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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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wirkte. Ihre eigenen Kräfte jedoch gingen zur Neige, wie auch die Vorräte von Beschtanag. Es wäre so einfach, dachte sie, ihn einfach abzulegen und wegzugehen.

    »Fertig!« Sarika steckte eine letzte Strähne an die vorgesehene Stelle und strahlte.
    So einfach, so leicht.
    Stattdessen hob Lilias den Reif und setzte ihn sich auf die Stirn. Der goldene Kreis leuchtete in ihrem dunklen Haar, und der Soumanië lag dunkelrot auf ihrer bleichen Haut. Sie sah majestätisch und wunderschön aus. Das war ihr einmal wichtig erschienen, vor langer Zeit.
    »Gebieterin.« Pietre blieb in der Tür stehen, und auf seinem Gesicht über dem Dienerhalsband zeichnete sich offene Bewunderung ab. »Gebieterin, der Wachhauptmann bittet um Eure Hilfe.«
    Ein Schreck fuhr ihr in die Glieder. »Worum geht es, Pietre?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Gebieterin.«
    Mit Pietres und Sarikas Unterstützung kleidete Lilias sich an und eilte durch die Flure, wobei sie an Dienern und Wachleuten vorüberkam, die zu dieser Stunde, kurz vor dem Morgengrauen, erst halb wach zu sein schienen. Überall spürte Beschtanag den Druck der Belagerung. Man hatte die Rationen halbiert und die Arbeitslast verdoppelt. Die kühle Witterung, ungewöhnlich für die Jahreszeit, hatte sie unvorbereitet getroffen, und sie hatten nicht genügend Feuerholz eingelagert. Schwere Regenfälle ließen die Festung zusätzlich feucht und kalt werden. Die Menschen von Beschtanag begegneten ihr mit deutlicher Abneigung, als sie zur Empfangshalle schritt.
    »Herrin.« Gergon verbeugte sich, als sie eintrat.
    »Gibt es Schwierigkeiten, Gergon?«, fragte Lilias.
    »Ja, den Regen.« Er sah müde und übernächtigt aus, und Tropfen befeuchteten die grauen Härchen seiner Brauen und seines Bartes. »Haomanes Verbündete haben Belagerungstürme gebaut, um die Mauern anzugreifen, und sie über Nacht in Stellung gebracht. Wir haben Pechtöpfe dagegen geschleudert, um sie zurückzutreiben, aber jetzt kommt ihnen der Regen zu Hilfe, und das Holz will nicht mehr brennen. Sie stürmen in großer Zahl auf die Mauer, und ich verliere Männer. Wenn das so weitergeht, haben sie uns in einem Tag erledigt. Könnt Ihr helfen?«
    »Zeigt es mir«, sagte sie.

    Draußen konnte man in der Dämmerung kaum etwas ausmachen, und der Regen prasselte kalt und eklig herunter und hatte die Kapuze ihres Wollmantels in wenigen Minuten durchnässt. An Gergons Arm tastete sich Lilias vorsichtig das Kopfsteinpflaster des Weges hinunter, der den Berg hinabführte. Ihre Mauer stand noch, ein glatter, regennasser Wall aus Granit, aber hier und da überragten ihn die hölzernen Gestelle der Belagerungstürme. Insgesamt waren es vier, Männer und Ellylon standen auf den glitschigen Plattformen, und Schützen mit Kurzbögen verteidigten die Leitern, die in die Festung Beschtanag hinabgelassen wurden. Am Boden angekommen wurden die Angreifer von Gergons Bogenschützen ins Visier genommen, die sich damit schwertaten, bei dem strömenden Regen nach oben zu schießen.
    Eine Leiter nach der anderen kam herab, und Haomanes Verbündete drangen in die Feste Beschtanag ein. Überall entlang der Mauer fanden im Zwielicht kleine Scharmützel statt.
    Ein einsamer Grenzwächter forderte Gergons Wachleute heraus.
    Drei Mittländer wehrten sich verbissen.
    Und sie fielen, fielen und starben, aber für jeden, der starb, rückten zwei weitere nach. Es gab so viele, und so wenige Beschtanager. Wenn es ein langsamer Zermürbungskrieg werden sollte, würde Beschtanag ihn verlieren.
    »Eine Kleinigkeit für einen Drachen«, sagte Gergon ruhig und betrachtete die Belagerungstürme.
    »Nein.« Lilias schlug ihre Kapuze zurück und blinzelte im Regen. »Macht die Katapulte mit den Pechtöpfen bereit«, sagte sie grimmig und betrachtete die Mauer. »Und bringt Eure Bogenschützen in Stellung, Wachhauptmann. Wir brauchen keinen Drachen , um diese grässlichen Türme in Brand zu stecken.«
    Er sah sie einen Augenblick an, dann verbeugte er sich. »Wie Ihr befehlt.«
    Lilias sah ihm hinterher, wie er davonschritt, im Dämmerlicht verschwand und schließlich seinen Soldaten Befehle zurief, während er die steile Steigung erklomm. Die Männer am Fuß der Mauer gehorchten ihm, zogen sich zur neuerlichen Aufstellung bis an die
überdachten Hütten zurück, wo die Wärmefeuer brannten und das Pech in den Kesseln brodelte. Von der Festung ertastete sich nun auch Pietre den Weg zu ihr herüber und brachte einen gewachsten Schirm mit,

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