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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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schmalen, versteckten Gang dahinter. Es blieb nicht die Zeit, die Tür wieder zu schließen. Er legte seinem Onkel die Hand über den Mund und dämpfte damit dessen keuchenden und rasselnden Atem.
    Reglos warteten sie aneinandergekauert, spähten aus den Schatten und beobachteten, wie die schwieligen, krallenbewehrten Füße und die dicken, gepanzerten Beine der Fjel vorbeihasteten. Die Gruppen trafen aufeinander und wechselten rasch und frustriert ein paar scharfe Worte. Befehle wurden gebrüllt, dann trennten sich die Fjel wieder und trotteten zu den entgegengesetzten Enden des Korridors, wo sie ihre Suche offenbar fortsetzen wollten.
    Als alles wieder still war, schloss Dani vorsichtig die Tür und deutete in den Gang hinein. Thulu nickte. Sie richteten sich auf und erforschten das Gebiet hinter den Mauern von Finsterflucht.
    Die Luft hier war heiß und stickig, und es wurde umso heißer, je weiter sie vorankamen. Der schmale, gewundene und mit Schutt übersäte Weg führte allmählich nach unten. Immer wenn sie an eine Abzweigung kamen, wählte Dani denjenigen Weg, der noch weiter hinabführte. Von Zeit zu Zeit hörte er dahinjagende, scharrende Geräusche aus den anderen Gängen, aber er sah nichts. Regelmäßig traten Knoten aus Feuermark an die Oberfläche der Wände und zeigten mit ihrem schwachen Schein nichts als Dunkelheit.
    Unten , hatte Malthus gesagt.
    Hier befanden sie sich unten.
    Dani betastete die Tonflasche um seinen Hals und betrachtete unruhig die Mauern. So viel Feuermark! Wenn das, was diese Festung und ihre Fundamente durchdrang, nur ein schwacher Abglanz war, dann konnte er sich nicht vorstellen, wie es bei der Quelle aussehen
mochte. Und er konnte sich nicht vorstellen, wie das wenige Wasser des Lebens, das in der Flasche übrig geblieben war, eine Wirkung auf dieses Feuer ausüben sollte, die über ein paar kleine Dampfschwaden hinausging.
    Dein Mut wird auf die Probe gestellt werden, junger Träger, und zwar mehr, als du dir vorstellen kannst .
    Auch das hatte Malthus gesagt. Damals hatte Dani seinen Worten kaum Beachtung geschenkt. Es war die Art von lästiger Warnung gewesen, mit der Eltern ihre dummen Kinder zwingen wollen, vorsichtig zu sein, wenn sich eine Gelegenheit für sie ergab, etwas Wichtiges und Ruhmreiches zu tun.
    Als er später auf der unfruchtbaren Ebene ein wenig von der wahren Natur seiner Bürde als Träger begriffen hatte, war ihm einiges klarer geworden. Und in den nördlichen Wäldern und den schrecklichen Tunneln hatte er geglaubt, sie in ihrem ganzen Ausmaß erfasst zu haben.
    Doch in den Eingeweiden von Finsterflucht erkannte er, dass er nicht einmal begonnen hatte zu verstehen.
    Malthus hatte die Wahrheit gesagt. Er konnte es sich nicht vorstellen. In der erstickenden Hitze zitterte Dani am ganzen Körper. Er hatte nicht erwartet, diese Reise zu überleben. Doch je näher er tatsächlich dem Ziel kam, desto schwerer wurde es weiterzugehen.
    Der Weg verlief nun ebenerdig, und der Gang wurde breiter. Als Dani wieder einmal eine Biegung umrundete, erstarrte er.
    Vor ihm lag eine Höhle. Es war eine grob aus dem Fels gehauene Kammer, die durch die unbeholfenen Bemühungen vieler Generationen menschlicher Hände erweitert worden war. Überall flackerten Kerzen, die in Felsspalten gesteckt worden waren. Die Wände waren mit eingeritzten Schriftzeichen bedeckt, und Teppichstücke lagen verstreut auf dem Boden.
    In der Mitte des Raumes saß auf einer umgedrehten Kiste die Irrlingsfrau, die ihnen geraten hatte wegzulaufen. Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet und sich den Rock um die Waden gewickelt. Unter dem strähnigen Haar glänzte Schweiß auf ihrer Stirn, und ihr Blick war fiebrig.

    »Ihr habt es gefunden«, sagte sie. »Das hatte ich mir gedacht. Aber ihr müsst ein wenig verrückt sein, wenn ihr hierhergekommen seid.«
    Dani machte einen Schritt zurück und stieß dabei gegen Onkel Thulu.
    Die Irrlingsfrau schüttelte den Kopf. »Nein, nicht jetzt. Jetzt ist nicht die Zeit zu fliehen. Sie sind hinter den Wänden. Überall. Sie kommen näher. Hört ihr es nicht?« Ihr Mund verzerrte sich zu einem steifen Grinsen. » Sie. Wir . Kommt ihr freiwillig mit, oder soll man euch zwingen?«
    »Was willst du von uns?«, fragte Dani vorsichtig.
    Sie lachte. Es klang harsch und schrecklich, und er bemerkte, dass Tränen in ihren Augen standen. »Ich? Ich? Ist das wichtig?«
    »Ich weiß nicht.« Dani sah sie an. »Ist es das?«
    »Ja.« Sie flüsterte das Wort, als ob es

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