Elegie - Herr der Dunkelheit
Zeit.«
»Das werden sie«, sagte Lilias und schritt an der Mauer entlang, die sie mit dem Soumanië errichtet hatte, während ihre Fingerspitzen über die glatte Oberfläche strichen. »Und ich werde meinen Teil ebenfalls beitragen. Was die Wehre mir nicht sagen, verrät mir Calandor. Wir sind vorbereitet, Wachhauptmann. Wenn das Baumaterial vorhanden ist, werden die Breschen versiegelt und die Lücken geschlossen werden. Innerhalb eines Tages. Also, Gergon, wie lange wird diese Mauer Haomanes Verbündete aufhalten?«
Er sah mit zusammengekniffenen Augen zu der Festung hoch, die oben am Berg lag. »Drei Tage.«
»Drei Tage ?« Sie starrte ihn entgeistert an.
»Herrin.« Gergon zuckte die Achseln und breitete die Hände aus. »Ihr habt immer die Wahrheit verlangt. Das sagte schon mein Vater, und der Vater seines Vaters vor ihm. Wir sprechen über die vereinte Kraft von mehr als dem halben pelmaranischen Heer, verstärkt von vedasianischen Rittern, der Schar der Ellylon und mittländischen Truppen unter dem Befehl des letzten Altorus-Nachfahren. Wenn wir den Wald nicht halten können – und das können wir nicht, ohne die Wehre –, dann werden sie gegen die Mauern anstürmen. Sie werden den Wald plündern und Leitern und Belagerungsmaschinen bauen, und sie werden die Mauern durchbrechen.«
»Nein.« Lilias hob das Kinn und versuchte, den Schmerz in ihrem Kopf nicht wahrzunehmen. »Sie werden sie nicht durchbrechen, Wachhauptmann. Ich habe diese Mauer selbst aus dem rohen Stein des Beschtanag geschaffen, und sie wird ihren Belagerungsmaschinen standhalten. Das werde ich mit meinem Willen veranlassen.«
Gergon seufzte. »Dann werden sie darüber hinwegklettern, Herrin. Sie haben genug Männer und genug Holz für Leitern und Türme, es sei denn, dass Ihr ihnen den Wald verwehren könntet.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf, während sie zu dem dunklen Teppich aus Kiefern hinüberblickte. »Nicht so vielen. Es ist schwerer,
einen Wald zu versetzen, als einen Berg, und wir müssen einen Durchlass für Fürst Satoris’ Truppen offen lassen. Lasst mehr Steine heranbringen, dann werde ich die Mauern erhöhen, um einen Fuß oder mehr.«
»Wie Ihr wünscht.« Er verbeugte sich; seine Augen blickten müde drein. »Es wird sie aufhalten, für ein paar weitere Stunden. Unsere Feinde haben dennoch genug Mittel, um sie zu überwinden.«
»Gut. Drei Tage«, wiederholte sie und deutete auf eine graue Fläche losen Schotters am Fuße des Berges. »Lasst uns annehmen, es wäre so, Gergon. Wenn es also dazu käme, würden wir sie hier aufhalten können?«
»Wird es dazu kommen, Herrin?«
Sie erwiderte seinen ehrlichen Blick. »Nein. Aber wir müssen so planen, als könnte es geschehen. Was passiert also, wenn wir sie hier erwarten?«
»Es ist keine sichere Basis.« Gergon saugte an seinen Zähnen und dachte nach. »Ritter auf Pferden wären hier im Nachteil. Sie werden Fußtruppen einsetzen. Ich würde dort die Bogenschützen aufstellen«, sagte er und deutete auf die Hänge über ihnen, »und dort und dort, um unseren Rückzug zu decken.«
»Rückzug?« Lilias hob die Brauen.
»Ja.« Ihr Wachhauptmann nickte mit seinem grauen Kopf. »Wenn die Mauern gestürmt werden, Herrin, haben wir keine andere Rückzugsmöglichkeit mehr als den Beschtanag selbst.«
»Sie werden kommen, Gergon.« Lilias hielt seinem Blick stand. »Aber das wird nicht geschehen.«
»Wie Ihr sagt, Herrin.« Er betrachtete den Soumanië auf ihrer Stirn, und die Spannung, die seinem gedrungenen Körper anzusehen war, lockerte sich ein wenig. Er nickte wieder und lächelte. »Wie Ihr sagt! Ich werde die Leute im Steinbruch zusätzliche Stunden arbeiten lassen. Ihr werdet so viel Steine haben, wie Ihr braucht, und mehr.«
»Ich werde die Mauern halten, Gergon.«
»Das werdet Ihr.« Er nickte und lächelte. »Ja, das werdet Ihr, Herrin.«
Lilias seufzte, als er ging, um sich seinen Aufgaben zu widmen, und in der Hitze juckte ihre Haut unter ihren Kleidern. Wo war Pietre mit seinem kühlen Schwamm, mit dem er ihre Schläfen benetzte? Er hätte längst hier sein sollen. Und da kam er auch schon, er eilte den Pfad von der Festung herunter und schleppte einen Eimer mit Brunnenwasser. Sarika lief hinter ihm her und kämpfte mit einem halb geöffneten Sonnenschirm. Ihre Dienerhalsbänder glitzerten in der Sonne und ließen den Soumanië ihnen zur Antwort aufleuchten. Ihr Mund verzog sich zu einem zärtlichen Lächeln. So süß waren sie, ihre kleinen
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