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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Schnee?«
    Unsicher fuhr sie ein wenig zurück. »Gibt es einen solchen Ort, wo uns niemand finden könnte?«
    »Ja.« Die Drachenaugen glühten vor Bedauern. »Und nein. Eine Zeit lang, Liliasss. Nicht mehr. Am Ende würde man unsss immer finden. Ist es dein Wunsch?«

    Sie ging ein paar Schritte, drehte ihm den Rücken zu und sah den Berg hinab. Dutzende von Lagerfeuern brannten an seinem Fuß. Der Abendwind trug leise, ausgelassene Rufe zu ihr hinauf. Innerhalb der Mauern patrouillierten Gergons Wachleute, scharten sich um die Kohlenpfannen oder kauten ihre halbierten Rationen, während sie wachsam nach neuen Angriffen Ausschau hielten. Wie viele, fragte sie sich, würden das Ende dieses Kampfes noch erleben? Sie waren ihr Volk. Eine Generation nach der anderen hatte Lilias mit einem Bann in ihrem Dienst gehalten. Ihre Taten hatten ihnen dieses Schicksal eingebrockt. Es war zu spät, um etwas daran ungeschehen zu machen, und wenn sie schon nichts anderes mehr tun konnte, wollte sie ihr Volk wenigstens nicht im Stich lassen.
    Sie würde mit Beschtanag stehen oder fallen.
    Es war nicht viel, aber mehr konnte sie nicht bieten.
    »Nein«, sagte sie. »Ich werde bleiben.«
     
    Selbst für die Gulnagel war es schwer.
    Den ganzen Tag über sah ihnen Speros mit vor Staunen großen Augen zu. Fjel waren dazu geboren zu graben, nicht zu klettern.
    Und dennoch gelang es ihnen. Sie arbeiteten in Schichten, nachdem sie sich der Riemen entledigt hatten, an denen ihre Waffen befestigt waren. Einer bückte sich neben dem kleinen See und drückte den Rücken durch, um eine breite Fläche zu bieten, dann katapultierte er einen Kameraden in die Höhe. Der andere schoss nach oben, grub seine gelblichen Krallen in die weichen Wände der Felszisterne und schlug mit roher Gewalt Rillen und Vorsprünge zum Festhalten, und der Stein gab unter den starken Schlägen nach.
    Keiner von ihnen hielt es mehr als ein paar Minuten aus, und das war das Problem. Ihr eigenes Körpergewicht war zu groß; hätten sie länger an den Wänden gehangen, wären ihnen die Krallen abgebrochen. Es war Speros, der sie schließlich dazu brachte, die Basis einer Pyramide an dem kleinen See zu bilden, mit ausgestreckten Armen, um ihre Kameraden aufzufangen, die sich an den gefährlichen Abstieg machten. Und sie schafften es. Klaglos arbeiteten sie, Stunde um Stunde, und erkletterten immer wieder die Zisternenwand.

    Fuß um Fuß, unter großen Anstrengungen, zwangen die Gulnagel Stufen in den Fels.
    »Uff!« Der letzte Freiwillige kam herab, und seine Kameraden halfen ihm unter Scherzen wieder auf den Boden. Er stützte seine Hände auf den massigen Schenkeln ab und wartete, bis er wieder zu Atem kam. »Ich denk’ mal, wir haben es geschafft, Anführer«, sagte er gut gelaunt, als er seine Stimme wiederfand. »Nur ein paar Fuß unterm Rand, jedenfalls ungefähr. Willst du hoch?«
    Speros hielt sich an der nächstbesten Schulter fest, lehnte sich über den tödlichen See und reckte den Hals, um nach oben zu sehen. Blasse Sterne blinkten am weit entfernten Himmelsfleck, der sich von der dämmrigen Umgebung abhob. »Was ist da oben?«
    Die Gulnagel sahen von einem zum anderen und zuckten die Achseln.
    »Da ist es heiß«, meinte einer von ihnen schließlich, um etwas beizutragen. »Wird immer heißer, je höher man kommt.«
    »Da lebt nichts, denk ich«, fügte ein anderer hinzu. »Ruhig isses jedenfalls.«
    »Nun gut.« Speros kaute an einem Daumennagel und dachte nach. Die Gulnagel warteten geduldig und sahen ihn an. Nun, da Heerführer Tanaros nicht mehr da war, war er ihr Befehlshaber; er gehörte zu Arahilas Kindern und verfügte über Haomanes Gabe. Es war im Grunde aberwitzig. Er war mit Schreckensgeschichten über die Fjel groß geworden. In Haimhault drohten Eltern ihren Kindern, sie an die Fjeltrolle zu verfüttern, wenn sie sich nicht gut betrugen, jedenfalls hatte seine Mutter das oft genug getan. Und jetzt saß er hier mit vier Fjel, die geduldig auf seine Befehle warteten. Nun, er hatte seine Entscheidung getroffen, und jetzt musste er mit ihr leben. Aber es war doch gar nicht so schlecht, oder? Nur wenige sterbliche Menschen konnten von sich sagen, dass Fjeltrolle auf ihre Befehle gehört hätten. »Ja, lasst es uns versuchen. Bei Nacht ist es besser als bei Tag, da wären wir, wenn wir oben herauskriechen, reine Zielscheiben. Odrald, willst du den Anfang machen?«
    »Ja, Anführer!« Der kleinste der Fjel salutierte vor ihm.
    »Gut.« Speros dehnte

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