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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Gemeinsamen Sprache. »Du bist keine Beute.«
    »Doch.« Carfax biss die Zähne zusammen und schwang den Ast gegen den Kopf des Wehrs. »Doch, das bin ich.«
    Der Ast schlug mit schrecklichem Krachen auf.
    Dann gab es ein Durcheinander in der mahlenden Dunkelheit, Rufe und Flüche, das hohe Heulen eines verletzten Wehrs. Funken erhellten die Nacht, und Stahl blitzte auf, während der vierbeinige Tod auswich und mit unfassbarer Geschwindigkeit zur Seite schoss, während scharfe Zähne zupackten und Schnauzen mit Blut befleckt wurden. Irgendwo brüllte Blaise Befehle, und Fianna war nicht mehr
da. Stattdessen waren hier die Wehre, die vor Wut über seinen Verrat heulten und nach seinem Blut gierten, bis sie darüber ihre eigentliche Aufgabe vergaßen. Ohne nachzudenken, drängte sich Carfax gegen Hobards Rücken, als sei der Vedasianer sein Waffenbruder, und kämpfte, ohne auf irgendetwas anderes zu achten, bis der Ast, den er schwang, entzweibrach und er wusste, dass ihm nun der Tod bevorstand.
    »Stakkianer!« Der Vedasianer packte ihn am Arm. »Geh.«
    Carfax starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Geh!« Fluchend deutete Hobard über die Lichtung auf einige schwach erkennbare Reiter, deren Pferde sich in kaum unterdrückter Angst aufbäumten. »Geh, und du wirst vielleicht überleben! Die Pferde sind frisch, und der Ellyl kann im Dunkeln sehen.«
    »Gib mir dein Schwert!« Carfax streckte die Hand aus. »Sei kein Narr, Vedasianer. Ich habe meine Eide gebrochen. Ich bin ein toter Mann, so oder so. Ich werde dir einen Vorsprung erkämpfen. Gib mir dein Schwert.«
    »Stakkianer, wenn ich nicht dafür eingetreten wäre, dich zu töten, dann hätten wir keinen ganzen Tag an diesem Ort verschwendet.« Hobard hieb nach einem der Wehre, die sie umkreisten. »Dies ist mein Schwert, und vor mir gehörte es meinem Vater. Einem wie dir werde ich es nicht übergeben.« Im schwachen Licht der glühenden Scheite lächelte er grimmig. Von einer Wange rann Blut herab, und er sah nicht mehr länger jung aus. »Dies ist mein Tod. Geh.«
    Carfax zögerte.
    »Geh!«
    Er stürzte davon und rannte mit aller Kraft über die verdunkelte Lichtung. Hinter ihm schlossen sich die drei überlebenden Jäger Oronins zusammen und flogen wie ein Speer hinter ihm her. Sie waren schnell und tödlich, mit Zähnen und Krallen bewaffnet und hätten ihn wie ein jähriges Reh erlegen können.
    Aber Hobard der Vedasianer stand zwischen ihnen.
    Einmal, nur einmal, sah sich Carfax um, während ihm die entsetzte Fianna half, auf sein Pferd zu klettern. Er konnte Hobards Gestalt kaum ausmachen, der sich noch auf den Beinen hielt und
unter dem Angriff schwankte. Noch während Carfax zusah, stürzte der Vedasianer auf ein Knie, und die Wehre schlossen sich um ihn, eine trübe Welle rauer Pelze.
    Es war das Letzte, was er sah, als sie flohen.
    Er wusste nicht, um wen er weinen sollte.
     
    Sarika war unachtsam, als sie ihr die Haare flocht.
    »Hör auf!« Lilias schlug die Hand des Mädchens gereizt weg und seufzte dann mitleidig, als sich die graublauen Augen mit Tränen füllten. »Nicht so schlimm, meine Süße. Nur ziehe nicht so sehr.«
    »Gebieterin!«, hauchte sie dankbar. »Ich werde ganz vorsichtig sein.«
    Das war das Mädchen danach auch, und ihre Finger arbeiteten sanft und geschickt. Lilias sah ihr im Spiegel zu, wie sie ihre Zöpfe zu einer eleganten Krone hochsteckte. Ihr hübsches Gesicht war ein Musterbeispiel für Konzentration. Wie musste es sein, keine größeren Sorgen zu kennen? Selbst hier, in der Zurückgezogenheit ihres Ankleidezimmers, war die Belagerung zu hören, ein entfernter Lärm von Männern und Waffen, herausfordernden Rufen und abfälligen Antworten. Lilias hielt den Reif, in den der Soumanië eingelassen war, in beiden Händen. »Sarika?«
    »Gebieterin?« Das Mädchen sah ihr im Spiegel in die Augen.
    »Hast du keine Angst?«
    »Nein, Gebieterin.« Sarika lächelte ihr kleines, zurückhaltendes Lächeln. Um ihren Hals schimmerten die Glieder ihres Dienerhalsbands. »Ihr werdet Beschtanag beschützen.«
    Wer von uns ist an diesen Berg gefesselt?, fragte sich Lilias. Ich dachte, meine kleinen Hübschen wären durch den Bann an mich gekettet, aber nun scheint es, als sei ich es, der gezwungen ist, ihnen Schutz zu gewähren. Sie betrachtete den Soumanië, den sie im Schoß hielt. Seit tausend Jahren hatte er stets ihre Haut berührt, ob sie wachte oder schlief. Licht spielte in seinen rubinroten Tiefen, das unauslöschlich und endlos

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