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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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nordöstlich. Wir sind auf dem richtigen Weg, Turin.«
    »Gut.« Turin nickte. »Wir müssen eine Botschaft überbringen. Erinnerst du dich, Hunric?«
    »Eine Botschaft, richtig.« Hunric grinste und zeigte blutverschmierte Zähne. »Wir haben gewonnen, nicht wahr? Haben die Prinzessin erwischt, die Hohe Frau der Ellylon. Hast du sie gesehen, Turin? Glieder wie Alabaster, der Hals wie ein Schwan. Ich hätte sie mit Haut und Haaren fressen mögen!«
    »Sag nicht so was.« Turin schüttelte sich. »Die andere Botschaft, Hunric! Malthus’ Truppe!«
    »Malthus.« Das brachte den Fährtensucher wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, und er deutete nach vorn. »Wir müssen dort entlang.«
    »Gut.« Turin watete zu ihm hinüber. »Hunric«, sagte er und ergriff den Unterarm des Kundschafters. »Es ist wichtig. Wir müssen diese
Nachricht der Zauberin des Ostens überbringen. Daran erinnerst du dich, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Hunric blinzelte. »Es ist in dieser Richtung.«
    Er hoffte es. Er hoffte es mit aller Kraft. Denn inzwischen war es nur allzu deutlich, dass niemand nach ihnen den Weg ins Delta genommen hatte. Daran gab es keinen Zweifel mehr. Sie waren inzwischen schon zu lange hier.
    Turin war kein Spurenleser, der sich einen Ort im Kopf vorstellen und unbeirrbar den Weg dorthin finden konnte, aber er hatte eine Karte des Deltas im Beratungsraum von Fürst Satoris gesehen. Es war nicht so groß. Selbst zu Fuß, selbst in diesem Tempo hätten sie die andere Seite schon längst erreichen müssen. Während er hinter Hunric herging, zählte er es an den Fingern ab. Wie viele Tage waren es jetzt schon? Mindestens acht, seit Mantuas umgekommen war.
    Das waren zu viele.
    Gingen sie im Kreis? Das war hier schwer zu sagen. Man musste den Wasserstraßen folgen und sich um die Mangroven herummanövrieren. Es war unmöglich, einen festen Kurs nach dem Sonnenstand festzulegen, und es gab keine Orientierungspunkte, nach denen man das eigene Vorwärtskommen hätte beurteilen können. Um sie herum war nichts als Sumpf. Hunric war natürlich der Beste. Aber Hunric … Hunric hatte sich verändert , und Turin hatte Angst. Er griff hinter sich, fasste nach seinem Rucksack und fühlte nach der Geldkatze, in der Fürst Vorax’ Goldmünzen steckten. Sie waren noch da, solide und echt. Sie würden reichen, um in Pelmar eine Unterkunft zu bezahlen, ein paar schnelle Pferde zu kaufen und ein paar Leute zu bestechen, um nach Beschtanag zu kommen, wenn es sein musste.
    Sie mussten nur irgendwie aus diesem verfluchten Sumpf heraus.
    Eine hellgrüne Schlange, die von einem Ast herunterhing, hob den Kopf und starrte ihn mit lidlosen Augen an. Turin kämpfte eine Welle der Furcht nieder und watete planschend an ihr vorüber. Vor ihm summte Hunric tonlos und mit tiefer Stimme vor sich hin. Das Geräusch ging ihm auf die Nerven. Ein Blutegel hatte sich an sein Bein geheftet, und seine durchnässten kurzen Hosen rieben seine
Haut wund. Woher kam diese Wollust? Hätte er eine Frau bei sich gehabt, irgendeine Frau, dann hätte er sich mit ihr im Dreck gepaart. Schon allein der Gedanke daran ließ den Speichel in seinem Mund fließen. Irgendeine Frau. Ob eine von Vorax’ Dienerinnen oder eine von Traumspinners verhutzelten Irrlingsfrauen, es war egal.
    Oder seine eigene Schwester, dachte Turin, und er erinnerte sich daran, wie er sie zum letzten Mal gesehen hatte, als sie ihm, die gelben Zöpfe zu einer Krone hochgesteckt, Auf Wiedersehen sagte. Oder – oh, Haomane stehe ihm bei – die Hohe Frau der Ellylon. Oh ihr Schöpfer! Wie sie über dem Sattelknauf des Heerführers hing, mit herabhängendem bleichem Haar. Wie sie auf der Wiese gelegen hatte, hilflos und ohne zu wissen, was ihr bevorstand. Wie sich ihre weißen Glieder rührten, als der Heerführer ihr den Mantel abnahm. Er hatte diesen Mantel selbst getragen, der noch immer warm war und dem der Geruch ihres Körpers anhaftete.
    Turin konnte sich nicht mehr beherrschen und stöhnte laut auf.
    »Du spürst es.« Hunric sah über seine Schulter, und seine Augen leuchteten. »Wir sind nahe der Mitte, Turin. Der Mitte des Deltas! Ich habe dir gesagt, dass Fürst Satoris’ Gabe an diesem Ort noch lebt.«
    »Nein.« Er schluckte mühsam. Seine Zunge fühlte sich geschwollen an. »Das ist nicht richtig. Es ist verdorben . Es sollte nicht so sein.«
    Der Fährtensucher zuckte die Achseln. »Oh, Tod ist mit im Spiel, das stimmt. Was erwartest du? Der Gottestöter hat ihn bis ins Mark

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