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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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schmerzenden Ohren mit beiden Händen zu; sein Inneres erbebte wie ein angeschlagener Gong. Seine Zähne und Knochen zitterten unter dem misstönenden Heulen.
    »Ein Fjeltroll!«, rief er unnötigerweise.
    Abermals ertönte das Brüllen, und Danis Eingeweide zuckten darunter zusammen. Doch es kam noch schlimmer, oh, noch viel schlimmer! Auf dem Hügelkamm darüber tauchten weitere Köpfe auf, deren Umrisse sich gegen den Himmel abzeichneten. Es waren nichtmenschliche Köpfe, missgestaltet und scheußlich, mindestens ein Dutzend. Der Wachtposten wiederholte sein ohrenbetäubendes Geheul, und die Fjeltrolle stiegen mit schrecklicher Schnelligkeit herab, wobei sie sich mit ihren Krallen in den schmalen Rissen der Hügelflanken festhielten.
    »Dani!« Er sah, wie der Mund seines Onkels seinen Namen formte, während er auf das Ufer des schäumenden Flusses deutete. »Da hinunter!« Ohne zu zögern sprang Thulu hinunter und schlitterte durch eine Spalte im Felsen.
    »Lass mich nicht allein!« Dani kämpfte gegen die aufsteigende Panik an und taumelte hinter seinem Onkel her. Es war schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, während die Eingeweide in Aufruhr waren, und er spürte kaum mehr seine Fingerspitzen. Das betäubende Brüllen ertönte erneut. Dani warf einen raschen Blick
hinter sich und sah, dass die Fjel näher kamen. Sie trugen nichts über ihrer rauen Haut, hatten die ledrigen Lippen gebleckt und entblößten lange Fangzähne. Kleine gelbe Augen glitzerten erbarmungslos unter den stark gewölbten Stirnen. »Uru-Alat«, flüsterte er und erstarrte.
    »Lauf weiter !«, schrie Onkel Thulu. Auf dem Grund der Schlucht hatte er sich einen Weg zu der halb umgestürzten Fichte gebahnt, zerrte an den obersten Zweigen und brach sie ab. »Dani, komm !«
    Während er weiter halb dahinglitt, halb fiel, schlug ihm das Wasser des Lebens in der kleinen Tonflasche gegen die Brust. Der tosende Gischtfluss kochte wie ein Herdkessel; er knurrte und tobte in seinem engen Bett und spie Fontänen hoch in die Luft. Dani stolperte über Felsen, die glitschig von der Gischt waren, und fiel seinem Onkel in die ausgebreiteten Arme.
    »Nimm die hier.« Thulu warf einen raschen Blick die Schlucht hoch und drückte dabei seinem Neffen einen Stoß Fichtenzweige in die Arme. »Nein, so. Guter Junge.«
    »Sind das …?« Dani biss die Zähne zusammen, damit sie nicht mehr so klapperten.
    »Ja. Schnell.« So gelassen, als würde er Thukka-Ranken in der Wüste flechten, knüpfte Thulu ein langes Stück Kaninchenfell zwischen die Zweige und verknotete es fest und stramm. »Wir müssen es durch den Fluss versuchen, Dani. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.« Er sah Dani tief in die Augen. »Was immer passieren mag, klammere dich an die Zweige. Sie halten dich über Wasser.«
    Dani nickte verständig.
    »Guter Junge.« Mit einer einzigen, schnellen Bewegung bückte sich Thulu, packte seinen Grabstock und drückte sich an Dani vorbei. » Geh jetzt!«
    Die Fjeltrolle hatten sie erreicht.
    Der Pfad nach unten war schmal, und sogar die trittsicheren Fjel konnten nur jeweils zu zweit nebeneinander angreifen. Onkel Thulu kämpfte wie ein in die Enge getriebener Tiger und schwang seinen Stab so schnell, dass er nur noch verschwommen zu sehen war. Die unbewaffneten Fjel zischten wütend und schwangen ihre abscheulichen
Krallen, aber es gelang ihnen nicht, in Thulus Reichweite zu kommen. Der größte unter ihnen bellte einen kehligen Befehl, und zwei Paare trennten sich und kletterten die Schlucht hoch, damit sie den älteren Yarru von der linken Flanke her angreifen konnten. Dani hielt sich an seinem behelfsmäßigen Floß fest und schaute entsetzt zu. Derjenige, der den Befehl gegeben hatte, grinste, und bösartige Klugheit leuchtete in seinen Augen.
    »Worauf wartest du noch?«, rief Thulu über die Schulter. »Geh, Dani! Geh !«
    » Nein .« Tief in ihm stieg eine unerwartete Welle der Wut auf. Dani ließ das Bündel aus Fichtenzweigen fallen und griff nach seiner Schleuder. »Nicht ohne dich!«
    Thulu kämpfte um sein Leben und konnte darauf nur mit einem Grunzen antworten.
    Es war reine Raserei, die Danis Kopf klar machte und das Blut in seinen Ohren zum Singen brachte. Obwohl die Angst noch da war, schien sie doch fern und unwichtig zu sein. Er griff in seine Tasche, zog daraus einen glatten Stein hervor und legte ihn in die Schleuder. Er spannte sie und zielte sorgfältig auf den nächsten Fjeltroll, der sich von links näherte. Bei Uru-Alat,

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