Elegie - Fluch der Götter
Stirn. »Aber …«
»Niemand kann ihn benutzen.« Malthus hob den Kopf, und in seinem Blick lag schreckliches Mitleid. Mit dem verkrümmten Zeigefinger deutete er auf Lilias, die reglos dasaß und sich des Pfeils der Bogenschützin, der unmittelbar auf ihr Herz zeigte, sehr deutlich bewusst war. »Nicht solange die Zauberin von Beschtanag lebt.«
Dani schlug die Augen auf und sah einen dunklen Fleck in einem Lichttümpel über sich schwimmen. Sein Kopf schmerzte, und das helle, schlierige Licht verursachte ihm Übelkeit. Er blinzelte und kniff die Augen zusammen, bis er allmählich deutlicher sehen konnte
und der dunkle Fleck sich in das besorgte Gesicht seines Onkels verwandelte, das sich gegen den blauen stakkianischen Himmel abhob.
»Dani!« Thulus Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Du lebst, mein Junge?«
Auf seiner Brust schien ein Stein zu liegen. Er versuchte zu husten. Es tat an vielen Stellen weh. »Ich weiß nicht«, flüsterte er. »Lebst du denn?«
»Kaum noch.« Thulu setzte sich zurück und nickte. »Du kannst jetzt loslassen, Junge. Hier sind wir in Sicherheit.«
»Was?« Wie er jetzt erst erkannte, umschloss seine rechte Hand die Flasche mit dem Wasser des Lebens und drückte sie so fest gegen seine Brust, dass es schmerzte. Seine Finger waren erstarrt, und es kostete ihn Mühe, sie zu lösen. Der Druck auf seine Brust nahm ab, als er die Flasche losließ. Er versuchte, sich aufzusetzen, aber es gelang ihm nicht. Sein linker Arm war verbunden und nicht einsatzbereit.
»Vorsichtig.« Onkel Thulu beugte sich zu ihm herüber und half ihm. »So geht’s.«
»Was ist damit?« Als Dani aufrecht saß, betrachtete er verblüfft seinen linken Arm. Er steckte in einer feuchten, behelfsmäßigen Schlinge, die aus einem der Umhänge herausgerissen und um seinen Hals zusammengebunden worden war. Er versuchte den Arm zu bewegen. Schmerz schoss durch seine Schulter. »Autsch!«
»Vorsichtig«, wiederholte Thulu. »Woran kannst du dich erinnern, mein Junge?«
»An den Fluss.« Er hörte ihn in der Nähe rauschen. Dieser Klang lichtete ein wenig den Nebel in seinen Gedanken. »Und an die Fjeltrolle. Wir sind angegriffen worden.« Er sah seinen Onkel mit zusammengekniffenen Augen an und erinnerte sich an das rote, wirbelnde Blut im Fluss. »Du bist verwundet worden.«
»Ja.« Onkel Thulu zeigte ihm die klaffenden Wunden; drei tiefe Linien liefen über seine Brust. Er hatte sie mit Lehm vom Flussufer beschmiert, um die Blutung zu stillen. Es war ihm gelungen, doch jetzt hatte seine Haut eine graue Färbung angenommen. »Es war nicht leicht, dich aus dem Fluss zu ziehen.«
»Wir sind gegen einen Felsen geschleudert worden.« Dani betastete seinen Kopf und fand eine schmerzhafte Beule. Sie pulsierte unter seinen Fingerspitzen. Er zuckte zusammen.
» Du bist mit dem Felsen zusammengestoßen«, berichtigte ihn sein Onkel. »Und ich habe dich herausgefischt.« Er schlurfte außer Sichtweite und kehrte mit einer stark zerbeulten Schale zurück, die er Dani reichte. »Hier. Trink.«
Dani nippte an der Brühe, in der Streifen getrockneten, im Flusswasser gekochten Hasenfleisches schwammen. Sogleich spürte er eine gewisse Wärme im Bauch, und ein wenig Kraft kehrte in seine Glieder zurück. Er schaute sich auf dem behelfsmäßigen Lagerplatz um. Dieser bestand aus kaum mehr als einem geschützten Feuer und einigen Kleidungsstücken, die zum Trocknen über die Felsen gebreitet waren. Ihr Floß aus Fichtenzweigen war nirgendwo zu sehen. Er reckte die Schultern und spürte, wie der Schmerz ihn durchfuhr. Er war schlimm, aber gerade noch erträglich. »Wie schwer bin ich verletzt?«
»Ich weiß nicht.« Thulus Blick war fest. »Ich glaube, du hast dir einen Knochen gebrochen, und zwar hier.« Mit einem schwieligen Finger fuhr er über Danis linkes Schlüsselbein. »Ich habe es verbunden, so gut ich konnte. Wie geht es deinem Kopf?«
»Er tut weh.« Dani blinzelte. »Wir sind hier nicht in Sicherheit, oder?«
»Nein.« Tiefes Mitleid lag im Blick seines Onkels, so tief wie der Brunnen der Welt. »Sie sind hinter uns her, Junge. Sie folgen dem Fluss. Es wird nicht mehr lange dauern. Wenn du schon stark genug bist, sollten wir von hier fliehen.« Er öffnete seine leeren Hände. »Und zwar über das trockene Land und durch die Gebiete, von denen die Fjel glauben, dass man in ihnen nicht leben kann.«
»Du hast deinen Grabstock verloren!« Dani erinnerte sich: Der Schaft aus entrindetem Baari-Holz hatte aus
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