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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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aber Carfax brach sein Schweigen nicht. »Er hat seine Frau erwürgt, Stakkianer. Er hat seine eigenen Hände um ihren Hals gelegt und zugedrückt, bis sie tot war. Dann lauerte er seinem Lehnsherrn auf, einem Mann, der für ihn beinahe ein Bruder war, und stieß ihm das Schwert in den Bauch. Anschließend ritt er nach Finsterflucht und leistete dem Weltenspalter den Treueschwur, der ihn dafür unsterblich machte. Bist du stolz, unter seinem Befehl zu dienen?«
    »Wem sollte ich denn sonst dienen?« Carfax wagte einen herausfordernden Blick. »Dir?«
    »Es gäbe Schlimmeres.«

    Carfax stieß ein verzweifeltes Lachen aus.
    »Was für eine Art Mann möchtest du sein?« Der Grenzwächter beobachtete ihn genau. »Du hast die Wahl, Stakkianer. Ich habe erzählen hören, dass dein Volk einen Pakt mit Satoris Fluchbringer geschlossen hat, um eurem Land Frieden und Wohlstand zu sichern. Niemand auf Urulat würde dich verurteilen, falls du zu der Einsicht kämst, dass der Preis dafür zu hoch ist.«
    Frieden und Wohlstand, dachte Carfax. Ja. Das waren keinesfalls Selbstverständlichkeiten für die Bewohner eines felsigen Gebiets, deren Land direkt an das der Fjel grenzte, die sich als unbequeme Nachbarn erweisen würden, wenn Feindschaft zwischen ihnen bestünde. Was auch immer man über ihn sagen mochte, Fürst Satoris hielt seine Versprechen. Und was auch immer Heerführer Tanaros vor über tausend Jahren getan haben mochte, er behandelte jene, die ihm dienten, mit Ehre und Respekt. Carfax hatte ihnen den Treueid geschworen, und sie hatten ihm keinen Grund gegeben, ihn zu brechen.
    Ohne Ehre lohnte es sich nicht zu leben. Tatsächlich war ein ehrenvoller Tod einem ehrlosen Leben vorzuziehen. Aber er hatte nicht erwartet, dass es so schnell so weit kommen würde.
    Drüben auf dem Feld stand die arduanische Bogenschützin Fianna wie eine Statue in der heraufziehenden Dämmerung. Sie hatte den Langbogen straff gespannt, und die Hand, die die Sehne hielt, lag nahe an ihrem Ohr. Ihre Gestalt war von überirdischer Schönheit in diesem schwindenden Licht. Carfax starrte sie an, dachte an die Frauen, die er gekannt hatte, an die eine, die er zu heiraten gehofft hatte, vor langer Zeit. Wie sie gelacht und ihr sommersprossiges Näschen gekraust hatte, wenn er mit den Dolden der Goldrute darüberstrich und Blütenstaub auf ihre Haut fiel. Was hätte er getan, wenn er gewusst hätte, wie wenig Zeit ihm blieb? Die Bogenschützin ließ die Sehne los, und der Bogen summte. Irgendwo quiekte ein Kaninchen, dann erstarb der Laut.
    Blaise wiederholte die Frage und sah ihn immer noch an. »Wieso lächelst du, Stakkianer?«
    »Um mich mit dem Tod anzufreunden«, antwortete Carfax.

FÜNFZEHN
    S ie kommen.«
    Lilias sah ihren Wachhauptmann mit gerunzelter Stirn an. »Wie lange werden sie brauchen?«
    »Dreißig Tage.« Er hielt inne. »Weniger, wenn ihnen der Wind vom Hafen Eurus günstig ist.«
    Das Gewicht des Soumanië verursachte ihr Kopfschmerzen. Seltsam, wie etwas so Leichtes so schwer wiegen konnte! Und dennoch, wie konnte es anders sein, wo sie schon Berge damit versetzt hatte. Lilias verzog das Gesicht und presste die Fingerspitzen gegen ihre Schläfen. Das Sonnenlicht von Beschtanag erschien ihr verdammenswert grell. »Und die Pelmaraner?«
    »Versammeln sich bei Kranac und warten dort auf die Ankunft der Verbündeten.« Gergon räusperte sich. »Regent Heurich hat eingewilligt, ihnen Truppen zu schicken.«
    »Wie lange können wir sie aufhalten?«
    »Das hängt unter anderem von ihrer zahlenmäßigen Stärke ab.« Er nickte zum südlichsten Durchlass, wo Arbeiter an beiden Seiten der Öffnung damit beschäftigt waren, Felsblöcke aufzuschichten. »Wie schnell könnt Ihr diese Bresche schließen, Herrin?«
    Lilias betrachtete die Lücke in der hohen Granitmauer, die den Fuß des Beschtanag umgab. Dahinter erstreckte sich der Wald und bedeckte das Land mit einer Schürze aus dunklem Grün. Durch diese Bäume würden ihre Feinde kommen, in größerer Zahl, als sie erwartet hatte. »Können wir sie nicht jetzt verschließen, damit wir es hinter uns haben?«
    »Nein.« Gergon blickte bedauernd drein. »Wir haben zu viele Leute, die wir verpflegen und mit Wasser versorgen müssen, und zu
wenig Nahrungs- und Wasserquellen am Berg. Unsere Vorräte würden nicht reichen. Nach zehn Tagen würde es zu einer Hungersnot kommen. Wenn die …« Er räusperte sich wieder. »Wenn die Wehre uns rechtzeitig warnen, hättet Ihr einen Tag

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