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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Stimme zu ihm.
    „Jede Menge, schönes Kind, aber das kann warten.“ Luthias öffnete die Tür. Kichernd kletterte die Frau in den Wagen.
    „Oh, Eure Hand ist ja ganz kalt, Sir. Dagegen weiß ich ein gutes Mittel.“
    Die Kutsche setzte sich rumpelnd in Bewegung, während die Frau ihm bereits dienstwillig die Decke von den Beinen zog. Mit einem Aufschrei wich sie plötzlich zurück. Seelenruhig beobachtete Luthias, wie sie um Fassung rang. Immer wieder interessant, die unterschiedlichen menschlichen Reaktionen zu beobachten. Er lachte in sich hinein. Dirnen waren einiges gewöhnt. Gleichwohl versetzte der Anblick seines im Schatten verborgenen Gesichts die hartgesottensten Zeitgenossen in Panik. Der Heilungsprozess verzögerte sich an den Stellen, denen das Feuer am stärksten zugesetzt hatte.
    Die Frau schluckte. „Habt ihr Eure Beine in einer Schlacht verloren?“
    „Nein, in einem Feuer. Keine Sorge, sie wachsen schon wieder nach.“ Luthias deutete auf die spitz zulaufenden Stummel unterhalb des Knies.
    „W … Wie meinen?“, gurrte die Frau mit einem dümmlichen Lachen.
    Ohne Schwierigkeiten glitt sein Geist in ihren leeren Kopf, um sie zu lähmen. Ihre Augen weiteten sich, der Mund geöffnet zu einem stummen Schrei. Kreischende Frauen erregten zu viel Aufmerksamkeit. Mit einer pfeilschnellen Bewegung hatte er den Hals der Frau gegriffen und zog sie heran. Sie zuckte röchelnd unter seinem festen Griff. Ihre Beine strampelten in der Luft. Ein Schwall billigen Parfüms und abgetragener Kleider drang in seine Nase. Darunter die feine Nuance von köstlichem Blut, wie es nur roch, wenn es im Anblick des Todes wild durch die Adern rauschte. Ihre Augen verdrehten sich, bis nur noch das Weiß zu sehen war. Er hob den Oberkörper der Frau an, als hätte sie kein Gewicht. Schnuppernd zog er seine Nase über ihre blanken Brüste, die während ihres Kampfes aus dem Mieder gequollen waren. Er leckte über von Angstschweiß überzogene Haut, hielt an der pulsierenden Halsschlagader inne. Der Blutrausch ließ rote Punkte vor seinen Augen tanzen. Wohlweislich legte er der Frau eine Hand auf den Mund, bevor er seine Fänge in ihr Fleisch schlug und mit einem kräftigen Biss die Kehle herausriss. Ihr unterdrücktes Quieken verstummte. Ihre Lebensgeister schwanden, während er seinen Mund in der offenen Wunde versenkte.
    Die Kutsche erreichte sein Anwesen in Hertfordshire nördlich von London. Unmittelbar angrenzend am Elendsviertel sah man in der Nähe des Herrenhauses selten Menschen. Der versnobte Adel ein paar Straßen weiter empfand die Gegend als nicht geheuer, während die Armen sich nicht aus ihren verwinkelten Gassen wagten. Ein Niemandsland. Optimale Bedingungen für Luthias’ geschäftiges Treiben. Er ließ seinen Blick über die zugenagelten Fensterläden der düsteren Fassade gleiten, die das Haus nach außen als unbewohnt kennzeichneten. Vor dem Hauptportal bog die Kutsche in einen fast zugewachsenen Seitenweg ein und machte am Hintereingang Halt.
    In den Tiefen unter Londons maroden Straßen zogen sich die weitläufigen Katakomben, von denen aus Luthias sein Netzwerk ausgelegt und geschickt verknüpft hatte. Seine Höhle, die mehr einem herrschaftlichen Saal glich, diente als Zentrale, von der aus er bis in den entlegensten Winkel Londons zugreifen und gleichzeitig im Verborgenen bleiben konnte.
    Luthias verlagerte sein Gewicht in dem gepolsterten Schwebestuhl und lenkte den an der Decke angebrachten Messingschwenkarm in die Mitte des Saals. Ein Geflecht aus kupfernen Flaschenzügen zog sich wie ein überdimensionales Spinnengewebe über die Gewölbedecke, wodurch Luthias optimale Bewegungsfreiheit von seinem Stuhl aus gewährleistet wurde. Sogar Höhen und Tiefen ließen sich regulieren, sodass er die Wahl hatte, über die Köpfe seiner Seelenlosen hinwegzugleiten oder kurz über Bodenhöhe seine Anordnungen von Angesicht zu Angesicht zu erteilen.
    Mit einem leisen Surren glitt er zu seinen Haussklaven hinüber, die in Reih und Glied Aufstellung genommen hatten wie Auslagen auf einem reich gedeckten Buffet. Die leeren Augen ins Nichts gerichtet, legten sie gleichzeitig ihre Hände an die Brust, um möglichst rasch den Herzpfropfen zu ziehen, falls Luthias Wahl auf einen von ihnen fiel. Eine praktische Konstruktion seines fremdländischen Medikus’. Venenblut direkt aus dem Herzen war das reinste, bot uneingeschränkten Genuss ohne lästiges Gerinnen, wie es eine geöffnete Ader mit sich brachte. Das

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