Electrica Lord des Lichts
überraschend leicht, denn bald schon lauschte sie dem interessanten Gespräch zwischen Cayden und dem König von England.
„Wir fragen uns andauernd, woher Ihr diese Ideen nehmt?“ Verschwörerisch zwinkerte der König Cayden zu.
„Ich habe meine Quellen. Gäbe ich diese preis, ginge das zu Schaden der Exklusivität, mit der ich Euer Majestät beliefern kann“, entgegnete Cayden mit einer galanten Verneigung. „Ich bitte Euch, mir diese Gefälligkeit zu gewähren.“
Der König lachte laut auf, was erneut einige Köpfe in ihre Richtung drehen ließ. Überhaupt schien die Stimme das Kräftigste an diesem hageren, kleinen Mann zu sein. „Ja, das ist wohl wahr. Wir sehen ein, dass Ihr nicht der Geschäftsmann wäret, der Ihr seid, gäbet Ihr Eure Geheimnisse leichtfertig an jedermann weiter – auch wenn es Euer König ist.“
„Sir?“
„Schon gut, mein Lieber.“ Wieder klopfte der König Cayden auf die Schulter.
Sofort versteifte sich Caydens Haltung. Der edle Stoff des taillierten Fracks spannte sich bedrohlich an seinen Schultern. Sue spürte, wie zuwider ihm diese Kleinjungenbehandlung war.
„Wie dem auch sei“, setzte der König fort. „Eure letzte Erfindung hat uns zur erheblichen Steigerung der Leistung unserer dampfbetriebenen Luftfahrtschiffe geführt. Dadurch wurde Englands Vorherrschaft der Weltmeere nunmehr auf die in der Luft ausgeweitet. Der nächste militärische Schlag gegen das von Frankreich besetzte Europa wird dem kleinen Kaiser dort einen empfindlichen Rückschlag zuteil kommen lassen.“ Der König gluckste vor Vorfreude.
„Es heißt, man will eine Allianz gegen Napoleon gründen, um ihn an einem erneuten Kabinettkriege zu hindern. Der Kaiser hat Elba bereits verlassen“, sagte Cayden.
Der König hob die Schultern an, wodurch seine ganze Gestalt zu wachsen schien. Er strahlte eine Würde aus, wie sie kein anderer hätte überbieten können. „Eine Allianz soll es geben, das ist richtig, aber ohne die Partnerschaft des Vereinigten Königreichs. Wir haben Kampfluftschiffe. Das Empire wird sich keiner anderen Nation beugen. Nicht unter meiner Herrschaft, nicht unter der zukünftigen Herrschaft meines Sohnes und nicht in alle Ewigkeit.“
Atemlose Stille. Der König hatte gesprochen und alle waren erstarrt. Neben Sue nickte der junge Prinz und in Caydens Gesicht machte sich ein zufriedenes Lächeln breit. Anscheinend kamen ihm die königlichen Pläne gelegen. Er würde den König mit weiteren technischen Errungenschaften versorgen. Allein der Gedanke an sein Fahrzeug, das sowohl an Land wie unter Wasser in Bewegung war, ließ Sue erahnen, dass Cayden gerade im Begriff war, sich einen mächtigen und vor allem zahlungskräftigen Kunden zu sichern.
Ihre Vermutung wurde bestätigt, als ganz nebenbei ein Page herbeigewunken wurde, der Cayden unter dem zustimmenden Lächeln des Königs einen prall gefüllten Geldbeutel überreichte.
Nachdem mit unverfänglicher Plauderei ein Glas Punsch geleert worden war, zog sich der König bald zurück. Sofort kehrte eine ausgelassene Heiterkeit in den Saal ein, nachdem sich die Gäste nicht mehr dem strengen Diktat, welches unter Anwesenheit des Königs herrschte, unterwerfen mussten. Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch, kam es Sue in den Sinn. Dennoch hatte sie sich wohler gefühlt, als der König zugegen war. Nun war sie es wieder, die unfreiwillig Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie, die Fremde. Darauf hätte sie gut und gern verzichten können.
Obwohl sie fasziniert war vom gesellschaftlichen Leben, fühlte sie sich zunehmend unbehaglich. Sie hatte das Bedürfnis, Caydens Hand zu ergreifen, wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er auf sie aufpasste. Ihre Finger tasteten nach ihm, bis sie in seiner großen, kühlen Hand Zuflucht fanden.
„Du siehst sogar mehr als bezaubernd aus, fast ein bisschen furchterregend“, sagte er leise. „Die Farbe deines Kleides harmonisiert mit deinen Augen.“
Sein Blick zog über ihren Ausschnitt. Ihr gelang ein unsicheres Lächeln. Zweifellos gab er ihr ein Gefühl der Sicherheit, doch keinen Trost. Auf eigenartige Weise fühlte sie sich nicht nur fremd, sondern nicht zugehörig. Fast als sei sie ein Beobachter von außen. Cayden dagegen bewegte sich mit selbstverständlicher Gelassenheit inmitten der Würdenträger. Nicht nur das, er bedachte die meisten seiner Gesprächspartner mit einer unterschwelligen Missachtung, die ihnen nicht auffiel. Sue versuchte gegen das flaue
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