Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
dem Brustkorb eines Fjel-Leichnams geragt. »Kannst du jetzt noch Wasseradern unter der Erde finden?«
    »Ich glaube, ja.« Thulu starte auf seine leeren Hände und ballte sie dann zu Fäusten. »Wir sind schließlich Yarru-yami, nicht wahr?« Er
bleckte die Zähne in einem breiten Grinsen, das sehr beängstigend wirkte, weil sein Gesicht viel Fett und Fleisch verloren hatte und jetzt hager und eingefallen war. »Wie Uru-Alat es will, bin ich dein Führer, Dani. Obwohl wir trockenes Land durchqueren müssen, verfolgt von unseren Feinden, werden wir doch überleben. Wir werden fliehen und so gewitzt sein wie Wüstenratten, bis wir zur Quelle der Krankheit kommen. Wenn es dein Wille ist, den Adern von Uru-Alat zu folgen, dann werde ich dich führen.«
    »Das ist mein Wille, Onkel.« In einer Geste des Vertrauens setzte Dani seine Schüssel ab und legte die rechte Hand offen wie einen Becher über die geballten Fäuste seines Onkels. Die strahlenförmigen Linien, die seine blasse Handfläche durchschnitten, bildeten die Hälfte eines Sterns. »Zeige mir den Weg, und ich will dir folgen.«
    Thulu nickte und schluckte schwer. Sein Adamsapfel hüpfte unter der Haut auf und ab, und Tränen traten in seine dunklen Augen. »Trink deine Brühe«, sagte er sanft, »und mach dich danach zum Aufbruch bereit. Wir dürfen nicht länger warten. Die Fjeltrolle sind bestimmt nicht mehr weit entfernt.«
    »Ja, Onkel.« Dani nickte, nahm die Schüssel wieder auf und trank den Rest seiner Brühe. Mit der freien Hand drückte er sich vom Boden ab und stand auf. Einen Moment lang verschwamm die Welt um ihn herum, doch dann wurde sie fester, fand einen Anker in den Schmerzen seiner linken Schulter und dem Gewicht um seinen Hals. Er atmete tief ein. »Ich bin bereit.«
    »Also gut.« Sein Onkel kam aus der Hocke hoch und löschte das Feuer mit einem wohlgezielten Tritt seiner schwieligen Ferse. Er ergriff ihren einsamen Kochtopf, verteilte die Kohlen, zermalmte sie unter seinen Füßen und warf Kiesel und Gezweig über die Feuerstelle, bis nichts mehr von ihr zu sehen war. Der Gischtfluss tobte achtlos an ihnen vorbei. Thulu stieß die Luft aus, beugte sich vor und griff sich an die Brust. Lehmstückchen vermischten sich mit geronnenem Blut. »In Ordnung«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Komm, Junge, wir gehen.«
    Sie gingen.

     
    Skragdal brüllte.
    Die Fjel unter seinem Befehl schwiegen, gingen ihm aus dem Weg und hielten sich dicht an den Mauern der Versammlungshalle von Nåltannen. Um einen wütenden Tungskulder machte man besser einen großen Bogen. Skragdal rannte stampfend und schreiend im Kreis herum und wedelte vor überschäumender Wut mit den Armen. Die Ältesten der Nåltannen betrachteten voller Unbehagen die zitternden Stalaktiten an der Decke der zentralen Kammer ihrer Höhle. Der Gulnagel-Läufer, der die Nachricht gebracht hatte, hatte sich zusammengekauert, hielt sich die Hände schützend über den Kopf und wartete darauf, dass Skragdals Wut nachließ.
    Endlich war es so weit.
    Das Blut in seinen Adern kühlte sich ein wenig ab, als seine Wut ihren Siedepunkt überschritten hatte. Skragdal zwang sich zur Ruhe und holte tief Luft. Vernunft gewann in seinen Gedanken wieder die Oberhand. Es war die kalte Kriegslogik, die ihm Heerführer Tanaros und Marschall Hyrgolf beizubringen versucht hatten.
    »Sag es mir noch einmal«, grollte er.
    Der Gulnagel gehorchte, stand auf und wiederholte seine Geschichte. Die kleinen Leute waren am südwestlichen Rand von Nordegg gesichtet worden, wo der Gischtfluss nach seiner unterirdischen Reise wieder ans Tageslicht trat. Ein Tordenstem-Wachtposten hatte Alarm geschlagen, und eine Meute unter dem Befehl Yagmars von den Tungskuldern hatte sie am Fluss in die Enge getrieben. Doch die kleinen Leute hatten ihren Angriff abwehren und durch den Fluss entkommen können.
    »Und das«, sagte Skragdal drohend, »ist der Teil, den ich nicht verstehe.«
    Der Gulnagel hob die Arme und zuckte die Achseln. »Wer erwartet von einem in die Enge getriebenen Kaninchen, dass es kämpft? Es war ein schmaler Pfad, und Yagmars Leute wurden von der Gegenwehr überrascht. Außerdem« – er blickte auf Skragdals gepanzerte Rüstung sowie die Axt und den Streitkolben, die an seinem Gürtel hingen – »sind sie nicht von Finsterflucht bewaffnet worden.«
    »Sie sind Fjel«, sagte Skragdal.

    »Ja.« Der Gulnagel zuckte nochmals die Achseln. »Es ist sehr schnell geschehen. Yagmar ist ihnen gefolgt. Er hat

Weitere Kostenlose Bücher