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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen worden war. Sie bedauerte, keine Gelegenheit mehr zu haben, ihre Tante wirklich kennenzulernen. Von Erwachsener zu Erwachsener. Sie hatte nie aufgehört, Meggie aus den Augen eines liebenden Kindes zu betrachten. Umso schockierter war sie, als sie von der vermeintlichen Liebesbeziehung mit dem Schulmeister erfuhr. Sie musste sich bemühen, es zu verstehen. Nun blieben all ihre Fragen unbeantwortet. Daran würde sich nichts ändern. Ihre Tante war tot und sie saß in diesem geheimnisvollen Schloss mit seinen seltsamen Bewohnern. Wieder kreisten ihre Gedanken um den Lord, was augenblicklich eine Woge der Entspannung durch sie hindurchziehen ließ.
    Sie seufzte und schob ihren Stuhl nach hinten. Wie so oft in den letzten Stunden fing sie damit an, rastlos im Salon auf und ab zu gehen. Die Fenster fehlten ihr. Ein Blick auf die sanften Hügel von Mull hätte sicher eine inspirierende Wirkung. Die Ideen zu ihrem Roman stoben bereits als wildes Durcheinander durch ihren Kopf. Sogar einen Kelpie hatte sie gesehen. Bestimmt war der Wassergeist in den Fluten des Atlantiks untergetaucht. Wie erschreckt sie bei seinem Anblick gewesen war. Davon war nun nichts mehr zu spüren.
    Ihr Blick fiel auf eine dieser gelöcherten Holzplättchen neben dem Typomat. Dort drinnen sollten ihre Worte aufgehoben werden, wenn sie den verzierten kleinen Hebel betätigte. Speichern hatte es der Lord genannt. Sie fand die Vorstellung faszinierend, wenn sie auch keine Erklärung dafür hatte. Vielleicht sollte sie sich überwinden und einen Versuch wagen, diese eigenartige Maschine zu bedienen. Wären nur die Buchstaben nicht so unwillkürlich auf den Tasten zerstreut. Eine alphabetische Anordnung wäre sicher sinnvoller gewesen. Seltsam. Irgendwer musste sich etwas dabei gedacht haben. Schnell warf sie einen Blick über die Schulter, um sicherzustellen, dass sie noch allein im Raum war. Sie rückte ihren Stuhl näher an den Typomat und atmete tief durch. Einen Versuch war es wert. Wenn es ihr nicht gelingen sollte, konnte sie immer noch zur Feder greifen.
    Sie betätigte eine Taste. Schwerfällig neigte sich der Metallbügel nach unten, doch sonst geschah nichts. Beim nächsten Versuch drückte sie fester zu und der Buchstabe erschien wie ein leuchtender Stern auf dem nachtschwarzen Monitor. Mit einem erstaunten Ausruf sprang Sue von ihrem Stuhl. Sie traute ihren Augen kaum. Aus dem Nebenzimmer drang ein leises, regelmäßiges Poltern. Offenbar hatte sie die Antriebsmaschine, von der Lord Maclean gesprochen hatte, in Betrieb gesetzt. Mutiger geworden setzte sie sich wieder und betätigte die Tasten, bis sie einen Satz gebildet hatte. In hellen Lettern auf schwarzem Untergrund leuchteten ihr die Worte entgegen.
    „Das ist ja fantastisch“, jauchzte sie.
    Sue legte die Finger auf die Tasten und fing an zu tippen. Es war nicht einfach, die schweren Tasten zu drücken. Vor allem ihre kleinen Finger schmerzten unter der ungewohnten Anstrengung. Doch nach einer Weile bemerkte sie davon nichts mehr. Sie setzte Wort hinter Wort, noch ohne Zusammenhang, mehr als Notizen und begriff plötzlich den Sinn der seltsamen Buchstabenfolge. Die am häufigsten verwendeten Buchstaben lagen leicht erreichbar im Halbkreis, dort,wo ihre Finger ruhten. Alle anderen waren mit leichtem Knicken oder Strecken der Finger bequem erreichbar.
    Einen Moment hielt sie inne, starrte auf die geschriebenen Worte, bis sie den Entschluss fasste, aufzuschreiben, was ihr widerfahren war. Wenn ihr schon kein Gehör geschenkt wurde, bestand immerhin die Möglichkeit, dass der Lord ihren Text las. Vielleicht konnte ihn das zu einer anderen Entscheidung bewegen. Bis dahin würde es ihr Herz erleichtern, wenn sie sich die Sorgen von der Seele schrieb.

    Cayden wuchtete den Wust an Plänen auf den Tisch. „Sorge dafür, dass alle Materialien für den Bau dieses Generators bereitliegen. Genügend Spulen und Drähte aus Kupfer müssten hier gelagert sein.“
    Sofort machte sich Waloja daran, die Pläne auszurollen. Cayden ließ den Blick zur Glaskuppel des Laboratoriums gleiten. Lange genug war er bei seinen Experimenten auf die aufschiebbare Luke angewiesen, durch die er Blitze geleitet hatte. Wenn alles nach seiner Vorstellung verlief, würde er bald nicht mehr das nächste Gewitter abwarten müssen.
    „Haben wir einen Eisenkern?“
    Waloja warf einen Blick auf die Aufzeichnungen und nickte heftig. Cayden war immer wieder erstaunt, wie schnell der

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