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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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findet Ihr meine Bibliothek, und wenn Ihr gerne schreiben möchtet, nur zu.“
    Ihre Lippen formten sich zu einem stummen Ausruf des Erstaunens. Im selben Moment wurde Cayden klar, warum er sich von ihr auf eine Weise angezogen fühlte, die über den Duft ihres Blutes hinausging. Ihre Augen schimmerten im klaren Blau des Himmels bei Tage. Ein Anblick, den Cayden seit langer Zeit vergessen hatte. Ein dichter Wimpernkranz lag wie eine Sturmwand darüber, spiegelte jede ihrer Gefühlsregungen wider. Blondes Haar umrahmte ihr Gesicht wie ein Ring aus gespeichertem Sonnenschein. Sie roch nach purem Leben.
    Ein Schatten überzog ihre Miene, ließ das Strahlen verblassen. Sie blinzelte, als würde sie gerade aus einer Traumwelt erwachen. Nicht ganz abwegig, genau genommen ähnelte ihr Zustand dem eines Schlafwandlers, nur bei vollem Bewusstsein. Dagegen war es ungewöhnlich, dass der Bann, den er ihr induziert hatte, so schnell wieder nachließ. Hartnäckiges kleines Mädchen. Sie war wesentlich weniger einfältig als die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen. Er musste den Bann verstärken. Zu ihrem eigenen Schutz, damit ihre kindliche Angst sie nicht auf irrige Gedanken brachte. Es wäre bedauerlich, wenn das Vögelchen den goldenen Käfig voreilig verlassen würde.
    „Ihr seid zu großzügig, doch ich kann Eure Gastfreundschaft nicht noch länger in Anspruch nehmen. Ich werde mich auf den Weg nach Lochdon machen“, verkündete sie.
    Er konnte ihre Befangenheit riechen, sie strömte aus jeder Pore dieser frischen Haut. In ihren Augen hatte das Schicksal ihr übel mitgespielt. Es galt nun, sie davon zu überzeugen, das Beste aus ihrer Lage zu machen. Die Fäden lagen in seiner Hand.
    „Manche Dinge sollte man auf sich beruhen lassen. Die Zeit wird Euch gnädig sein. Nach einer Weile werden die Vorfälle im Dorf in Vergessenheit geraten. Solltet Ihr zum jetzigen Zeitpunkt zurückkehren, könnte es möglicherweise kein gutes Ende nehmen.“
    „Wie meint Ihr das?“
    „Menschen neigen dazu, nach Lösungen zu streben oder zumindest, einen Schuldigen für ein Unheil zu finden. Euer Sheriff ist in solchen Dingen äußerst geschäftstüchtig. Ihr seid verschwunden, nachdem ein Mord geschehen ist. Meint Ihr nicht, dass Euch das in den Augen der Leute verdächtig macht?“
    Ein bisschen tat sie ihm leid, wie sie verzweifelt um Fassung rang. Gleich würde er sie erlösen, doch zunächst sollte sich der Gedanke festsetzen, dass es besser war, hierzubleiben. Damit würde er den Weg für einen weiteren Bann ebnen.
    „Ihr glaubt, man könnte mich für den Tod meiner Tante zur Verantwortung ziehen? Das ist absurd.“ Ihre Stimme überschlug sich fast. Fest hatte sie die Hände im Stoff ihres Kleides vergraben.
    Gut. Sie fing an zu begreifen. „Absurd vielleicht, aber nicht abwegig. Ich habe schon erlebt, wie Frauen für geringere Vergehen auf dem Scheiterhaufen endeten.“
    Mit einem Aufschrei schlug sie sich die Hände vor den Mund. Jetzt sollte er eingreifen, bevor der Schreck endgültig von ihr Besitz nahm. Er umfasste ihr Gesicht, legte seine Fingerspitzen auf ihre Schläfen und fokussierte ihren Blick. Die Wärme ihrer seidenweichen Haut zog prickelnd über seine Handflächen bis in seine Arme. In ihren blauen Augen spiegelten sich allzu menschliche Empfindungen wie Verzweiflung und Ratlosigkeit. Unnötige Nebensächlichkeiten, mit denen sich ein so schönes Geschöpf nicht quälen sollte.
    „Beruhigt Euch, Sue Beaton. Hier seid Ihr in Sicherheit. Niemand wird Euch ein Leid zufügen.“ Er sprach mit ruhiger, monotoner Stimme, drang tief in ihren Geist ein und legte Ruhe hinein, wo das Chaos tobte.
    Er legte einen Arm in ihren Rücken, um sie aufzufangen. Ihr zierlicher Körper kippte in völliger Starre nach hinten. Er richtete sie wieder auf wie eine leblose Puppe. „Wenn Ihr aufwacht, fühlt Ihr Euch entspannt und frei von Sorgen.“ Mit einer schnellen Handbewegung infiltrierte er ihr den Befehl, aufzuwachen.
    Es amüsierte ihn, wie sie blinzelte, als verfolgte sie gerade einen Gedanken. „Aber das könnt Ihr unmöglich ernst meinen. Was ist, wenn ich durch meine Unwissenheit einen Schaden an diesem Gerät anrichte?“
    „Dann wird dieser behoben werden. Seid unbesorgt und fühlt Euch wie zu Hause.“ Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. „Heute Abend werde ich zurück sein. Ich werde Babu anweisen, Euer Frühstück hier zu servieren.“

    Im Strom der Gezeiten, der Mond gibt das Licht. In Liebe zu geben

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