Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
unbarmherzig daran, seine verdreckte Haut abzuschrubben. Das Wasser, in dem er saß, trübte sich immer mehr ein. Die graue Haut wurde allmählich wieder weiß und kontrastierte deutlich mit seinen kräftigen, sonnengebräunten Händen. Diese Hände hatten sich um ihre Kehle geschlossen.
    Mörder . Die Stimme Ngurras, des Yarru-Ältesten, ertönte in seiner Erinnerung, die durch den Duft der Vulnusblüte geweckt worden war. Dunkle Augen in einem faltigen Gesicht, erfüllt von Weisheit und Trauer unter dem tiefen Schatten eines schwarzen Schwertes. Alte Männer, alte Frauen, die zurückwichen und sich an den Händen fassten. Du musst das nicht tun .
    Tanaros schrubbte noch heftiger.
    Er wünschte, er wäre Vorax. Dann wäre es einfacher. Er wäre einfach zu einer Schar stakkianischer Mädchen zurückgekehrt und hätte sich an ihnen ergötzt. Einfache Vergnügungen. Der Stakkianer wollte nichts weiter und hatte nie etwas anderes gehabt. Er wollte nur die Mädchen genießen, im Überfluss und für immer. Das war eine gute Art zu leben. Sogar Uschahin hatte seine Irrlinge … o ja, natürlich.
    Da waren sie alle. Sie freuten sich über die Heimkehr ihres eigenen, besonderen Herrn und Meisters und genossen die Kameradschaft einer Seele, die genauso verzerrt war wie ihre eigene. Tanaros lehnte sich in dem warmen Wasser zurück und schloss die Augen. Da er allein war, konnte er sich genauso gut in seinen Erinnerungen verlieren.
    Das Badeöl hatte wie Vulnusblüten geduftet …
    Er versuchte es heraufzubeschwören. Die Wut, den alten, uralten
Zorn. Calistas Blick, der dem seinen begegnete, als sie im Kindbett lag, ihre weit aufgerissenen Augen voller Schuld und Angst, als sie das Baby mit dem rotgoldenen Haar an ihre Brust drückte. Roscus, der so überrascht wirkte. Seine Hand, die er so oft in falscher Brüderlichkeit ausgestreckt hatte und die nun verständnislos den Stahl umklammerte, der seinen Bauch durchbohrte. Während sich Tanaros an den Duft der Vulnusblüten erinnerte, versuchte er die bittere Befriedigung dieses vergangenen Augenblicks zurückzuholen.
    Doch sie stellte sich nicht ein.
    Sie war zu fern, und er war müde – zu müde für jegliche Wut. Es musste noch zu viel erledigt werden, hier und jetzt. Calista war schon so lange tot, und auch Roscus. Irgendwo, irgendwie hatten der fürchterliche Bauch des Marasoumië, der brennende Sand und die gnadenlose Sonne der Unbekannten Wüste ihre Geister zu blassen Schatten gemacht. Es waren die Lebenden, die seine Aufmerksamkeit beanspruchten. Einer mehr als alle anderen.
    Da ihm der Trost des Zorns verwehrt war, versuchte er seine Gedanken auf andere, näher liegende Dinge zu richten, vor allem auf den Bericht, den er Fürst Satoris morgen erstatten musste, sowie auf die Vorbereitungen zur bevorstehenden Schlacht, doch der Duft der Vulnusblüten wob einen Faden der Ablenkung durch seine Gedanken. Er scheute vor der Erinnerung an Ngurras erhobenes Gesicht und an die Worte des alten Yarru zurück. Warum lag ein so großer Schmerz in dieser Erinnerung, der sogar ausreichte, den Mord an seiner Frau zu verdrängen? Seine Gedanken flohen zum Mondgarten, und er sah ihr Gesicht, strahlend und voll schrecklicher Schönheit. Die Hohe Frau der Ellylon.
    Was habt Ihr gesehen? , hatte er sie gefragt.
    Euch. Ich sah Euch …
    »Nein.« Tanaros schüttelte den Kopf, wobei Wassertropfen in alle Richtungen spritzten, und stand auf. Triefend stieg er aus dem Zuber und trocknete sich mit einem Handtuch ab, dann zog er einen Morgenmantel an. Trotz des Feuers im Kamin zitterte er. Sie war hier in Finsterflucht, brennend wie eine blasse Flamme, von ihm nur durch einige dicke Mauern getrennt. Allein, wartend. Hatte sie von
seiner Rückkehr erfahren? War es ihr gleichgültig, ob er lebte oder tot war? Oder dachte sie nur an Aracus Altorus? Er biss die Zähne zusammen und zwang sich, nicht daran zu denken. »Ah, nein.«
    Ein entschiedenes Klopfen ertönte an der Tür zu seinen Gemächern.
    Barfuß tappte er zum Eingang und spürte dabei die edlen Rukhari-Teppiche unter seinen Füßen. Als er die Tür öffnete, stand Meara mit gesenktem Blick davor. Ein zweiter Irrling begleitete sie und trug ein Tablett. Appetitliche Düfte stiegen unter den schützenden Speiseglocken hervor.
    »Meara!« Seine Stimmung hellte sich auf. »Es tut gut, dich zu sehen. Komm herein.« Er öffnete die Tür weiter und sog kräftig die Düfte ein. Sein Magen knurrte und Hunger erwachte in ihm. Es war lange her, seit

Weitere Kostenlose Bücher