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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Panik ergriffenes Pferd ruhig zu halten. Dann erklang ein Geräusch, als ob ein straff gespannter Draht reißen würde, und Uschahin Traumspinners Gegenwart verschwand; die Bahn vor ihnen war abgerissen und verschwunden. Es gab nur noch das Hier, und darin befand sich noch jemand anders.
    Dort, starr im roten Lichtschein, stand Malthus der Gesandte, und hinter ihm waren zwei weitere Gestalten von Schatten umgeben.
    Tanaros starrte ihn verständnislos an.
    Einen kurzen Augenblick lang war der Zauberer ebenso überrascht wie er selbst.
    Aber dann dämmerte ein schreckliches Wissen in Malthus’ Augen, denn er begriff schneller, was geschehen war. Er war Haomanes Waffe, dazu geschaffen, Satoris selbst zu besiegen, und die Macht, die er vor sterblichen Augen verbarg, war überwältigend. In der unterirdischen Dunkelheit umgab ihn eine Helligkeit, die in den Augen schmerzte. Die Lippen des Zauberers bewegten sich, sprachen einen Zauberspruch. Sein Bart verlor sich in seinem Gelehrtengewand,
und auf seiner Brust lag der Soumanië; er berief sich auf Haomanes Macht, auf die Macht der Souma. Selbst abgespalten reichte sie, um die Bahnen zu beherrschen.
    »Kehrt um!« Tanaros riss mit der Linken an den Zügeln und schrie über seine Schulter gewandt: »Kehrt um!«
    Es war zu spät. Noch während sein Rappe vor Angst laut wieherte, den Kopf nach unten nahm und sich aufbäumte, brach die Bahn zusammen. Überall machte sich Entsetzen breit. Tanaros fluchte, rutschte beinahe aus dem Sattel und kämpfte gegen die Schwärze. Hinter ihm herrschte das Chaos, als sich die Reihen der Fjel auflösten und sich in schrecklichem Gedränge gegenseitig behinderten. Speros von Haimhault wurde von der schiebenden Masse erfasst, und sein Pferd wurde von den in Panik geratenen Fjel weggedrängt.
    »Heerführer!« Hyrgolfs Gebrüll erhob sich über den Lärm. »Eure Befehle!«
    Irgendwo in Finsterflucht hielt Vorax einen dünnen, verzweifelten Rest der Bahn offen, um den Rückzug zu gewährleisten, und stellte sich unter dem Schattenhelm gegen Malthus’ schreckliche Macht. Tanaros konnte es fühlen, schmecken. Die Bahnen erbebten und dehnten sich unter ihrem Kampf, drohten in endlos viele kleine Wegstücke zu zerbrechen, aber noch gab es eine Hoffnung, einen Verbündeten. »Zurück!«, brüllte er und betete, dass ihn die Fjel hörten. »Marschall, zurück!«
    Dann bäumte sich der Rappe unter ihm auf, und Tanaros wurde aus dem Sattel geschleudert. Der steinerne Boden kam ihm mit Macht entgegen und traf ihn hart. Er bedeckte aus Angst vor den schlagenden Hufen den Kopf. Da er wusste, dass ihn die Bahnen nicht töten konnten, krümmte sich Tanaros um sein schmerzendes, Souma-gebrandmarktes Herz zusammen und hielt sich im Hier und Jetzt, wissend, dass er nichts anderes tun konnte. Irgendwo brüllte Hyrgolf; er versuchte, seine Einheiten in Stellung zu bringen und dem dünnen Band der Hoffnung zu folgen, das nach Finsterflucht zurückführte, in Sicherheit – nun, da die Bahnen zusammengebrochen waren, sie in der Zeit zurückgeschleudert hatten und das Heer geteilt worden war.

    Ein guter Heerführer schützt seine Truppen.
    Alles schien sehr ruhig, die Rufe wichen stumpfem Schweigen, als Tanaros sich aufrappelte, um sich dem Gesandten entgegenzustellen. Er zog sein schwarzes Schwert. »Malthus«, sagte er und wog die Waffe in der Hand, die Klinge, die im Blut des Schöpfers gehärtet worden war. Sein narbenumschlossenes Herz war unerwartet leicht. »Dein Weg ist hier zu Ende.«
    »Dani«, sagte Malthus und beachtete ihn nicht. »Vertraue mir.«
    Ein Junge trat aus dem furchterregenden Schatten des Gesandten und nickte, ein Junge, dunkelhäutig und bescheiden, der von einem wachsamen Beschützer begleitet wurde. Ein Fläschchen aus Ton hing um seinen Hals, von einem groben Band gehalten. Mit plötzlichem Entsetzen erkannte Tanaros, was es enthalten musste. Hier stand also der wahre Feind, der, auf den es ankam. Hier war der Träger aus der Prophezeiung, der das Wasser des Lebens trug, mit dem das Feuermark ausgelöscht werden konnte. Und es war ein Junge, nur ein Junge, ein Steinchen auf Haomanes Spielbrett. Ihre Augen trafen sich, der Blick des Jungen war fragend, unsicher.
    »Nein«, flüsterte Tanaros, »hör zu … «
    Malthus der Gesandte hob seinen Stab, und Licht drang zwischen seinen Fingern hervor.
    Rotes Licht pulsierte, und die Bahnen öffneten sich.
    Licht funkelte in hellem Bogen.

ZWEIUNDZWANZIG
    E s geschah, als sie die Schwelle

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