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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Gefühl im Magen anzukämpfen, doch es hielt sich hartnäckig. Selbst der Mann an ihrer Seite erschien ihr rätselhaft. Im Grunde wusste sie nichts über ihren Lord, obwohl sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlte.
    Mit einer galanten Bewegung zog Cayden eine Tanzkarte aus der Brusttasche seines Paletots, um sie Sue zu überreichen. Sie überflog die Einträge, wobei sie aus dem Augenwinkel seine gespitzten Lippen bemerkte.
    „Da steht überall dein Name“, bemerkte sie überrascht.
    Sein Lächeln hatte einen diabolischen Zug. „Natürlich. Ich gedenke nicht, dich mit einem dieser Gecken hier zu teilen.“
    Zwar entsprach das nicht ganz dem Sinn einer Tanzkarte, aber ihr sollte es recht sein. Sie wurde ohnehin schon von allen Seiten neugierig beobachtet, da wollte sie nicht noch einem Herrn die Möglichkeit geben, ihr verfängliche Fragen zu stellen. Selbst eine alltägliche Plauderei könnte sie in diesem Umfeld überfordern. Am Ende würde sie sich noch der Lächerlichkeit preisgeben. Eigentlich war sie Cayden dankbar, dass er sie mit seiner kleinen List vor einer delikaten Situation zu bewahren wusste.
    Vielleicht sollte sie aufhören, sich allzu viele Gedanken zu machen. Tanzen würde sie sicher auflockern. Allerdings kannte sie nur den Scottish Country Dance und selbst den tanzte man in Lochdon nur zu seltenen Anlässen. Doch jedes Mal hatten die Figurenfolgen zur Musik ihr Gemüt aufs Angenehmste erheitert. Jeder im Dorf beherrschte diesen Volkstanz, als sei er ihnen in die Wiege gelegt worden. Unter Seans überraschend geschickter Führung hatte Sue rasch die Schritte gelernt, bis sie über den Holzboden zu fliegen schien. Selbst die kompliziertesten Schrittfolgen gelangen ihr wie von selbst, wenn Sean sie leitete.
    Sobald Musik aufspielte, machte Sean eine wundersame Wandlung durch. Fast erweckte er dann den Eindruck eines völlig normalen Mannes. Ein unerwartetes Gefühl von Heimweh überkam Sue. Seltsam, dabei hatte sie sich ihr Leben lang gewünscht, der engen Dorfgemeinschaft zu entfliehen und in die weite Welt hinauszuziehen.
    Die zarten Klänge zum Menuett wurden angespielt. Cayden trat vor, verbeugte sich galant und reichte ihr seinen Arm. Über seine Schulter hinweg bemerkte Sue zahlreiche schmachtende Blicke der Damen. In vollendeter Form führte er sie über das glänzende Parkett, ließ sie schweben und die Welt um sich herum vergessen.
    „Bitte entschuldige mich einen Moment, ich bin gleich zurück.“ Cayden stellte sein leeres Glas auf das Tablett eines vorbeigehenden Dieners.
    Sue nickte und lehnte sich gegen die goldfarbene Wand. Ihr war ein bisschen schwindelig vom Tanzen und vom Wein. Sie war froh, dass es Cayden gelungen war, sie abzulenken. Tatsächlich fühlte sie sich sogar einigermaßen beschwingt und schlüpfte diskret aus ihren Schuhen, um ihre schmerzenden Füße zu entspannen. Welch ein Genuss. Sie überlegte, ob sie den Rest des Abends einfach barfuß verbringen sollte. Unter dem langen Kleid würde das sicher niemand bemerken.
    Aus dem Augenwinkel sah sie einen jungen Mann, der sie schmunzelnd anblickte. Meine Güte, diese Leute hier bekamen aber auch alles mit. Sue zuckte entschuldigend mit den Achseln und schlüpfte anstandsbewusst wieder in ihre Schuhe. Sehr bedauerlich für ihre Füße. Ihr Beobachter hingegen verstand ihre Reaktion als Aufforderung und steuerte auf sie zu.
    „Erweist Ihr mir die Ehre des nächsten Tanzes, auch wenn Eure Füße schmerzen?“ Er griff nach ihrer Hand, um einen Kuss darauf zu hauchen.
    „Meine Tanzkarte ist voll. Tut mir leid“, erwiderte sie freundlich und wartete, dass er ihre Hand wieder losließ. Ehe sie bemerkte, dass sie ihre Karte so in der Hand hielt, dass man sie lesen konnte, hatte er schon einen Blick darauf geworfen.
    „Wie ich sehe, darf sich da jemand glücklich schätzen, Eure Gesellschaft den ganzen Abend in Anspruch nehmen zu dürfen.“
    Sue räusperte sich verlegen und entzog ihm ihre Hand. „Verzeihen Sie, Sir. Kennen wir uns?“
    „Wie unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen“, flötete der Mann. „Mein Name ist …“
    „Vollkommen irrelevant.“ Cayden war so plötzlich neben ihr aufgetaucht, dass Sue blinzeln musste. „Tatsächlich schätze ich mich glücklich.“ Caydens Blick schien den Fremden zu durchbohren. „Was Eure kleine Unterhaltung betrifft, betrachte ich diese als beendet.“
    „Verzeiht, Sir, es war nicht in meinem Sinne, die Dame zu kompromittieren.“
    „Dann sollten wir

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