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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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nicht“, erwiderte Sue verwirrt.
    „Ich denke, ich habe Eure Haut mehr verletzt, als Ihr die meine.“ Mit einem Ruck hob er den Kopf und wandte sich mit einem Blick an die Menge, der er unmissverständlich klarmachte, dass die Vorstellung beendet war.
    Sofort gingen die Umstehenden wieder ihren Gesprächen nach oder beeilten sich, zu entschwinden. War da etwa ein zorniges Grollen in seiner Brust zu hören?
    Sue hielt die Luft an, senkte den Kopf und atmete langsam wieder aus. Sie musste sich bemühen, nicht dem unwiderstehlichen Drang nachzugeben, einfach davonzulaufen, weil etwas in Caydens Stimme kalte Schauder über ihren Rücken trieb. Sein Mund lächelte, doch seine Haltung verriet, dass er nur darauf wartete, bis sich jeder Schaulustige außerhalb ihrer Hörweite befand.
    Plötzlich ergriff Cayden ihr Handgelenk und zog sie in eine abgelegene Nische. Er verstärkte den Griff, bis sie sich keuchend zur Seite neigte. Sein Gesicht war so nah, dass er sie beinahe berührte.
    „Und glaubt mir, Madam, es ist Eure Haut, die hier in Gefahr ist, also wagt es niemals wieder, mich vor irgendwem zu degradieren und sei es der niederste Knecht. Habt Ihr das verstanden?“
    Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, hinter denen eine brodelnde Schwärze sie in die Tiefe zu ziehen drohte. Sues Kehle zog sich vor Furcht zu. Sie biss sich auf die Lippen und nickte krampfhaft. Ihre Hand wurde taub von der eisernen Umklammerung. Das enge Korsett hinderte ihren Brustkorb, sich ausreichend zu weiten, sodass sie unter den kurzen Atemzügen drohte, ohnmächtig zu werden. Verdammter Kerl. Er jagte ihr Angst ein und erregte gleichzeitig ihren Widerstand. Instinktiv wusste sie, er würde ihr nichts anhaben. Sie spürte deutlich, wie er seine Kraft zügelte. Er hätte ihr vermutlich ohne große Anstrengung den Arm brechen können.
    Als hätte jemand einen Schalter umgeschlagen, lösten sich gleichzeitig Caydens Gesichtszüge und sein Griff. Sue geriet ins Taumeln über diesen plötzlichen Umschwung. Ihre Verwirrung hätte nicht größer sein können. Ihre Knie zitterten. Gewiss mehr vor Wut, weil dieses Gestänge um ihre Taille nicht nur ihre Bewegungsfreiheit, sondern auch ihre Blutzufuhr drosselte. Sie suchte die Umgebung nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Doch wohin hätte sie gehen sollen? Sie kannte sich in dieser Stadt nicht aus und käme vermutlich nicht weit, wenn sie als Frau allein durch die nächtlichen Gassen irrte. Die Sanftheit, mit der Cayden seine Hand auf ihre Wange legte, ließ sie zusammenzucken, als hätte er die Ohrfeige erwidert.
    „Sachte, sachte“, sprach er in beruhigendem Tonfall. „Ich denke, wir haben die Angelegenheit ausreichend geklärt, nicht wahr?“
    Sue starrte ihn entgeistert an. Das konnte nicht sein Ernst sein. Eben hatte er noch den Eindruck gemacht, als hätte er sie am liebsten verprügelt und plötzlich gab er sich friedfertig. Geklärt sah sie hier gar nichts. Sie wollte etwas erwidern, doch Cayden kam ihr zuvor.
    „Schau mir in die Augen. So ist es gut. Gleich wirst du dich besser fühlen.“
    Seine betörende Stimme legte sich wie ein schützendes Tuch über sie. Die Wogen in ihr schienen sich zu glätten. Eine Weile verharrten sie so und mussten für jeden, der zufällig an ihnen vorbeiging, aussehen wie ein Paar in inniger Umarmung. Als er ihr seinen Arm reichte, um sie hinauszuführen, erreichte sein Lächeln nicht seine Augen. Ein Funkeln lag über dem sonst warmen Moosgrün wie bei einem sich entfernenden Gewitter. Kurz sah sich Sue unter seinem Blick zur Steinsäule erstarren. Ihr vermeintlich beruhigtes Gemüt rief erneut ein stumpfes Rumoren in ihrem Bauch hervor.
    Da ihr nichts lieber war, als möglichst schnell aus dem Ballsaal zu verschwinden, schluckte sie den aufkommenden Groll hinunter und hakte sich bei ihm ein. Sie hielt es für angebracht, die Schaulustigen hinter sich zu lassen.
    „Wir wollen doch nicht deinen Ruf gefährden, meine Liebe.“ Der Tonfall seiner Stimme war deutlich versöhnlicher.
    Mit geradeaus gerichtetem Blick nickte Sue. „Wenn du das sagst.“
    Draußen hüllte sie sich in ihren weiten Umhang und beobachtete, wie Cayden eine Mietdroschke herbeipfiff. Die Gaslaternen hatten Heiligenscheine, dass Straßenpflaster glänzte vor Nässe. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, hob mit verkrampften Händen ihren Rocksaum an, damit sich der Stoff nicht vollsog. Cayden benahm sich, als sei nichts geschehen. Ihre innere Stimme riet, dem Frieden nicht zu

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