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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Valmaré, als er zu ihr aufgeschlossen hatte. »Trotz all der Weisheit, mit der er prahlt, hat uns Haomanes Gesandter bisher bloß in die Irre geführt,
und wir sind unserem Ziel, die Hohe Frau Cerelinde zu befreien, keinen Schritt näher gekommen.«
    Er trieb sein Reittier an und führte die Riverlorn an ihnen vorbei. Das Sonnenlicht glitzerte auf ihren Rüstungen und den leuchtenden Standarten. Peldras gesellte sich nicht zu seinen Gefährten, sondern schaute ihnen mit besorgter Miene nach. An der Spitze der langen Reihe von Verbündeten ritt Aracus Altorus allein und redete mit niemandem. Ein einfacher graubrauner Umhang hing um seine Schultern, doch sein helles Haar und das goldene Band darum bezeichneten ihn als ihren unangefochtenen Führer.
    »Was habt Ihr gesehen?«, fragte Blaise Caveros Lilias unvermittelt.
    Sie senkte den Kopf und betrachtete ihre Hände und die Zügel, die sie hielten. Die Haut war rissig, weil sie keine Salbe hatte, und die Knöchel waren rot und geschwollen. Sie zog es vor zuzuhören und sich nicht an ihren Traum zu erinnern. Er war unangenehm gewesen. »Welche Bedeutung sollten meine Träume haben?«, murmelte sie. »Was habt Ihr denn gesehen, Grenzwächter?«
    »Ich habe Malthus gesehen«, antwortete er bereitwillig. »Ich habe dasselbe wie die anderen gesehen. Und Ihr?«
    Sie hob den Kopf und sah ihm in die dunklen, neugierigen Augen. Was hatte sie gesehen, als sie vor dem Feuer in ihrem Lager geträumt hatte? Es war ein ruheloser Schlaf gewesen, unterbrochen vom Gemurmel und Stöhnen der Menschen, die sich in ihren Schlafsäcken hin und her wälzten, und auch der Ellylon in ihrem nicht länger traumlosen Zustand.
    Einen Menschenmann, oder etwas Ähnliches, von ehrwürdigem Alter. Und doch … in seinen Augen hatte etwas Schreckliches gelegen. Blitze hatten sich in den Falten seiner weißen Robe unter den ausgebreiteten Armen sowie zwischen den Strähnen seines Bartes gesammelt. Auf seiner Brust hatte sich ein Juwel befunden, so klar wie Wasser, und er war in ihrem Traum auf den Schwingen eines heißen Wüstenwindes geritten, auf einem Pferd, das so bleich wie der Tod gewesen war.
    Und er hatte den verkrümmten Zeigefinger wie einen Speer gehoben
und auf sie gezeigt; seine Augen waren so furchtbar wie der Tod selbst gewesen.
    »Nichts«, sagte Lilias zu Blaise. »Ich habe gar nichts gesehen.«
    In jener Nacht, der zweiten Nacht, kehrte der Traum wieder, und auch in der dritten Nacht. Er entzündete Hoffnung unter den Menschen und schuf Unbehagen unter den Ellylon und Streit und Uneinigkeit unter den Mitgliedern der beiden Rassen.
    »Das ist irgendeine List des Fehlgezeugten«, verkündete Lorenlasse voller Abscheu.
    »Ich glaube nicht, dass er das wagen würde«, erwiderte Peldras sanft. In seinen Augenhöhlen lagen violette Flecken der Wachsamkeit. »Trotz all seiner unrechtmäßigen Magie hat Uschahin der Fehlgezeugte es noch nie gewagt, in die Köpfe von Haomanes Kindern einzudringen.«
    Auf Befehl von Blaise Caveros sandte die Grenzwacht Späher aus, welche die Bewohner des umliegenden Gebietes bef ragen sollten. Sie kehrten mit verwirrenden, einander widersprechenden Antworten zurück. Ja, sie hatten den Leuchtenden Reiter gesehen, und, ja, auch die anderen Reiter, und die Pferde hatten die Farben von Blut, Nacht und Rauch gehabt. Ein Rabenschwarm sei durch die Luft geflogen, und ein Wüstensturm habe getobt. Ein Stein in der Faust eines Kindes, der Knochen zerschmetterte, ein klares Juwel, Blitze.
    Sie hatten Angst.
    Lorenlasse von Valmaré hörte zu und schüttelte den blondhaarigen Kopf. »Es ist der Fehlgezeugte«, sagte er mit Gewissheit. Andere widersprachen ihm.
    Nur Aracus Altorus sagte nichts. Müdigkeit lag auf seinen hängenden Schultern, doch er reckte das Kinn gegen das Gewicht des Soumanië, während er dahinritt und von Zeit zu Zeit in verzweifelter Hoffnung nach Norden schaute.
    Und Lilias, welche die Visionen mit Schrecken erfüllten, beobachtete ihn mit verzweifelter Angst.
    »Ihr wisst mehr, als Ihr sagt, Zauberin«, meinte Blaise am vierten Tag.

    »Das ist für gewöhnlich so.« Lilias lächelte bitter. »Ist das nicht der Grund, warum ich hier bin?«
    Er betrachtete sie. »Ist es Malthus?«
    Sie zuckte die Schultern. »Wie vermag ich das zu sagen? Ihr habt ihn gekannt, ich nicht.«
    Blaise ritt eine Weile stumm neben ihr. »Ist es Uschahin der Traumjäger?«, fragte er schließlich. »Ihr kanntet ihn, ich nicht.«
    »Ich bin ihm einmal begegnet«,

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