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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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und die kleinen Gestalten darauf. Er sah das einsame graue Pferd, sah, wie
sein braunhaariger Reiter von ihm herunterfiel, durchbohrt von drei gefiederten Pfeilen. Er sah, wie der Getroffene die Lippen bewegte, die Augen schloss, wie endgültige Stille sich über ihn legte.
    Zuerst Vorax, und jetzt Speros.
    »Du bist verdammt!« Geblendet von Trauer und der Vision senkte Tanaros seinen Schild. Der Tod des Mittländers erfüllte ihn mit rasender Wut. » Er war nicht einmal bewaffnet! «
    Haomanes Verbündete — Haomanes Drei — schauten nach Süden und versuchten herauszufinden, was geschehen war. Der unbeobachtete und ungeschützte Blaise Caveros bewegte sich wie ein Blitz, ließ sein Schwert fallen und riss mit der gepanzerten Hand den Speer des Lichts aus der Erde. Mit einem schwachen Aufschrei tauchte Uschahin Traumspinner wie aus dem Nichts auf. Er lag auf den Knien; sein Gesicht war schmerzverzerrt, mit der verkrüppelten linken Hand fasste er sich an die Brust. Mit ihr hatte er nach dem Speer des Lichts gegriffen.
    Zu spät, zu langsam.
    Tanaros riss seinen Kurzschild hoch, hörte Hyrgolf aufbrüllen, sah den Fjel vorwärtsstürmen. Der Schattenhelm starrte ihn vom gefrorenen Boden aus leeren Augenhöhlen an. Blaise Caveros zögerte nicht. Er packte den Speer wie einen Wurfspieß und schleuderte ihn mit harter und sicherer Hand nicht auf Tanaros, sondern auf den leeren Helm.
    Licht durchbrach die Finsternis.
    Die Welt explodierte. Tanaros ließ sich auf Hände und Knie nieder und war betäubt. Er schüttelte den Kopf und versuchte, wieder klar sehen zu können.
    Er erkannte den Schattenhelm, der sauber in zwei Hälften auseinandergebrochen war; sein dunkler Zauber war verflogen. Der Speer des Lichts hingegen war verschwunden, in der Lohe verzehrt.
    Tanaros kämpfte sich auf die Beine; noch immer hielt er den Schwertgriff umfasst. »Dafür wirst du sterben«, flüsterte er mit belegter Stimme. Er deutete mit dem Kopf auf den Boden. »Heb dein Schwert auf.«

    Blaise gehorchte.
    In den dunklen Augen des Grenzwächters zeigte sich friedvolle Klarheit, als er eine Verteidigungshaltung einnahm. Er behielt sie bei, als Tanaros angriff. Aus den Hüften und Schultern heraus führte er einen langen, gleichmäßigen Hieb. Das schwarze Schwert schnitt durch Metall und Fleisch. Es spaltete Blaise Caveros’ Klinge und schnitt durch seine Rüstung. Blaise sank auf die Knie und hielt seine zerschmetterte Waffe noch in der Hand. Sein Gesicht drückte Gelassenheit, ja beinahe Freude aus. Blut, helles Blut ergoss sich über seine Rüstung.
    Er lächelte, als er einknickte und still starb.
    Die Nachricht verbreitete sich rasch in den Reihen von Haomanes Verbündeten und in der Armee von Finsterflucht. Tanaros hielt sein blutbeflecktes Schwert vor sich und wich zurück. Schützend stand er nun über Uschahin Traumspinner, der aufstand und sich der beiden Hälften des gespaltenen Helms bemächtigen wollte. Aracus Altorus starrte ihn an und wirkte, als wäre er aus Stein gemeißelt. Tränen rannen über sein ausdrucksloses Gesicht. Malthus der Gesandte hatte das Haupt gesenkt.
    Die Nachricht verbreitete sich.
    Ihr folgten wildes Freudengeheul und Schreie des Schmerzes.
    »Geh«, sagte Tanaros harsch und versetzte Uschahin einen Stoß. »Nimm das, was von dem Helm übrig geblieben ist, mit nach Finsterflucht. Dort kannst du mehr Gutes tun als hier.« Er fand sein Pferd, ohne nach ihm Ausschau gehalten zu haben, und stieg auf, ohne nachzudenken. Er streckte die Hand aus, und jemand legte einen Helm hinein. Einen irdischen Helm aus reinem Stahl. Tanaros setzte ihn auf; sein Blickfeld verengte sich, aber das, was er sah, veränderte sich nicht.
    Vier Grenzwächter waren abgestiegen. Einer zog seinen graubraunen Umhang aus und breitete ihn über den Leichnam von Blaise Caveros. Gemeinsam hoben sie ihn vorsichtig auf und verließen mit ihm das Schlachtfeld. Tanaros ließ sie ungehindert ziehen.
    Aracus Altorus deutete mit seinem Schwert auf Tanaros. »Du hast dein Schicksal besiegelt, Königsmörder. Mit Haomanes Hilfe
werde ich dich töten, ob du nun eine verzauberte Klinge führst oder nicht.«
    Tanaros schenkte ihm ein bitteres Lächeln. »Du kannst es versuchen, Nachfahre des Altorus. Dich werde ich mir als Nächsten holen.«
    Malthus der Gesandte hob den Kopf, und die Trauer in seinem Blick war tief — so tief wie der Brunnen der Welt. Aus der Scheide an seiner Seite zog er ein helles Schwert aus den Schmieden der Ellylon hervor.

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