knochen kämpfte sich die Zigeunerin aus der unbequemen Haltung empor.
Verblüfft nahm Sue den vorlauten Tonfall in deren Stimme zur Kenntnis, sodass sie schon befürchtete, der Lord würde seine Dienerin vor ihren Augen züchtigen. Doch die Provokation lief ins Leere. Sein Umhang bauschte sich auf, als er sich abwandte und in den hellen Saal trat.
„Nach oben“, sagte er, bevor die Tür hinter ihm laut ins Schloss fiel.
Einen Moment verharrten sie in der dunklen Stille.
„Ich bin keine Lady“, hauchte Sue.
„Jetzt schon“, kam es von Babu. „Er hat gesagt, nach oben, also komm.“
Sie folgte der Frau in die entgegengesetzte Richtung, aus der sie gekommen war. Ihre Gedanken waren ein wirrer Haufen, der zu ordnen unmöglich erschien. Sie brauchte dringend Ruhe und hoffte, sie oben zu finden. Was immer damit gemeint war.
„Und was ist unten?“ Sue beeilte sich, den flinken Schritten der Frau zu folgen.
„Unten ist immer die Hölle“, antwortete Babu, ohne sich umzudrehen.
Anscheinend war es nicht nur Sues Verstand, der langsam seine Dienste verweigerte. Seltsame Zigeunerin. Erst bebte sie vor Angst, dann gab sie eine patzige Antwort und nun redete sie wirres Zeug. Sues Nerven spannten sich erneut an. Am Ende des Ganges erschien die teppichbelegte Treppe ins obere Stockwerk.
Babu führte sie in ein großzügiges Gemach. Staunend blieb Sue im Raum stehen und betrachtete die gediegene Einrichtung mit einem herrschaftlichen Himmelbett. Babu zog einen raumteilenden Vorhang beiseite. Dahinter befand sich ein Badezuber, in den kurz darauf dampfendes Wasser aus einer glänzenden Armatur floss, nachdem Babu daran gedreht hatte. Irritiert stellte sich Sue neben Babu und deutete auf den plätschernden Strahl. Wasserdampf stieg auf, legte sich warm auf ihr Gesicht, wo es sofort abkühlte.
„Das Wasser. Es ist heiß.“
„Ja“, bestätigte Babu und blickte sie seltsam an.
„Aber wie ist das möglich?“ Sue suchte den Raum nach einem Feuer ab, auf dem das Wasser möglicherweise erhitzt worden war. Doch damit wäre nicht erklärt, wieso es über diesen Kannenausguss aus der Wand floss wie eine Quelle im Felsen.
Babu schien sich mit solchen Fragen nicht abzugeben, sondern zuckte gleichmütig mit den Achseln, bevor sie auf einen hohen Kleiderschrank zusteuerte. Knarrend öffneten sich die Türen. „Hier sind Kleider. Bedient Euch nach dem Bad.“
Beeindruckt strich Sue über unzählige Stoffe, die in allen erdenklichen Farben vertreten waren. „Wie überaus gastfreundlich vom Lord, mir die Kleider der Herrin zur Verfügung zu stellen.“
„Es gibt keine Herrin auf Duart“, entgegnete Babu und machte sich am Badezuber zu schaffen, woraufhin das Wasser wie von magischer Hand abgestellt aufhörte zu fließen.
„Oh?“ Sue hielt bestürzt inne.
Die Zigeunerin wandte sich zu ihr um. Ihr finsterer Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie keine weiteren Auskünfte über die umfangreiche Damengarderobe zu geben gedachte. „Ich werde Euch später etwas zu Essen heraufbringen.“ Mit diesen Worten verließ die Frau den Raum und ließ sie ratlos zurück.
Abgesehen von der förmlichen Anrede, mit der Babu sie ansprach, wirkte sie für eine Magd recht stolz. Zumindest, solange der Lord nicht in der Nähe war. Das Alter hatte kaum Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen und ließ noch deutlich erahnen, dass sie einst eine wilde Schönheit war.
Unschlüssig blieb Sue eine Weile stehen. Sie wollte doch Hilfe holen und dem grausamen Schulmeister das Handwerk legen. Wie es aussah, kam sie nicht weiter, solange es Nacht war. Außerdem war sie viel zu müde, sich weiter zu bemühen. Es blieb ihr nichts anderes, als sich zur Nachtruhe zu begeben. Sie schnürte ihr Mieder auf. Kurz darauf glitten ihre Kleider auf den Boden. Mit wenigen Schritten erreichte sie den einladenden Badezuber. Es duftete nach Rosen. Mit einem Finger
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