Elegie - Herr der Dunkelheit
seine Muskeln und bereitete sich auf den
Aufstieg vor. »Du gibst mir dann einen Schubs. Und ihr anderen folgt mir.«
Er sprach nicht, nachdem er sie zu sich gerufen hatte, er schwieg lange Zeit.
Cerelinde saß auf dem Stuhl, den er ihr hingestellt hatte, und sah mit starrem Blick auf das pulsierende Bild des Gottestöters. Wie konnte etwas, das völlig vom Feuermark umgeben war, einen so roten Schein behalten? Es erschien unmöglich.
Er tigerte am Rand des Saales hin und her.
Er war zornig; nein, er war von wilder Wut erfüllt. Sie spürte es auf ihrer Haut, schmeckte es in ihrem Mund. Ein Prickeln wie von Nadeln, wie ein bevorstehender Sturm. Ein kupferartiger Geschmack, aber süß .
»Ihr wisst, was geschehen ist.« Seine Stimme war gedämpft, aber volltönend.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und wünschte, dieses Nein wäre wahr. Es war wahr, jedenfalls zum größten Teil. Ein Plan war gefasst worden und war gescheitert. So viel wusste sie, mehr aber nicht. Die Fjeltrolle waren zurückgekehrt. Und wenn sie von Tanaros sprach, dann heulte ihre Dienerin Meara auf und stürzte aus dem Zimmer. »Ich weiß nichts, Fürst Satoris.«
»Malthus wartete auf uns!«
Dachbalken, unsichtbar in großer Höhe, bebten, als der Schöpfer die Stimme erhob. Cerelinde zuckte zusammen und verschränkte ihre Hände ineinander. Im Licht des Feuermarks hoben sich ihre vorstehenden Knöchel in scharfem Schatten ab. »Fürst Satoris, macht Ihr mich dafür verantwortlich?«
Darauf folgte ein Seufzer.
Er kam aus jeder Ecke des Raumes, und er kam von ihm, ihm . Und dann war er vor ihr, beugte sich zu ihr, wie eine Gewitterwolke sich hinunterbeugen mochte. Die Wölbung seiner Schultern verdeckte das Feuermark. Seine Augen waren tiefrot wie das pochende Herz des Gottestöters. »Nein, Cerelinde. Ich mache nicht die Schuldlosen verantwortlich. Das wäre mehr nach der Art meines Älteren Bruders.«
Sie wich so weit zurück, wie der Stuhl es zuließ. Nun, da er so nahe bei ihr stand, war der Geruch überwältigend: süßer Leichengestank, verbranntes Fleisch und ein Hauch verrottender Pflanzen. Er ließ Angst in ihr aufsteigen, vernunftlose Angst, und noch etwas anderes, eine dunkle und schreckliche Begierde. In die Enge getrieben und voller Furcht, schlug sie mit Worten nach ihm. »Da spricht Eure Eifersucht, Weltenspalter! Was wollt Ihr von mir?«
Der Schöpfer lachte.
Es war ein hohles Geräusch voller Bitterkeit und Verzweiflung. Er neigte den Kopf und hob die mächtigen Hände, um sein Gesicht zu bedecken. Die Hände eines Schöpfers, makellos gestaltet, und dennoch waren sie pechschwarz verbrannt durch Haomanes Zorn. Seine Fingerspitzen pressten sich gegen seine Stirn und drückten in die geschwärzte Haut.
Das war irgendwie das Schrecklichste von allem.
»Was ich will ?« Sein Kopf zuckte wieder hoch, und glutrote Augen starrten zwischen den Fingern hindurch. »Oh, ich will vieles, Haomanes Kind! Ich will meine Unschuld zurück, und die glückliche, glückliche Unwissenheit, die Eurem Geschlecht so lange gute Dienste geleistet hat! Ich will meine Gabe zurück! Ich will meine Schwester Arahila lächeln sehen! Ich will meinen Bruder Haomane am Boden sehen, und den Kopf seines Gesandten auf der Spitze eines Speers!«
»Ich wollte nicht …«, hauchte sie.
»Wer seid Ihr, dass Ihr mich fragt, was ich will?«
Die Worte des Schöpfers prallten von den Wänden und hallten im Saal wider. Das Feuermark flackerte wie zur Antwort auf, ein grelles blauweißes Licht, das messerscharf geschnittene, blendende Schatten warf. Cerelinde hielt sich aufrecht, vor Angst erstarrt, und kämpfte gegen die schrecklichen Ranken des Mitleids an, die nach ihrem Herzen griffen. »Vergebt mir«, sagte sie leise, »Fürst Satoris.«
Die Flammen des Feuermarks wurden kleiner. Die riesigen Schultern des Schöpfers zuckten, oder war das nur ein Trugbild der flackernden Schatten? »Ihr wusstet es nicht.« Seine Stimme war rau und nun von gewöhnlicher Tonlage. »Cerelinde.«
Sie kämpfte erneut eine Welle des Mitleids nieder. »Ich habe Euch nicht angelogen, Herr.«
»Nein.« Wieder seufzte er, und das Geräusch füllte den Saal, dann wandte er ihr das Gesicht zu.»Schöpft nicht zu viel Hoffnung daraus, kleine Ellylfrau. Was geschehen ist, ist geschehen. Wenn meine Pläne vereitelt wurden, dann wurden es die meines Bruders gleichermaßen. Und wenn Tanaros Schwarzschwert im Marasoumië gefangen ist, so ist es der Weise Gesandte
Weitere Kostenlose Bücher