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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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regelmäßige Waffenschauen, oder was meint Ihr?«
    »Ja.« Tanaros rieb sich die Schläfen. »Sobald die zurückgerufenen Einheiten eintreffen, werden wir auch doppelt so viele Wehrübungen durchführen. Und ich möchte, dass Kundschafter in den Gängen patrouillieren und täglich berichten. Stell einen Posten an jedem Ausstieg zwischen unserem Lager und der Unbekannten Wüste auf, zwischen denen schnelle Boten Nachrichten austauschen. Auch hier will ich tägliche Berichte.«
    »In Ordnung, Heerführer.« Hyrgolf prüfte die Klinge mit seinem schwieligen Daumen und nahm seine Arbeit wieder auf. »Pech für die Jungs, die demnächst Urlaub bekommen sollten.«
    »Ich weiß.« Ruhelos erhob sich Tanaros, streckte die Beine und schritt dann in der kleinen Kammer des Feldmarschalls auf und ab. Wie alle Lager war auch dieses hier in eine Felsschulter hineingehauen worden. Die Fjeltrolle hatten Finsterflucht zwar nach den ihnen entsprechenden Maßen erbaut, aber Fürst Satoris war der
kluge Kopf, der es entworfen hatte, und die komplizierte Großartigkeit der Burg entsprach ganz und gar seinem mächtigen Geist. Für sich selbst hatten die Fjeltrolle Mauern und Türme verschmäht und stattdessen ihre geliebten schlichten Höhlen in die Knochen der Erde gegraben, die nun das große Gebäude flankierten und schützten. Die meisten lebten in Gemeinschaftsunterkünften; Hyrgolf hatte seinem Rang entsprechend ein eigenes Reich. Darin befanden sich eine mit Schaffellen ausgekleidete Schlafstatt, seine Waffen und Ausrüstung sowie ein paar einfache Gegenstände von zu Hause. Tanaros blieb vor einer in die Wand eingelassenen Nische stehen, die eine fast heruntergebrannte Talgkerze und ein grob geschnitztes Rhios enthielt.
    »Der erste Versuch meines Jungen«, sagte Hyrgolf hinter ihm, und Stolz schwang in seiner Stimme mit. »Gar nicht schlecht für so einen kleinen Racker, was?«
    Tanaros stützte sich gegen die Wand und senkte den Kopf. »Du hättest auch demnächst Heimaturlaub bekommen.«
    »In zwei Monaten.« Der Wetzstein surrte gleichmäßig weiter. »Das ist eben Pech, oder? Wir wussten ja, dass dieser Tag einmal kommen würde.«
    »Ja.« Er wandte sich wieder zu dem Fjeltroll um. »Wie wird sie bei deinen Leuten erzählt?«
    »Die Prophezeiung?« Hyrgolf schüttelte den massigen Kopf. »Die erzählt man sich bei uns nicht, Heerführer.«
    Nein, natürlich nicht. Im Ersten Zeitalter der Gespaltenen Welt, als Satoris schwer verwundet und so schwach war wie nie zuvor, als Haomane der Erstgeborene die Souma beschworen und die Sonne so nahe an die Erde gebracht hatte, dass sie das Land verbrannte und die Unbekannte Wüste schuf, hatten die Fjeltrolle Satoris Unterschlupf geboten und ihm die Treue geschworen. Nachdem seine Gesandten geschlagen worden waren, hatte Haomane seinen Verbündeten die Prophezeiung ins Ohr geträufelt. Den Fjel hatte man sie nicht mitgeteilt.
    Stattdessen wurden sie dadurch verurteilt.
    »Und dennoch haltet ihr Neheris in Ehren«, sagte Tanaros und
spielte mit dem Rhios in seiner Tasche. »Eine der Sechs, die sich auf Haomanes Seite schlug, gegen unseren Herrn. Warum, Hyrgolf?«
    »Dieser Streit ist eine Angelegenheit zwischen den Schöpfern«, sagte Hyrgolf schlicht und legte die Axt hin. »Ich maße mir nicht an, sie zu begreifen. Wir schlossen einen Pakt mit unserem Herrn, und er hat ihn zu ehren gewusst, von Generation zu Generation. Er hat uns nie aufgefordert, uns von Neheris abzukehren, die uns einst schuf.«
    »Nein«, sagte Tanaros, der sich an den Ausruf seines Herrn erinnerte, Oh Arahila! »Das würde er nicht verlangen.«
    Wieder spielte er mit dem Rhios in seiner Tasche und wünschte sich, den einfachen Glauben eines Fjeltrolls zu besitzen. Den Menschen war er nicht gegeben, sie waren mit zu vielen Gaben gesegnet worden, um sie leicht tragen zu können. Oh Arahila! Zweitgeborene unter den Schöpfern, Arahila die Schöne, Herzenswarme. Hättest du uns doch mit weniger bedacht.
    »Wie erzählt man sie bei deinem Volk?«, fragte Hyrgolf. »Die Prophezeiung, meine ich.«
    Tanaros ließ das Rhios los und ballte die Fäuste in seinen Taschen, als er den Marschall ansah. »In Altoria«, sagte er mit harter Stimme, »wurde sie, als ich ein Kind war, so erzählt: ›Wenn das Unbekannte einst bekannt ist, die verlorene Waffe gefunden, das Feuermark erloschen und der Gottestöter befreit, wenn eine Tochter des Elterrion einen Sohn des Altorus ehelicht, wenn der Speer des Lichts zurückkehrt und der

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