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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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wurden noch immer geblasen; sie sangen von Sieg und Verlust, von der ruhmreichen Prophezeiung Haomanes und dem schrecklichen Preis, den sie forderte. Doch es schien ihr, dass unter alldem ein anderer Klang steckte, dunkel und tief und wild, erfüllt von einem schrecklichen Versprechen. Dieser Klang erinnerte sie an ihre Kindheit vor langer, langer Zeit tief in Pelmar, wo Oronin der Frohe Jäger einst durch die Wälder gestreift war — Oronin, der seine Kinder flink und tödlich geschaffen hatte, mit festen Kiefern und bernsteinfarbenen Augen.
    Es sang ihren Namen.
    »Es sei so«, flüsterte Lilias. Eine müde Freude überkam sie. Die Geschichten, die in Pelmar erzählt wurden, stimmten. Das war seine Gabe — die Gabe Oronins des Letztgeborenen, des Frohen Jägers. Sie war nun sterblich, und er rief sie.
    Für eine Weile würde sie seinem Ruf widerstehen können. Für Stunden, vielleicht für Tage. Sie war die Zauberin des Ostens, und ihr Wille war stark. Er konnte ausreichen, um die Schlacht zu entscheiden
… doch in ihrem Herzen glaubte sie nicht länger daran. Der Schattenhelm war zerbrochen. Die Dinge, die Calandor ihr gezeigt hatte, würden sich nun ereignen, und auch wenn die Welt, die darauf folgte, vielleicht nicht die Welt war, die sich Haomanes Verbündete wünschten, so war es doch sicherlich eine, in der es keinen Platz für Lilias von Beschtanag gab.
    Es wäre eine Erleichterung, eine gesegnete Erleichterung, das Gefängnis der Sterblichkeit für immer verlassen zu können. Sie hatte es versucht. Sie hatte gespielt und verloren, aber das war nicht von Bedeutung. Nicht mehr. Es gab in diesem Krieg der Schöpfer für die Sterblichen nichts zu gewinnen, ob Haomanes Prophezeiung nun erfüllt oder vereitelt wurde.
    Und auf der anderen Seite des Todes wartete Calandor auf sie.
    Es gab Dinge, welche sogar die Schöpfer nicht wussten.
    Lilias hielt sich an diesem Gedanken fest, als sie auf den Fenstersims kletterte. Sie schwankte ein wenig, lehnte sich vor und breitete die Arme aus. Die weiße Stadt glitzerte in der Sonne; es war ein klarer Tag in Meronil. Ihre Ärmel und ihr Rock flatterten im Wind. Ein Seeadler drehte mit einem harschen Schrei ab. Sie lachte. Tief, tief unter ihr lockte sie das silberne Band des Aven, der gemächlich auf das Meer zufloss.
    Es war eine Erleichterung, eine gesegnete Erleichterung, die Bürde der Wahl abzulegen.
    »Calandor!«, rief Lilias. »Ich komme!«
    Sie trat ins Nichts und fiel.

EINUNDZWANZIG
    D ani rannte die Gänge von Finsterflucht entlang; seine bloßen Füße flogen über den marmornen Boden. Hinter ihm hörte er Thulu und dessen heftigen Atem. Sie sahen ihr verschwommenes Spiegelbild in den glänzenden schwarzen Wänden, die vom blau-weißen Feuer durchbrochen wurden.
    Der Lärm der hinter ihnen herlaufenden Fjel erinnerte an einen Felssturz; sie brüllten, polterten über den Boden und klirrten mit ihren Waffen. Aber sie waren langsam, Uru-Alat sei Dank, sie waren langsam ! Sie waren massig und schwerfällig, ganz anders als die Fjel, die sie im Norden gejagt hatten.
    Aber sie liefen unermüdlich hinter Dani und Thulu her.
    Und sie riefen andere herbei.
    Hinter jeder dritten Biegung, die Dani umrundete, schien eine weitere Schwadron grimmig und entschlossen anzurücken, und immer wieder wurde er gezwungen, zurückzulaufen und einen anderen Weg einzuschlagen. Vor den Türen standen weitere Fjel und bewachten sie; manche beteiligten sich an der langsamen Jagd. Bald würde es keinen Fluchtweg für Dani und Thulu mehr geben … und er hatte noch immer keine Idee, wie er das Feuermark finden sollte.
    Schiere Verzweiflung führte ihn in den Alkoven. Sie waren schon einmal an ihm vorbeigekommen; es war eine hohe, gewölbte Nische mit einer Reliefskulptur darin. Er warf einen raschen Blick auf sie; sie schien zwei riesige Gestalten darzustellen, die gegeneinander kämpften. Als weitere Fjel um die nächste Ecke bogen, wich Dani zurück und wäre beinahe mit Thulu zusammengestoßen, und dann hörte er das Klappern von Rüstungen.
    »Hier!«, keuchte er. »Verstecken!«

    Er ließ den Worten Taten folgen und warf sich schlitternd in den Alkoven. Er rutschte unter den gekreuzten Waffen der Reliefgestalten und ihren gespreizten Beinen hindurch in die schattige Höhlung dahinter.
    Hier entdeckten sie eine kleine, verborgene Tür. Dani zog an ihr, und sie öffnete sich.
    Er ließ sich auf die geschundenen Knie nieder, packte Thulu am Arm und zerrte ihn in den Alkoven und den

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