Electrica Lord des Lichts
dafür Sorge tragen, dass die Dame auch eine solche bleibt.“
Sue schnappte nach Luft und fühlte gleichzeitig, wie das Blut ihr in die Wangen schoss. Caydens Besitzansprüche überraschten sie, doch viel mehr traf sie sein abfälliger Unterton, mit dem er ihren gesellschaftlichen Stand preisgab. Es erschien ihr äußerst unangebracht, derart in der Gegenwart eines anderen zu sprechen. Sichtlich schockiert verabschiedete sich der Mann und verschwand in der Menge.
Obwohl Caydens Miene reglos blieb, stand in seinen Augen ein Ausdruck boshaften Triumphs. „Schließlich mutmaßen es die meisten hier, doch niemand weiß mit Gewissheit, dass du mit mir eine Liaison pflegst.“
Sue schluckte und senkte die Lider. Er hatte so leise gesprochen, dass nur sie ihn hören konnte. Dennoch fühlte sie sich bloßgestellt, als stünde sie plötzlich nackt inmitten der feinen Herrschaften. Die Gespräche in ihrer Nähe verstummten. Langsam ging es ihr auf die Nerven, ständig angestarrt zu werden. Plötzlich regte sich Widerstand in ihr, kroch aus seinem längst vergessenen Winkel. Verdammt. Cayden führte sie vor wie ein Schoßhündchen.
„Ich sehe nicht den geringsten Anlass für dein Verhalten. Was ist verwerflich daran, sich auf höfliche Weise mit einem Gentleman zu unterhalten? Ich bin nicht dein Eigentum und sehr wohl in der Lage, für mich selbst zu denken“, gab sie mit bemüht gesenkter Stimme zurück.
Sie mochte sich zwar gesellschaftlich unter ihm befinden, doch das gab ihm noch lange nicht das Recht, sie zu entwürdigen.Sie hatte nicht vergessen, dass ihr Vater sie dazu erzogen hatte, ihre Meinung selbstbewusst zu vertreten. Natürlich machten gewisse Konventionen es nicht einfacher, sich als Frau zu behaupten und nicht selten musste sie sich eingestehen, dass es bequemer war, sich bestehenden Konventionen zu beugen. Das Leben im Dorf brachte es so mit sich. Doch Cayden hatte sie in eine Welt gebracht, die der ihrer Kindheit nicht unähnlich war und ehe sie sich versah, regte sich ihr Widerstand.
Augenblicklich versteifte sich Caydens Haltung, sofern das überhaupt möglich war. Vielmehr war es ein kaum sichtbarer Ruck, der seine Wangenmuskeln anspannte.
„An Eurer Intelligenz würde ich nicht zweifeln, Madam. Diese ist für eine Frau durchaus beachtlich.“ Mit steinerner Miene verneigte er sich gekünstelt, was mehr Verachtung ausdrückte als jedes gesprochene Wort.
Sue sog den Atem ein. Obwohl seine Stimme ruhig klang, legte die Tatsache, dass er in die förmliche Anrede zurückgefallen war, einen gefährlichen Unterton in seine Worte. Inzwischen waren sie zum Mittelpunkt des Geschehens geworden. Zahlreiche Köpfe hatten sich ihnen unverhohlen zugewandt. Wenn sie nicht so empört gewesen wäre, hätte sie sich vermutlich gewünscht, im Erdboden zu versinken. Sie wollte etwas erwidern, doch Cayden brachte sie mit einem einzigen Wink zum Schweigen.
„Was hingegen Eure Persönlichkeitsrechte anbetrifft, damit dürfte es nicht weit her sein. Schließlich befindet Ihr Euch als Mündel in meiner Obhut. Ihr solltet nicht vergessen, was Ihr seid.“ Cayden fixierte sie mit einem so kalten Blick, dass sie einen Eishauch in ihrem Herzen spürte.
Eine irreale Wut überwältigte sie. „Wie kannst du es wagen …“ Ihre Hand schnellte durch die Luft, ehe sie sich versah. Mit einem lauten Klatschen schlug sie ihm ins Gesicht. Ein Raunen ging durch die Menge, vermischt mit ein paar empörten Ausrufen. Augenblicklich mischte sich Entsetzen zu ihrer Wut. Gott, was hatte sie getan? Einen Moment starrte sie ungläubig auf ihre brennende Handfläche. Die plötzlich aufflammende Angst vor seiner Reaktion ließ sie unwillkürlich einen Schritt zurückweichen.
Cayden blickte ungerührt zu ihr herab. Zumindest mochte es für einen Außenstehenden so aussehen. Tatsächlich flog ein Schatten über seine Miene. Kaum merkbar hob er die Augenbrauen, als sei er nicht sicher, was er davon halten sollte. Die Art, wie er mit der Hand über seine Wange strich, hatte etwas Rührendes. Er schien prüfen zu wollen, ob das eben Geschehene wirklich passiert war.
Auf einmal wusste Sue nicht mehr, wohin mit ihren Händen. Da sie nicht wagte, ihn anzurühren, suchte sie Halt im Stoff ihrer Röcke. „Es … es tut mir leid.“
Cayden schnalzte mit der Zunge. „Überschätzt Euch nicht, Madam, dazu besteht kein Anlass. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie lange es her ist, dass mich eine Frau geschlagen hat.“
„Aber … ich verstehe
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