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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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getroffen. Danach konnte nichts mehr so sein wie zuvor. Aber es ist noch immer hier .«
    »Hunric.« Turin, gequält von Juckreiz und Schmerz und Angst, schnürten plötzlich aufsteigende Tränen die Kehle zu. »Es ist mir egal, verstehst du? Wenn es an diesem Ort eine Kraft gäbe, die Fürst Satoris nutzen könnte, dann wäre er hier und nicht in Finsterflucht. Ich bin müde, wund und elend. Ich will nichts anderes als einen trockenen Platz für ein Lager finden, und dann so schnell wie möglich nach Pelmar.«
    Um sie herum tauchte die untergehende Sonne das Delta in
rötlich-goldenes Licht, das auf dem stehenden Wasser schimmerte. Hunric beobachtete den Sonnenuntergang voll Ehrfurcht und befingerte seinen selbst gemachten Speer. Wo war sein Schwert? »Wunderschön, nicht wahr?«, fragte er leise.
    »Hunric!« Er konnte gerade noch die Tränen zurückhalten.
    »In Ordnung.« Der Fährtensucher lächelte ihn an. »Aber du hast unrecht. Hier gibt es noch eine Kraft. Wiedergeburt, Erneuerung. Das alles ist hier, Turin. Hier, am Anfang. Fürst Satoris denkt zu viel an seinen Bruder Haomane und nicht genug an seine eigenen Wurzeln. Die Souma ist nicht die einzige Kraft auf Urulat, weißt du.«
    Die Schatten wurden länger und fielen ostwärts über den Sumpf. Turin stieß in einem letzten Bitten den Atem aus: »Hunric …«
    »Dort.« Der Fährtensucher zeigte nach Norden. Durch das Mangrovendickicht war etwas in der Entfernung zu erkennen, ein großer Hügel, der sich über die trägen Wasser erhob und von einem breiten Palodusbaum beschattet wurde. »Siehst du das? Trockenes Land, direkt in der Mitte des Deltas. Wir werden heute Nacht dort lagern und morgen zur Grenze wandern. Bist du damit zufrieden?«
    Trockenes Land, die Aussicht auf ein Feuer und darauf, die gegrillte Kriechechse zu essen, die letzten Krümel der Haferkekse zu naschen, die fauligen Stiefel auszuziehen und die Blutegel von seinen Beinen zu pflücken. Turin schätzte die Entfernung auf nicht mehr als eine Stunde Marsch durchs Wasser und seufzte.
    »Ja.«
     
    »Hohe Frau?« Tanaros hielt inne, die Faust zum erneuten Klopfen erhoben, als die Tür aufgerissen wurde. Meara.
    Die Irrlingsfrau warf das verfilzte Haar zurück und sah an ihm hinab. »Was bringt denn Euch hierher, Heerführer?«
    »Meara«, sagte er höflich. »Ich freue mich zu sehen, dass es dir gut geht. Ich bin gekommen, um die Hohe Frau Cerelinde zu einem Spaziergang durch den Mondgarten einzuladen.«
    Ihr Mund verzog sich zu einer Fratze. »Oh, tatsächlich , ja?«
    »Meara?« Die Stimme kam aus einem anderen Zimmer, silberhell und klar. »Was gibt es? Ruft mich Fürst Satoris erneut zu sich?«

    Tanaros verlagerte unbehaglich sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und zupfte an seinem Kragen, als Cerelinde den kleinen Flur betrat. »Hohe Frau. Arahilas Mond steht heute Abend voll am Himmel. Ich dachte, es könnte Euch gefallen, den Garten von Finsterflucht zu betrachten.«
    »In der Nacht?« Ihre schönen Brauen hoben sich ein kleines Stück.
    »Es ist ein Mondgarten, Hohe Frau.« Leichte Röte überzog sein Gesicht.
    »Ah.« Sie sah ihn an, ernst und schön, in ein blassblaues Gewand gekleidet. »Ihr würdet mir also gestatten, ein kleines Stückchen Himmel zu sehen.«
    »Das würde ich.«
    »Danke.« Cerelinde neigte den Kopf. »Das fände ich sehr schön.«
    Meara zischte durch die zusammengebissenen Zähne, trampelte durch die Gemächer und kam mit einem perlweißen, spinnwebenfein gewobenen Tuch zurück. »Hier«, brummte sie und warf es Cerelinde zu. »Damit Ihr Euch nicht erkältet, Hohe Frau.«
    »Danke, Meara.« Die Hohe Frau der Ellylon lächelte Meara an.
    »Lasst das.« Sie biss sich auf die Unterlippe, bis Blut hervorquoll, und dann wirbelte sie zu Tanaros herum. »Ich hab Euch gesagt, dass es ein Fehler war, sie hierherzubringen, so schön und freundlich wie sie ist! Habt Ihr nicht geahnt, dass es für uns andere so viel schwerer werden würde, uns selbst zu ertragen?«
    Er blinzelte überrascht und sah ihr nach, als sie davonstürmte und hinter sich die Türen zuschlug. »Ich dachte, sie hätte Euch liebgewonnen, Hohe Frau.«
    »Ihr begreift es nicht, oder?« Cerelinde warf ihm einen mitleidsvollen Blick zu.
    »Nein.« Tanaros schüttelte den Kopf und hielt ihr seinen Arm hin. »Ich verstehe es nicht.«
    Er führte sie durch die schimmernden Flure von Finsterflucht und war sich ihrer weißen Finger, die auf seinem Arm ruhten, und des Saums ihres seidenen Gewands,

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