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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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darüber streiten. Man kann mit mir reden.“ Sie musste Luft holen, weil die Worte so aus ihr heraussprudelten.
    „Die Öffentlichkeit ist mir vollkommen gleich“, erwiderte Cayden ruhig.
    Sie schnaufte. „Wie du meinst. Ich möchte dennoch, dass du aufhörst, mit diesem …“ Übertrieben fuchtelte sie mit der Hand in der Luft herum, um seine Geste zu imitieren, mit der er sie regelmäßig in eine Art Dämmerzustand versetzte.„… Dingsda. Danach fühle ich mich jedes Mal, als hätte ich zu viel von Tantchens Kräuterlikör getrunken.“
    Erneut glaubte sie, ein tiefes Knurren in seiner Brust zu vernehmen. Davon abgelenkt ging ihr Blick in seine Richtung, doch ehe er über seinen Mund hinausging, konzentrierte sie sich auf den Lederbezug der Sitzfläche. Sie wollte ihm nicht in die Augen sehen. Hatte sie da etwa ein Zucken in seinem Mundwinkel gesehen? Ihr Herzschlag kroch inzwischen ihre Kehle hinauf. Sie spürte, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte, möglicherweise seinen Zorn schürte und hatte keine Ahnung, welcher Teufel sie ritt. Ihre ungezügelte Wut überraschte sie, doch sie konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    „Und unterlasse bitte dieses Knurren. Das machen nur Hunde und …“
    „Bestien?“, entgegnete Cayden.
    Erstaunt über den bedrückten Tonfall des sonst so distanzierten Mannes, blickte sie zu ihm auf. Er hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt, als wollte er ihrem Blick ausweichen.
    „Dass du dich von anderen Menschen unterscheidest, ist mir schon klar, aber eine Bestie bist du nicht.“ Das war nur die halbe Wahrheit, denn erst der Wutausbruch schien ihr die Augen zu öffnen. Immer mehr fügten sich einzelne Gegebenheiten zusammen, seit sie mit Cayden zusammen war. Seine kühle Haut, seine zurückgezogene Lebensweise und seine exzentrische Art. Er war eindeutig anders, auch wenn sie es nicht genau definieren konnte. Seltsamerweise machte es ihr keine Angst. „Ich habe auch dein Automobil für ein Monster gehalten. Es hat sich als eine erklärbare technische Entwicklung herausgestellt.“ Sein Blick fuhr zu ihr herum. Sofort wich Sue ihm aus. Das war doch lächerlich. Sie konnte sich nicht mit jemandem unterhalten, wenn sie ihn nicht ansehen konnte.
    „Ich bin keine Maschine, die man auseinanderbauen kann, um ihre Funktion herauszufinden. Du solltest aufhören, dich in Dinge einzumischen, von denen du nichts verstehst.“ Seine Stimme war tief, ließ Schwingungen aufkommender Ungeduld spüren. Die Luft schien zu knistern, nährte Sues aufgebrachtes Gemüt.
    „Ach, sollte ich das? Wie willst du mich davon abhalten? Mich aus der Kutsche werfen?“
    Mit einem Fauchen stürzte er sich auf sie. Erschrocken schrie Sue auf, versuchte, ihm auszuweichen, doch der enge Innenraum bot kaum Fluchtmöglichkeiten. Instinktiv hob sie ihre Arme schützend vor den Kopf, schon allein, um nicht seinem Blick zu begegnen oder was auch immer sie in seinem Antlitz zu erwarten glaubte. Sie trat nach ihm. Ihr spitzer Absatz bohrte sich in seine Seite. Panik rauschte wie ein Sturm über sie hinweg.
    Mit einem Griff hatte er ihr Bein zur Seite geschoben, umfasste ihre Taille und riss sie an sich. Keuchend fand sie sich auf seinem Schoß wieder, wohl wissend, dass hinter ihr der Kutscher nicht wagen würde, sich umzudrehen.
    Als Cayden mit einer kraftvollen Bewegung ihr Mieder entzweiriss, schossen heiße Wellen der Erregung durch ihren Körper. Ihre Wut löste sich in Luft auf. Trotz der Erleichterung, aus der Verschnürung befreit zu sein, ging ihr Atem stoßweise. Sie suchte seinen Blick. Es war ihr gleichgültig, was geschehen würde. Sollte er sie doch in den Halbschlaf versetzen, solange er nicht aufhörte, sie zu berühren.
    Doch was sie sah, war so echt, dass ihr Herzschlag für einen Moment aussetzte. Keine Illusion hinter wabernden, betäubenden Schleiern. In den moosgrünen Tiefen blitzten winzige Lichter wie Morgentau auf einer Frühlingswiese.
    „Ist es das, was du willst?“, fragte er mit rauer Stimme.
    Das kam ganz klar darauf an, welchen Teil von ihr er ansprach. Ihr Verstand hatte ein Gespräch erwartet, indem er mehr über sich preisgab. Ihr Körper hingegen machte sich nicht viel aus Gerede, wenn seine Hände im Begriff waren, jeden Zoll abzutasten.
    „Das gehört dazu, wenn man dabei ist, sich …“
    Er legte sanft einen Finger auf ihre Lippen. „Nein, bitte sag das nicht. Es würde Unheil bringen.“
    „Sich kennenzulernen“, beendete sie ihren Satz.
    Vielleicht hatte er etwas

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