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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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sie bei der Flussbiegung erwischt. Er hat ihnen gesagt, er werde sie gehen lassen, wenn sie ihm die Flasche geben, die Ihr haben wollt. Aber sie haben nicht auf ihn gehört.«
    Skragdal schloss die Augen. »Sie sind Menschen«, sagte er leise. »Kleines Volk aus der Wüste. Sie sprechen kein Fjel.«
    »Oh!« Der Gulnagel dachte nach. »Einige Menschen sprechen es.«
    »Ja, die Stakkianer.« Skragdal öffnete die Augen wieder. »Aber diese nicht. Außerdem hätte Yagmar nicht versuchen sollen zu handeln. Der Auftrag des Fürsten lautete, sie zu töten.«
    »Yagmar stand so tief im Wasser«, sagte der Gulnagel und fuhr sich mit der einen Hand über die Kehle. »Der Fluss fließt schnell.« Unter den versammelten Fjel erhob sich ein zustimmendes Gemurmel. Sie kannten die Kraft der nördlichen Flüsse, die Neheris von den fallenden Wassern höchstpersönlich geschaffen hatte. Einige konnte man durchqueren, aber längst nicht alle. Nicht einmal ein Tungskulder schaffte das. Und keiner von ihnen konnte schwimmen. Die Dichte ihrer Körper erlaubte es nicht.
    Skragdal seufzte. »Also hat Yagmar versucht, die Flasche an sich zu bringen.«
    »Ja.« Der Gulnagel nickte. »Und obwohl sie nicht größer als sein Daumen war, ist er wie ein Stein gesunken.«
    »Wo sind sie jetzt?« Skragdal starrte den Boten an.
    »Geflohen.« Der Gulnagel zog eine Grimasse. »Weg vom Fluss, zurück in die trockenen Berge. Das ist es, weswegen man mich zu Euch geschickt hat. Yagmar hat ihre Spur gefunden, aber sie führt weg vom Wasser. Nach eineinhalb Tagen musste er umkehren.« Er deutete auf den Wasserschlauch, der an Skragdals Gürtel hing. »Neheris’ Gaben reichen uns gewöhnlich. Wir haben keine Werkzeuge für die Jagd dabei, weil wir uns immer in der Nähe der Flüsse aufhalten, wo es kleine Beute gibt.«
    »Wir jagen nach kleiner Beute«, brummte Skragdal.
    Der Gulnagel zuckte abermals die Schultern. »Was sollen wir jetzt tun?«

    Skragdal betrachtete den kleineren Fjel und sah dann seine Gefährten an. Leidenschaftslos erwiderten sie seinen Blick. Keiner von ihnen würde es wagen, ihm einen Rat zu erteilen – nicht einmal Thorun, auf den er sich verließ, weil er ein Tungskulder-Gefährte war. Schwaches Licht drang durch die Belüftungsschächte der Versammlungshalle und brachte Rüstungen und Waffen zum Glänzen. Dies war die dritte Höhle, die sie seit ihrer Abreise aus Neherinach besuchten. Es war ein seltsames Gefühl, unter frei lebenden Mitgliedern des eigenen Volkes zu sein. Sie erschienen ihm so verletzlich. Es war nicht nur das Fehlen jeglicher Waffen, sondern vor allem ihre Einfachheit und Unschuld. Sie erinnerten sich an Neherinach, so wie es gewesen war, bevor Haomane seine weisen Gesandten losgeschickt und sie mit dem Soumanië ausgestattet hatte. Skragdal dachte an das, was im Marasoumië geschehen war, und an den versengten Knotenpunkt, den sie entdeckt hatten, sowie an das Gemetzel in Graf Coenreds Halle. Jene Kinder von Neheris, die nicht Finsterflucht dienten, hatten keine Vorstellung von den Mächten, die gegen sie aufgeboten wurden.
    Wie sehr wünschte er sich, einer von ihnen zu sein.
    Dieser Gedanke brachte ihn dazu, sich zu den Ältesten der Nåltannen umzudrehen. Sie bildeten eine Gruppe, sahen zu und warteten auf seine Entscheidung.
    Skragdal neigte den Kopf und sprach Mulprek an, die die Älteste dieser Höhle war. Ihre verschrumpelten Zitzen deuteten auf die unzähligen Kinder hin, die sie geboren hatte. Er wusste, dass ihr Gemahl etliche Jahre jünger als sie war. »Alte Mutter«, sagte er demütig. »Gebt mir Euren Rat.«
    »Sucht der große Krieger meine Meinung?« Mulprek kräuselte die Lippen und bleckte stumpfe, gelbliche Augenzähne. Sie schlurfte vor, schaute an ihm hoch und legte die Hand auf seinen Unterarm. Ihre abgewetzten Krallen schimmerten wie Stahl auf seiner Haut, und sie roch nach Moschus. Trotz ihres Alters war ihr Blick hell und klar. »Dies ist keine Schlacht, sondern eine Jagd. Deine Beute hat eine Spur hinterlassen. Du weißt, wohin sie unterwegs ist.« Sie nickte dem Kaldjager-Fjel in seiner Begleitung zu. »Setze die Kalten
Jäger ein. Scheucht die Beute auf und treibt sie vor euch her. Stellt ihr eine Falle. So haben wir es immer gemacht. Das sage ich dir.«
    Es war ein guter Rat.
    Skragdal nickte. » Alle Stämme sollen wachsam bleiben«, sagte er. »Bei dieser Sache werden möglicherweise alle Hände gebraucht.« Er wandte sich an Blågen, den er von allen Kaldjager-Fjel am besten

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