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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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nicht!«, keuchte sie. »Ich kann nicht!«
    »Du kannst es.« Die Hohe Frau Cerelinde beugte sich noch immer zu ihr hinab. Mit den Lippen berührte sie Mearas feuchte Stirn. Ein Eid, ein Versprechen, eine Lanze aus kühlem Feuer drang bis in ihr fiebriges Hirn. »Hier ist Haomanes Prophezeiung am Werk. Und es liegt Gutes in dir, Meara von Finsterflucht. Daran glaube ich fest.«
    Sie taumelte, als die Herrin sie losließ; sie taumelte und fing sich wieder. Verblüfft sah sie zu, wie die Hohe Frau zu dem Wandbehang schritt, hinter dem sich die verborgene Tür befand, und diese entriegelte. Das hatte sie schon einmal getan und Meara damit vor der Entdeckung bewahrt. Seitdem stand Meara in ihrer Schuld und würde sie dreifach zurückzahlen müssen. Sie hatte nicht gewollt, dass man ihr half; sie hatte alles nicht gewollt. Doch so war es nun einmal.
    Cerelinde, die Hohe Frau der Ellylon, stand aufrecht und groß da und leuchtete wie eine Kerze in den Mauern von Finsterflucht. Sie flüsterte nur ein einziges Wort, doch aller Stolz, alle Hoffnung, alle schreckliche, sehnsuchtsvolle Schönheit der Riverlorn lag darin.
    » Bitte .«
    Meara wischte sich über die Augen und ging taumelnd und benommen voran.

ZWANZIG
    H inter den Linien von Haomanes Verbündeten achtete niemand auf das vergessene Gepäckstück namens Speros von Haimhault.
    Auf dem Schlachtfeld hatte eine seltsame Stille eingesetzt; die Armeen waren zurückgewichen, hatten sich neu formiert, und die gesamte Aufmerksamkeit richtete sich nun auf eine Unruhe in ihrer Mitte. Was es war, konnte Speros nicht erkennen. Er wusste nur, dass er vergessen war. Verwundete wurden herbeigebracht, Dutzende, Hunderte. Menschen, Männer wie er, und auch Frauen, verletzt und stöhnend, auf behelfsmäßigen Pritschen aus Speeren, gestützt von gesunden Kameraden, arduanische Bogenschützen, deren Glieder von den Streitkolben der Fjel zu Brei geschlagen worden waren, Mittländer mit zerschmetterten Schädeln und gesplitterten Rippen, die aus ihrem bleichen Fleisch herausragten.
    Das war der Krieg.
    Dieser Anblick machte ihn krank, aber dennoch … Krieg war Krieg. Wo lag das wahre Schlachtfeld?
    Der Duft von Erdbeeren, die in der Sonne reiften …
    Er hatte dem Heerführer versprochen, dass er ihn nicht wieder enttäuschen würde, und er glaubte, sein Wort gehalten zu haben. Er hatte die Wassermühle gebaut, die Schmelzöfen verbessert, die vorsichtig ausbalancierten Verteidigungsanlagen oberhalb der Verderbten Schlucht errichtet. Heerführer Tanaros hatte ihn um all das nicht gebeten, aber Speros hatte es trotzdem getan, und er hatte gute Arbeit geleistet. Aber in gewisser Hinsicht hatte er trotzdem versagt. An jenem Tag in den Tunneln war irgendeine Art von Zauber am Werk gewesen. Die Fjel hatten recht gehabt; der Träger war da gewesen.

    Er war vielleicht immer noch da, oder — schlimmer noch — er versuchte bereits in Finsterflucht einzudringen.
    Speros lief rastlos hinter den Linien auf und ab und schaute immer wieder hinüber zu Geist, seiner Stute. Auch auf sie achtete niemand. Sie erwiderte seinen Blick; ihre bösen Augen wirkten ruhig und hell. Der Pfosten, an den sie gebunden war, war nur locker ins Erdreich gerammt worden. Ein Gedanke bildete sich in seinem Kopf. Er bewegte sich näher an das Tier heran und wartete nur darauf, dass ihn einer seiner Wächter anbrüllte und ihm befahl zurückzukommen.
    Doch das tat niemand.
    Man brauchte ihn als Geisel nicht mehr. Haomanes Verbündete hatten ihr Wort gehalten und sich zurückgezogen, die Schlacht war in vollem Gange, und er war nicht mehr nützlich. Es würde keine Auswirkungen für Finsterflucht haben, wenn ihm das Entkommen nicht gelingen sollte. Der Ellyl Peldras hatte unrecht gehabt; der Heerführer würde ihn befreien. Doch wie viel beeindruckter würde er sein, wenn Speros ihm bewies, dass er sich selbst befreien konnte? Darüber hinaus wäre er noch in der Lage, Tanaros zu warnen.
    Ich werde Euch nicht wieder enttäuschen .
    Speros holte tief Luft. Er musste es rasch tun, aber das stellte ihn vor keine unüberwindbaren Schwierigkeiten. Er hatte schon öfter Pferde gestohlen. Das hier war nicht viel anders — mit der Ausnahme, dass Geist sein eigenes Pferd war. Er wünschte, er hätte einen Dolch, mit dem er das Seil durchschneiden konnte, aber Haomanes Verbündete hatten ihm seine Waffen abgenommen. Doch Geist war kein gewöhnliches Pferd. Es würde nicht in Panik geraten.
    Es war ein großes Glück, dass sie

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